Bad Honnef – Moritz Weber und Martin Mennekes von der Bonner Sportgruppe Barmadness machten am Freitag schon mal vor, wie man die Calisthenics-Anlage, das neue Outdoor-Sportgerät auf der Insel Grafenwerth, nutzen kann. Ein gehöriges Maß an Fitness scheint dafür nicht zu schaden, die beiden durchtrainierten jungen Männer machten an der Stangenkonstruktion aber Übungen, die an Akrobatik grenzten.
Projekt „Grünes Juwel in neuem Glanz“
Diese neuen Sportmöglichkeiten für Jugendliche im Freien – neben der Stangenkonstruktion auch der neue Multifunktionsplatz für Basketball und Fußball – hob Bürgermeister Otto Neuhoff am Freitag unter anderem hervor, als der offizielle Abschluss der Umgestaltung der Insel Grafenwerth im Zuge des Projekts „Grünes Juwel in neuem Glanz“ begangen wurde. „Das Ergebnis kann nur überzeugen“, sagte Neuhoff. „Die Akzeptanz ist überragend.“Nachdem die Nordspitze der Insel mit den Spielplätzen für Kinder unterschiedlichen Alters im August 2020 eröffnet wurde, sind nun auch der zweite und dritte Bauabschnitt erledigt.
Dazu zählen die neuen Outdoor-Sportanlagen, aber auch neue Sitzgelegenheiten und der Rückbau der bis zu sieben Meter breiten Wege an der Promenade auf einheitlich 3,50 Meter. Eine beige „Possehl-Beschichtung“ ersetzt den Asphalt; sie werde sich im Sommer deutlich weniger aufheizen, betont die Stadt. Die Wiese im Zentrum der Insel, auf der im Sommer 2022 nach den derzeitigen Plänen sechs Open-Air-Konzerte stattfinden sollen, blieb unverändert.
3,3 Millionen Euro waren für das Projekt geplant, 3,4 Millionen sind es laut Neuhoff geworden – in Zeiten explodierender Preise im Bausektor wohl absolut im Rahmen. Zwei Millionen Euro flossen an Zuschüssen durch Bund und Land. Überraschungen habe es durch Bauschutt und teerhaltige Baustoffe im Boden gegeben, die teuer entsorgt werden mussten, erinnerte Neuhoff. Und neben einem kurzen Baustopp im Rahmen einer Klage des BUND habe auch das erste Hochwasser seit 20 Jahren für Probleme gesorgt. Denn das Gesamtprojekt habe vor Ende dieses Jahres abgeschlossen werden müssen, damit die Fördergelder nicht verfallen.
Die Grafenwerther Brücke
Die 1911 bis 1912 erbaute Grafenwerther Brücke, die einzige Zufahrtsmöglichkeit zur Insel, zähle mit ihren 110 Jahren „weltweit zu den ältesten Bauwerken aus Beton“, sagte am Freitag Gereon Lindlar vom Büro für Restaurierungsberatung (Bonn). Sie habe sich „enorm gut gehalten“ und „ist zu retten“, sagte der Experte über die in diesen Tagen begonnene Sanierung des Denkmals. Rund zwei Jahre sollen die Arbeiten dauern und voraussichtlich 3,2 Millionen Euro kosten. 525 000 Euro fließen an Zuwendungen durch den Bund und das Land NRW.
2014 war das Bauwerk überprüft worden. Ergebnis: Eindringendes Wasser hat der Substanz derart geschadet, dass die Tragfähigkeit nur noch eingeschränkt gegeben ist. Die zulässige Höchstgewicht von Fahrzeugen wurde auf 16 Tonnen reduziert; die Brüstungen wurden durch U-Profile aus Stahl vor dem Umkippen gesichert. Die Brücke ist 130 Meter lang und wurde nach Angaben der Stadt zuletzt 1973 aufwendig saniert. (csc)
In den Unterlagen der Stadt wurde gestern einmal mehr auch der ökologische Aspekt des Projekts hervorgehoben. 1065 Quadratmeter Asphaltfläche seien entsiegelt, über 6000 Quadratmeter mit Wildblumensaatgut aufgewertet und „unzählige“ neue, vorwiegend heimische Bäume gepflanzt worden. Durch die umgebaute Wegeführung bleibe zudem die Südspitze und der geschützte Inselbereich auf der Ostseite (zum alten Rheinarm hin) „allein der Natur vorbehalten“, so laut Pressemitteilung Fabiano Pinto, Geschäftsbereichsleiter Städtebau. Frühere Trampelpfade habe man gekappt, „um der einzigartigen Flora und Fauna in diesem Bereich noch mehr Schutz zuteilwerden zu lassen“.