Der Konjunkturklimaindex sinkt. Was sind die Gründe für die schlechte Wirtschaftslage und welche Branchen sind besonders betroffen?
KonjunkturumfrageIHK Bonn/Rhein-Sieg meldet frostiges Wirtschaftsklima – Sorgenkind ist der Einzelhandel
Die Wirtschaft in der Region Bonn/Rhein-Sieg leidet weiterhin unter einer schwachen konjunkturellen Entwicklung und sieht „noch kein Licht am Ende des Tunnels“, wie IHK-Präsident Stefan Hagen die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg am Dienstag zusammenfasste.
Danach verliert der Konjunkturklimaindex zum Jahresanfang im Vergleich zum Herbst vier Punkte und liegt mit 83 Punkten fast auf dem Tief wie zu Beginn des Ukrainekrieges 2022. Nur auf dem Höhepunkt der Corona-Epidemie im Frühsommer 2020 sei das Klima in der regionalen Wirtschaft „noch frostiger“ gewesen.
Der Index ist ein Mittelwert aus der Lage und den Erwartungen von 1400 befragten Unternehmen in Bonn und im Kreis. Die Referenzzahl liegt bei 100 Punkten: Zahlen, die darüber liegen, deuten auf eine gute wirtschaftliche Entwicklung hin.
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Hohe Energiepreise, Bürokratie und marode Infrastruktur seien Gründe für schlechte Wirtschaftslage
Aktuell wird die Geschäftslage von den Unternehmen als „sehr verhalten“ bewertet, 21 Prozent beschreiben ihre Situation als gut, 27 Prozent als schlecht, 38 Prozent erwarten eine weitere Verschlechterung. Hagen: „Ein Grund für die derzeitige Situation sind die Krisen der Welt“, sie träfen die Exportnation Deutschland besonders stark.
Dazu gebe es hausgemachte Gründe wie hohe Energiepreise und Unternehmenssteuern, „ausufernde Bürokratie“ sowie eine marode Infrastruktur. Die vier Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, darunter auch die Industrie- und Handelskammern, haben Ende Januar in einem gemeinsamen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz ein „kräftiges Aufbruchssignal“ und langfristig verlässliche wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen gefordert; die Politik müsse bei den Unternehmen „wieder mehr Vertrauen aufbauen und Zuversicht für eine gelingende Transformation schaffen“.
Trübes Konjunkturklima quer durch alle Branchen
IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille knüpfte an diesen Brandbrief der Wirtschaft an und sagte am Dienstag, die im Entwurf jetzt vorliegende Kraftwerksstrategie mit geplanten 20 neuen Erdgaskraftwerken müsse schnell umgesetzt werden.
In der Region wirkt sich nach Feststellungen der Kammer das trübe Konjunkturklima quer durch alle Branchen auch auf die Investitionsbereitschaft und die Beschäftigungsabsichten aus. 42 Prozent der Firmenchefs planen mit weniger Investitionen, nur elf Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen, fast doppelt so viele aber Stellen abbauen.
Das trifft vor allem den Industriesektor, dessen Exporte auf niedrigem Stand stagnieren und dessen Aufträge weiter rückläufig sind. Spediteure sind dagegen froh über jeden Brummifahrer, den sie auf der Lohnliste haben, deshalb wollen sie keine Entlassungen vornehmen, obwohl der Klimaindex im Verkehrsgewerbe um fast 30 auf jetzt 58 Punkte abgestürzt ist.
Einzelhandel: IHK-Zentrenmanagement soll Innenstädte beleben
Sorgenkind ist weiterhin der Einzelhandel. Hier gibt der Index um sieben auf 66 Punkte nach. Die Erwartungen der Kaufleute sind laut Hille „düster“, fast die Hälfte rechne mit einer Verschlechterung der Geschäfte. Bei jedem zweiten Einzelhändler seien die Umsätze in den vergangenen Monaten gesunken, jedes dritte Unternehmen plage sich mit Liquiditätsengpässen. Ein Personalabbau scheint deshalb nicht ausgeschlossen.
Die IHK setzt sich für ein Zentrenmanagement ein, um die Innenstädte zu beleben. Hier sollten Kommunen, lokale Wirtschaft oder Immobilienbesitzer zusammenwirken und Themen wie Attraktivität der Citys gemeinsam angehen. IHK-Präsident Hagen monierte in diesem Zusammenhang, dass in Bonn große Marken ihre Geschäfte aufgäben und Gastronomiebetriebe die leeren Ladenlokale übernähmen, die Stadt aber gleichzeitig über eine Verpackungssteuer auf Wegwerfgeschirr diskutiere.
Einzig die in der Region bedeutsame Dienstleistungsbranche kann den Abwärtstrend stoppen und sogar leicht zulegen. Der Index liegt mit 93 vier Punkte über dem Wert im Herbst. Trotzdem erwarten nur 14 Prozent der Dienstleistungsbetriebe eine Verbesserung der Geschäfte, 30 Prozent eine Verschlechterung; investiert werden soll auch in Rationalisierungen. Die dürften dann das Personal treffen.