Schätze des Rheinlands: Das LVR-Landesmuseum Bonn zeigt herausragende Funde aus Archäologie und Paläontologie des Jahres 2023.
Archäologie im RheinlandLVR-Museum in Bonn zeigt herausragende Funde – Keramik vom Kölner Neumarkt begeistert
„Wir haben einen Eisenklumpen vor uns gehabt“, sagte Restauratorin Thea Schuck, „beim Röntgen erst gab es die große Überraschung. Das ist ein Knallerfund.“ Was sich unter dem korridierten Material fand, waren erstaunlich schöne Grabbeigaben eines berittenen, merowingischen Kriegers aus dem 7. Jahrhundert. Grabungsleiter Dáire Leahy hatte seine Bestattungsstätte in Bonn-Beuel frei gelegt.
Die fein ziselierten, silbertauschierten Beschläge, Schnallen, eine wertvolle Goldmünze und die erstaunlich gut erhaltenen Reifen eines Holzeimers füllen eine Vitrine der Ausstellung „Verscharrt, verehrt, versteckt“. Das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) zeigt sie noch bis zum 28. April im LVR-LandesMuseum Bonn.
Dessen Abteilungsleiter für Bestandspflege und Sammlungserschließung, Professor Dr. Michael Schmauder, ordnete den mittelalterlichen Fund als außergewöhnlich ein. Auch er erinnerte sich: „Sie sahen aus wie Kartoffeln mit Lehm verschmiert.“
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Gemeinsam mit dem Leiter des Amtes, Dr. Erich Claßen, dem Direktor des Römisch-Germanischen Museums der Stadt Köln, Professor Dr. Marcus Trier, und Bianca Kühlborn vom Archäologischen Park Xanten stellte er neueste Forschungsergebnisse und herausragende Funde aus Archäologie und Paläontologie des Jahres 2023 vor.
Claßen machte gleich klar: „Es ist nicht damit getan, auszugraben.“ Rund 7000 Gutachten zu Bauvorhaben haben er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr abgegeben, 699 archäologische Maßnahmen angestoßen, 374 Grabungen selbst durchgeführt. Von weniger Aufträgen im Bausektor habe er nicht viel gemerkt.
Er berichtete vom gesetzlich verbesserten Schutz vermuteter Bodendenkmäler und einem neuen Projekt, dem Schadenskataster Hochwasser. Denn bei der Flut 2021 waren auch zahlreiche Bodendenkmäler beschädigt worden.
Die Fundstücke decken einen Zeitraum von 390 Millionen Jahren ab
Die jetzt ausgestellten Funde reichen von 390 Millionen Jahre alten Trilobiten, die in einem Steinbruch in Wiehl entdeckt wurden bis zu einer Tankstelle aus den 1950er-Jahren. Ein reich verziertes Verschlussblech, in Bonn-Castell in einem früheren Stabsgebäude der römischen Legion gefunden, hat noch Schuppen des Panzers.
Geophysikalische Untersuchungsmethoden sprach er ebenso an wie die vom Amt registrierten Metallsondierer, die wichtige Unterstützung leisten. Kühlborn vom Archäologischen Park Xanten schilderte die neuen Erkenntnisse, die mittels Georadar gefunden worden seien. So konnte das Stadtgebiet der Colonia Ulpia Traiana in Richtung Westen weiter erforscht werden.
Trier vom RGM hab besonders die Funde vom Kölner Neumarkt hervor. Bei der Revitalisierung eines Brunnens aus den 1950er-Jahren konnte er einen 90 Quadratmeter großen Aufschluss realisieren. Gregor Wagner, Abteilungsleiter Bodendenkmalpflege beim RGM, fand das Kiesplanum des wohl unter Erzbischof Pilgrim (1021 bis 1036) angelegten Marktplatzes, der seither nicht erforscht wurde.
Zu den Funden zählte auch eine bislang unbekannte Straße, ungewöhnlich viele Hufeisen, Gebrauchskeramik, vor allem aber die Erkenntnis, dass die römische Weststadt im fünften Jahrhundert viel belebter war, als bisher angenommen.