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Über den Rhein auf den VenusbergStadt Bonn kooperiert für Seilbahn mit Stadtwerken

Lesezeit 3 Minuten
Ein Blick über die Dächer von Bonn-Ramersdorf.

Der Blick über Bonn: über den Dächern von Ramersdorf soll bald eine Seilbahn fahren.

Bonn will schon seit den 1950er-Jahren eine Seilbahn in der Stadt. Bis 2028 könnte das Projekt nun Wirklichkeit werden.

Der Plan einer Seilbahn über Bonn, die den Venusberg mit Beuel auf der anderen Rheinseite verbindet und als Teil des ÖPNV fungieren soll, nimmt immer deutlichere Formen an. In den vergangenen Jahren erreichten die Planungen schon einige Meilensteine. Jetzt geht die Stadt den nächsten Schritt und will mit den Stadtwerken Bonn (SWB) einen Kooperationsvertrag für die Seilbahn abschließen.

Der Stadtrat der Bundesstadt hat die Verwaltung am Donnerstag, 14. März, beauftragt, auf Basis einen schon gemeinsam mit den SWB erarbeiteten Entwurfs den Kooperationsvertrag abzuschließen, teilte die Stadt am 15. März mit. Damit kann die Konzeption nun in die nächste Phase gehen.

Seilbahn soll in Bonn wichtige Rolle bei Mobilitätswende spielen

„Die Bonner Seilbahn wäre die erste urbane, in den öffentlichen Nahverkehr eingebundene Seilbahn in Deutschland, die mit einem normalen Nahverkehrsticket wie dem Deutschlandticket genutzt werden kann“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Laut eigener Aussage sei die Stadt Bonn bei dem Projekt so weit wie keine andere Kommune in Deutschland. „Gemeinsam wollen wir die Seilbahn als Teil der Mobilitätswende in Bonn zum Erfolg führen.“

Mit dem Kooperationsvertrag wird die weitere Vorgehensweise für das Projekt Seilbahn geregelt. „Es freut mich, dass wir dieses Leuchtturmprojekt gemeinsam mit den Stadtwerken Bonn weiter voranbringen werden“, sagt Stadtbaurat Helmut Wiesner.

Der Trassenverlauf wird schematisch auf der Stadtkarte Bonn dargestellt und velräuft vom Venusberg ins Tal, über den Rhein nach Ramersdorf.

Der Trassenverlauf für das Seilbahnprojekt in Bonn, sowie Haltestellen.

Zunächst müsse nun die technische Planung überarbeitet und verfeinert werden, so die Stadt Bonn. Dazu gehöre auch, dass der Verlauf der Trasse nach Abstimmung mit betroffenen Anliegern und Anliegerinnen angepasst wird und die Endstationen auf dem Gelände des Uni-Klinikums am Venusberg und am Schießbergweg in Beuel-Ramersdorf verschoben werden.

Stadtsprecher Marc Hoffmann teilte auf Anfrage mit, dass die Endstation in Beuel-Ramersdorf einige Meter nach Norden verschoben werden müsse, um Gebäude besser „überfliegen zu können“. Auch die Endstation am Venusberg werde nur um einige Meter versetzt. Dadurch müsse die Seilbahn jedoch „nicht mehr so steil den Venusberg hinauffahren“ und das Gebäude der Endstation könne niedriger stehen.

Seilbahn in Bonn: Windverhältnisse und Baugrund müssen geprüft werden

Für die weiteren Planungsschritte hat die Stadt unter anderem Kontakt mit der Deutschen Bahn, der Landesluftfahrtbehörde, Betreibern von Richtfunktrassen, der Bezirksregierung Köln für das spätere Planfeststellungsverfahren, dem LVR und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein aufgenommen. Mit den Behörden und Interessengruppen liefen nun Vorabstimmungen. Außerdem erstelle die Verwaltung aktuell ein Lastenheft für die Seilbahn-Stationen, in dem auch weitere Nutzungen wie Mobilstationen, Fahrradabstellanlagen und Bike-Sharing aufgeführt werden sollen.

Damit eine funktionale Ausschreibung für einen Seilbahnhersteller erfolgen kann, wurden Vorgutachten in Auftrag gegeben und erarbeitet. Darunter ein meteorologisches Gutachten für die Gesamttrasse, um die klimatischen Bedingungen, wie Wind, Schnee, Eis, Gewitter als Grundlage für den Betrieb der Seilbahn zu ermitteln. Ein aerodynamisches Gutachten mit einem Windkanalversuch solle die Einflüsse des Posttowers und der Nachbarbebauung auf die Windverhältnisse für die Seilbahntrasse ermitteln.

Schon im Februar 2024 hatte die Stadt Bonn einige Wege und Straßen am Venusberg gesperrt, um Bodenuntersuchungen für die erforderlichen Seilbahn-Gutachten vorzunehmen. Diese finden im Zuge des geologischen Vorgutachtens und Baugrundgutachtens entlang der Trasse statt.

Weitere Gutachten zu Schallschutz, Umweltauswirkungen und Überschwemmungsgebieten sollen noch beauftragt werden.

Die Stadt rechnet laut eigener Aussage damit, dass sie im ersten Halbjahr 2024 einen „Projektsteuerer und Fachplaner“ beauftragen kann. Verlaufen die Planung und der Bau reibungslos, könnte die Stadt Bonn schließlich frühestens 2028 eine funktionstüchtige Seilbahn haben, also in etwa vier Jahren. Falls es so kommt, wären zwischen der Machbarkeitsstudie aus den Jahren 2016/17 und der ersten Fahrt gerade einmal zwölf Jahre vergangen.

Für ein Projekt dieser Größenordnung – immerhin soll die Seilbahn täglich etwa 15.000 Menschen transportieren – wäre das in Deutschland erstaunlich wenig Zeit. Vergleichbare schienengebundene Projekte – zum Beispiel die Verlängerung der S13 von Troisdorf bis Bonn-Oberkassel oder die Westbahn genannte Straßenbahn zum Bonner Hardtberg – benötigen meist Jahrzehnte von der ersten Planung bis zur ersten Bahnfahrt. (mit ps)