Der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel will die denkmalgeschützte Kirche St. Josef in Eitorf kaufen. Nur ein Passus im Vertrag ärgert ihn.
St. Josef in HarmonieBananensprayer Thomas Baumgärtel will Kirche in Eitorf kaufen
„Ich habe alles stehen und liegen gelassen und bin hingefahren!“ Als der Kölner Bananensprayer Thomas Baumgärtel bei seiner Ausstellung in der Galerie Incontro von Eitorfs Kulturmanager Thomas Feldkamp vom Verkauf der Kirche St. Josef in Harmonie erfuhr, war er begeistert.
„Das ist eine Rundkirche, alles an ihr ist schön: die Backsteinarchitektur, der Fußboden, die Holztüren“, schwärmt er im Telefonat mit dieser Zeitung aus dem Skiurlaub in Österreich. Vor 15 Jahren habe er eine Kirche von Gottfried Böhm in Hürth nicht gekauft, die dann an die Galerie Jablonka ging.
Baumgärtel will die Kirche in Eitorf als Museum für seine Werke nutzen
Jetzt sah er seine zweite Chance: „Die in Eitorf ist noch schöner. Sie hat glatte Wände, ein Oberlicht – sehr geeignet, um meine Kunstart zu zeigen.“ Nichts am denkmalgeschützten Gebäude, das Böhm-Schüler Hans Lob aus Siegburg 1970 als Filialkirche zu St. Patricius fertigstellte, wolle er ändern, sagt der Kölner Künstler. „Ich will sie ganz leer lassen, sehr museal. In 40 Jahren habe ich so viele Kunstwerke gemacht, irgendwann muss ich ja entscheiden, wo sie hinkommen.“
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Als Museum und für gelegentliche Veranstaltungen will er St. Josef nutzen. Ein Konzept, das dem entsprach, was Thomas Feldkamp mit Alwin Müller vom Heimatverein, Paul Hüsson aus dem Kreis der Unterstützer von St. Josef und Kommunalpolitikern entwickelt hatte. Sowohl bei der Gemeinde als auch beim Kirchenvorstand konnte sich Baumgärtel nach einigem Hin und Her unter 17 Interessenten schließlich durchsetzen, über die Kaufsumme schweigt man.
Der Vertrag liege beim Notar, der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki habe bereits sein Okay gegeben, berichtet Baumgärtel, aber: Das Erzbistum habe einen Passus in den Vertrag geschrieben, den er nicht akzeptieren könne. Es dürfe keine Kunst gezeigt werden, die die Kirche in irgendeiner Form herabsetze, steht da.
„Das ist Zensur“, sagt Baumgärtel. „Ich kämpfe seit fast 40 Jahren für die Freiheit. Ich lasse mich nicht einschränken. Ich werde diesen Passus nicht unterschreiben.“ Es sei nicht seine Absicht, die Kirche herabzuwürdigen, aber: „Jeder soll glauben, was er will.“ Er wolle St. Josef kaufen und Kunst ausstellen – fertig. Wenn sich das Erzbistum darauf nicht einlassen wolle, dann platze das Geschäft. Und das, obwohl Baumgärtel sein Herz schon an St. Josef verschenkt hat. Wohnen aber will er dort nicht, auch kein Atelier einrichten; es soll allein als Kunstort genutzt werden.
Die Museumspläne sollen eine Krisensitzung in Köln ausgelöst haben
In Köln habe seine Ankündigung, ein Museum im Umland zu kaufen, bereits zu einer Krisensitzung mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker geführt, berichtet der Bananensprayer. Ein solches Museum müsse in Köln sein, fand man in Baumgärtels Heimatstadt. Einige seiner Sponsoren jedoch zeigten sich bereits von der Idee, ein Museum in der Eitorfer Kirche einzurichten, begeistert.
Und auch an der Oberen Sieg freut man sich, dass die Kirche, um deren Erhalt zwei Jahre lang gekämpft wurde, nun zum Kulturort werden soll: „Es wäre toll für Eitorf“, sagt Baumgärtels Eitorfer Galeristin Carmen Vetere, „Er ist ja ein Magnet. Das wäre endlich mal eine schöne PR für den Ort, wir haben dann schon zwei Kunstpunkte hier.“
Zustand des Bauwerks wohl nicht so schlecht wie bisher angenommen
Eine Sonderstellung im Werk des Architekten Hans Lob nehme St. Josef ein, argumentierte der LVR. Auch die Gemeinde Eitorf sprach sich für den Denkmalschutz aus, der im Juli 2021 kam. Dies ging zurück auf eine Initiative der Unterstützer von St. Josef, die für den Erhalt kämpften. Die Profanierung konnten sie aber nicht verhindern.
Der bauliche Zustand sei gar nicht schlecht, berichtet Eitorfs Kulturmanager Thomas Feldkamp von einer Begehung mit einem Architekten: „Das Dach ist super, die Heizung total brauchbar.“ Auch das Problem des eindringenden Wassers im Keller sei schnell lösbar. Der schlechte Zustand des Bauwerks war vom Kirchenvorstand als einer der Hauptgründe für den Verkauf angegeben worden, es gebe einen Sanierungsstau von 200.00 Euro hieß es. (seb)