„Geordnete Finanzen zu hinterlassen war mir nicht vergönnt, eigentlich hochgradig frustrierend“, sagt der 65-jährige Kämmerer.
Nach 43 JahrenEitorfs Kämmerer Klaus Strack geht in den Ruhestand
Eigentlich hatte sich Klaus Strack einen anderen Job im Eitorfer Rathaus ausgesucht. Als ihm als einem der besten Absolventen des dualen Studiums zum Diplom-Verwaltungswirt in der Eitorfer Verwaltung und an der Fachhochschule in Köln die Wahl zwischen zwei offenen Stellen gelassen wurde, entschied er sich für das Hauptamt. Und was passierte? „Ich bin auf den anderen Job gekommen.“
Für den jungen Eitorfer zunächst ärgerlich, war diese Entscheidung für die Kommune ein Glücksgriff: Denn Klaus Strack kam in die Kämmerei. 43 Jahre hielt er die knappen Finanzen der Siegkommune ebenso konsequent wie eloquent im Griff, meisterte vier Haushaltssicherungskonzepte, übernahm zeitweise noch zusätzlich das Schulamt. Nun geht er zum 1. Oktober in den Ruhestand, am Freitag, 27. September, ist sein letzter Arbeitstag. Sein Nachfolger Peter Bohlscheid sitzt längst fest im Sattel.
Kämmerer Klaus Strack: Sein zweites Haushaltssicherungskonzept für Eitorf war wegweisend
„Das ist ein Job, da muss man auf spezielle Weise gepolt sein“, sagt Strack über die Position des Kämmerers. Zahlenverständnis brauche man, und das bewies der gebürtige Eitorfer eindrucksvoll, nachdem er Ende der 80er Jahre zum Abteilungsleiter befördert wurde. Sein zweites Haushaltssicherungskonzept für Eitorf war so wegweisend, dass man ihn aufforderte, es in Düsseldorf einzureichen. „Da war klar, ich kann es irgendwie“, erinnert sich der Kämmerer.
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Denn wo im Gesetzestext bislang nur lose Fragmente zum Umgang mit Konsolidierungsmaßnahmen für kommunale Haushalte vorlagen, hatte sich Strack weitreichendere Gedanken über die Aufgabe gemacht, innerhalb von zehn Jahren wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen: „Wie ist die Zielrichtung? Wie binde ich die Politik mit ein?“
„Kämmerer in einer Kommune zu sein, die Strukturprobleme hat, ist nicht vergnügungssteuerpflichtig“, sagt er rückblickend. In seine Amtszeit fielen der Niedergang von Schoeller Wolle, die angekündigte Schließung des Eitorfer Standorts von ZF Friedrichshafen zum Ende nächsten Jahres, zuletzt die Insolvenz von Krewel & Meuselbach.
Zusätzlich übernahm der Kämmerer zeitweise auch noch das Schulamt in der Gemeinde Eitorf
Neuansiedlungen aber sind nicht so einfach möglich: „Eitorf ist nicht in der Lage, beliebig Gewerbegebiete auszuweisen“, so der Kämmerer. Aus eigener Kraft sei eine so strukturschwache Kommune wie Eitorf nicht in der Lage, schwarze Zahlen zu schreiben. Er sei mit seinem Latein da inzwischen am Ende, gibt Klaus Strack offen zu. „Geordnete Finanzen aufzubauen und zu hinterlassen war mir nicht vergönnt, eigentlich hochgradig frustrierend.“
„Man geht mit Hurra ins erste HSK, vielleicht auch noch ins zweite“, sagt der 65-Jährige. „Aber irgendwann schwindet die Akzeptanz, es wird erwartet, es aus eigener Kraft herauszuschaffen.“ Nicht wieder in tiefrote Zahlen abzurutschen, das ging im letzten Doppelhaushalt nur noch durch eine Erhöhung der Grundsteuer B. „Ich habe so viele Menschen in meinem Büro sitzen gehabt, die das Gefühl hatten, sie zahlen immer mehr und bekommen keine Gegenleistung“, berichtet Strack.
Ein Gefühl, das er selber kennt: Immer wieder mahnte der Kämmerer beim Bund an, die Kommunen nachhaltiger zu unterstützen. In seiner Funktion als Sprecher der Kämmerer im Rhein-Sieg-Kreis, die er von 2007 bis 2021 innehatte, verfasste er mit den Kollegen zahlreiche Schreiben an alle Instanzen, an den Kreisfinanzausschuss, an die Bundestagsabgeordneten. Der Kampf gegen diese Windmühlen habe die Kämmerer aus den Kommunen zu einer verschworenen Einheit zusammengeschweißt, erzählt Strack. „Jeder akzeptiert und unterstützt den anderen. Ganz, ganz großes Kino.“
Den Vorsitz der Kämmererrunde gab er 2021 ab, als er erneut das Schulamt der Gemeinde Eitorf übernahm, zusätzlich zu seinen Posten als Amtsleiter der Kämmerei und Teil des Verwaltungsvorstands. Der Arbeitsalltag bestand aus Zwölf-Stunden-Tagen und der Herausforderung, die Eitorfer Schullandschaft neu zu organisieren. Die Grundschulverbünde wurden unter Stracks Ägide gegründet.
Als Ausgleich entdeckte Klaus Strack das Weitwandern und umrundete den Rhein-Sieg-Kreis
Als Ausgleich entdeckte er das Weitwandern, umrundete den Rhein-Sieg-Kreis, überquerte die Alpen, fotografierte und veröffentliche Bücher. Das werde er sicher weitermachen, sagt Strack, auch sich im sozialen Bereich ehrenamtlich zu engagieren, könne er sich vorstellen, schließlich war er lange im CVJM in Siegburg. „Aber erstmal muss ich in diesem anderen Leben ankommen. Versuchen durchzuschlafen. Ein Buch lesen und am nächsten Tag noch wissen, was ich gelesen habe.“
Und was machte Klaus Strack am ersten Tag im Ruhestand? „Da gehe ich auf dem von mir konzipierten Rhein-Sieg-Trail im Rahmen der Bergischen Wanderwoche, mit einer Gruppe von 20 Leuten!“