Hennef – Eigentlich hätte das großformatige Banner der Ortsgruppe Hennef des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs schon Ende März seine Premiere haben sollen. Pünktlich zum Mobilitätstag am 29. März hatten die Vertreter der Ortsgruppe ihre Forderungen an die Politik in Größe eines Bauzauns fertiggestellt.
„Wir wollten das Plakat auf unserem Stand präsentieren und hatten sogar zwei Exemplare. Eins für jede Seite eines Bauzauns“, sagte der Ortsgruppen-Sprecher Sigurd van Riesen. Doch dann wurde der Mobilitätstag auf den Juni verschoben und mittlerweile ganz abgesagt, so dass die Radler erst im März 2021 ihre Forderungen hätten proklamieren können. Und so lange wollten sie auf keinen Fall warten.
„Am Bahnhof war mal eine Radstation geplant“
In Gesprächen mit dem Bauunternehmer Clemens Wirtz, der gleich neben dem Busbahnhof einen großen Komplex baut, einigte sich das Team auf die Nutzung eines Bauzauns. Nun prangt das Banner an exklusiver Stelle, denn der Verkehr ist hier sehr dicht. „Wir sind der Auffassung, dass Hennef fahrradfreundlicher werden muss. Von daher ist ein Mobilitätskonzept für die gesamte Stadt nötig“, so van Riesen, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern Franz Böhm, Horst Peters, Dietrich Lohmayer und Brigitte Hildebrandt als Team die Punkte abgestimmt hat.
Für die Radstation am Bahnhof Hennef gibt es diese Forderungen:
■Weitere Fahrrad-Stellplätze
■Mehr Fahrradstraßen quer durch Hennef
■Vernetzung mit den Radpendlerrouten in der Region
■Tempo 30 bei Mischverkehr mit Radfahrern
■Sichere Radrouten zu allen Schulen und Obergemeinden
■Kein Überholen von Radfahrern auf der Frankfurter Straße
■Rotflächige Markierung von Radwegen an Gefahrenstellen
„Wir möchten, dass die Fahrradfahrer in Hennef gleich bewertet werden und somit der Stellenwert des Fahrrads aufgewertet wird“, so van Riesen, und Dietrich Lohmayer erklärt den ersten Punkt auf der Liste: „Am Bahnhof war eigentlich mal eine Radstation geplant. Dazu ist es leider nicht gekommen. Auch vom ADFC zertifizierte Fahrradabstellplätze fehlen.“
Es gebe in ganz Hennef nur zwei Fahrradstraßen, doch die seien „gut versteckt am Stadtrand“, bemängelt die Gruppe. „Die Kurhausstraße würde sich als Fahrradstraße anbieten als Umgehung der Bonner Straße und der Frankfurter Straße“, schlägt Franz Böhm vor. Anträge waren immer abgelehnt worden.
Die neue Straßenverkehrsordnung sieht seit April vor, dass Autofahrer mit einem Mindestabstand von 1,50 Metern Fahrradfahrer überholen müssen. Außerorts sogar zwei Meter. „Eigentlich dürften somit auf der Frankfurter Straße überhaupt keine Fahrräder mehr überholt werden“, betont van Riesen, der zudem bemängelt, dass es immer noch keine Pendlerroute nach Uckerath gebe.
ADFC: 2019 starben bundesweit 450 Fahrradfahrer
450 tote Fahrradfahrer gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. Fehlender Mindestabstand sei häufig eine Ursache gewesen, fügt Lohmayer an. Hennef sei eine Stadt mit 100 Dörfern und dank E-Bikes gebe es wesentlich mehr Verkehr auch in die höher gelegenen Ortschaften. Doch zum Beispiel Happerschoß und Heisterschoß seien mit dem Rad nur schwer zu erreichen, ohne ein hohes Risiko einzugehen.
„Das Mobilitätskonzept ist ausgedacht, doch auch wegen Corona stockt jetzt alles. Der Arbeitskreis Verkehr tagt erst wieder nach der Kommunalwahl“, kritisiert der ADFC-Sprecher. Auch für die anstehende Kommunalwahl hat sich der Ortsverein etwas ausgedacht. Der Bürgermeister, die Kandidaten und die Parteien im Rat erhalten in den nächsten Tagen einen Fragenkatalog mit 14 Fragen als Wahlprüfsteine. Die Ergebnisse sollen noch vor der Wahl im September veröffentlicht werden.