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FernsehkarriereAndré Müller aus Hennef ist der jüngste Fernsehregisseur des WDR

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Der Herr über die Fernsehbilder: WDR-Regisseur André Müller.

Hennef – André Müller hat mit seiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton beim WDR offenbar alles richtig gemacht. Nachdem er anschließend ein Jahr als Bildmischer gearbeitet hatte und dann bekanntgab, kündigen und an der Filmuniversität Babelsberg Filmregisseur studieren zu wollen, machte ihm Programmdirektor Ullrich Deppendorf ein Angebot: „Du kannst das machen, aber wenn Du bleibst, hast Du in vier Jahren eine Festanstellung.“

„Das war mir natürlich lieber als weiteres Lernen“, erzählt Müller. Deppendorf hielt das Versprechen. 2010 hatte der gebürtige Siegburger, damals 27 Jahre alt, den Vertrag als Fernseh-Regisseur in der Tasche. Er ist noch heute der Jüngste in der Regie-Gilde des WDR.

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Der Regisseur als Schlagzeuger der Band Dryade.

Die Jugend des Neuen überraschte anfangs besonders die Menschen vor den Kameras, berichtet er. „Wer führt denn hier eigentlich Regie?“ habe Guido Cantz bei Aufnahmen für „Quiz für den Westen“ ausgerechnet ihn gefragt: „Wir erzählen uns heute noch davon, wenn wir uns sehen.“

Alles zum Thema Hart aber fair

Müller, der mit Frau und zwei Kindern in Hennef lebt, bezeichnet sich als „sehr humorvoll.“ Sein „Ja“ auf die Frage der Vorgesetzten, ob er Karneval möge, wurde mit dem Amt des Karnevalsbeauftragten „belohnt“. Sendungen wie „Der Orden wider den tierischen Ernst“, Fernsehsitzungen und Karnevalszüge liegen in seiner Hand.

Was nicht heißt, dass der Karnevalsfan diesen jetzt hautnah genießen kann. Schon im Vorfeld oblägen Abstimmungen mit Festkomitee, Ordnungsamt und Polizei der Regie, „auch das Gespräch mit einem Heidelberger Professor, der Experte in Sachen »Entfluchtung« ist“. Und wie bei allen Sendungen komme es auf die „richtigen Momente mit den besten Bildern an“, wie der bekennende FC-Fan erklärt: „Wir dürfen da keinen Augenblick unkonzentriert sein.“

Der Regisseur entscheidet

Die Entscheidung über das beste Bild trifft Müller. Das ist bei Frank Plasbergs „Hart aber fair“ so oder beim „Kölner Treff“. Bilder von fünf Kameras laufen bei Bettina Böttingers Sendung im Regieraum auf. Gesichter im Publikum, die Moderatorin, die Befragten, die anderen Teilnehmer, wobei bei den sogenannten „Key-Gästen“ besonders aufgepasst werde, so erklärt Müller. „Da sind selbst kleinste Gesten wichtig.“

Bei Wahlsendungen von Programmdirektor Jörg Schönenborn, von Bundestags- und Landtags- bis Europawahlen – nebst Duellen und Triellen – ist er ebenfalls der Regisseur. „Neutralität und Seriosität sind dabei absolutes Muss“, so der 39-Jährige: „Der Zuschauer soll alle Emotionen mitbekommen, doch alle sollten gut dabei aussehen.“

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André Müller im Studio mit Torsten Sträter.

Willkommene Abwechslung bieten Sendungen mit Torsten Sträter oder „Immer wieder sonntags“ mit Stefan Mross, bei dem die Zügel lockerer geführt werden könnten. Für ihn als „leidenschaftlichen Musikfan“, der in der Hennefer Rockband Dryade mit Jojo Berger (Frontmann von Querbeat) spielte, waren Radiokonzerte von Metallica und Lou Reed genauso „bleibende Erlebnisse“ wie ein Selfie nebst Autogramm, das er als Regisseur bei der Fußballeuropameisterschaft von Bastian Schweinsteiger ergatterte.

Auch bei Großereignissen zählten Handwerk und Team. „Ins Schwitzen“ komme man schon mal, wenn da die horrend teuren Werbeclips eingespielt werden müssen. „Beim Clip einer Brauerei, der exakt drei Sekunden vor Anstoß des Finales laufen muss, achten viele wichtige Menschen darauf, dass kein Fehler passiert.“

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Erste Versuche als Kabelträger unternahm Müller schon als Kind.

Unvorhergesehenes geschehe „nicht selten“ bei Live-Sendungen. Etwa wenn bei Ski-Abfahrtsrennen der Start verschoben wird. „Da wird schnell reagiert, als Aufzeichnungen geplante Parallelwettbewerbe müssen vorgezogen werden.“

Bei Abendveranstaltungen müsse „auf Gedeih und Verderb“ auf den pünktlichen Start der Tagesschau geachtet werden: „Das ist eine heilige Kuh“, wobei ein Elfmeterschießen im WM-Finale schon Vorrang habe. Ob er sich Spielfilme zutraue? „Keine Ahnung“, sagt Müller, „es ist eine Herausforderung, aber es funktioniert im Prinzip gleich: Team, Drehbuch, Künstler.“

Sein Traum? „Der erste erfüllte sich mit meinem Beruf, der zweite ist die Halbzeitshow des Super-Bowl. Da möchte ich Regie führen.“ Und wenn Hollywood anfragt? „Dann sage ich Ja.“