Hennef – „Ich war selbst betroffen und bin es immer noch“, sagte Ranga Yogeshwar den rund 200 Gästen der Informationsveranstaltung „Be prepared – Wie schütze ich mich vor zukünftigen Starkregen-Ereignissen?“. Die Stadt Hennef hatte dazu in die Halle Meiersheide eingeladen. Eindringlich schilderte der Wissenschaftsjournalist Yogeshwar, was der Starkregen am frühen Abend des 4. Juni in seinem Wohnort Lanzenbach gerichtet hatte.
„Wäre es in der Nacht passiert, hätte es Tote gegeben“, vermutete er. Mit kurzen Videosequenzen, die das Geschehen an jenem Abend im Zeitraffer darstellten, demonstrierte er das rasante Ansteigen des Hochwassers auf seinem Grundstück. Die braune Brühe hatte vor seinem in Hanglage stehenden Haus nicht Halt gemacht und „erhebliche Schäden“ hinterlassen.
„Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, richtete der 62-Jährige einen Appell an Politik und Behörden, aber auch an Haus- und Grundstücksbesitzer. Vieles sei in der Vergangenheit falsch gemacht worden.
Als Beispiel nannte er Verrohrungen, „die an Stellen vorgenommen wurden, an denen es nie hätte geschehen dürfen“. Manches sei falsch geplant worden, etwa eine große Wasserdurchführung in Lanzenbach, die im rechten Winkel zur Fließrichtung eines Wasserlaufes gebaut wurde. „Da muss man dem Starkregen erst sagen, wo es hingeht, dann macht er das.“
Personelle Ressourcen für Hochwasser-Aufgaben sind zu gering
An erster Stelle sieht sein Maßnahmenplan vor, den Menschen Informationen an die Hand zu geben, wie die Bedrohung durch Starkregen in ihrem nächsten Umfeld aussieht. „Da muss man auch ein bisschen Druck machen und fragen: Wie ist meine Lage?“
Das gelte auch für Menschen, die weit entfernt von einem Fluss oder Bach wohnen. Yogeshwar: „Schäden kommen auch durch Wasser, das von den Hängen kommt.“ An den Stadtrat richtete der gebürtige Luxemburger den „Appell, keine Freigabe für Bauland in gefährdeten Gebieten“ zu erteilen.
Fehlende personellen Ressourcen nannte der Diplom-Physiker ebenfalls als Problempunkt: „Es sind zu wenige für diese Aufgaben. Wir müssen die stärken.“ Das nicht zu tun, sei fahrlässig und gefährde Menschenleben. Zudem sei technisch und organisatorisch Vorsorge zu treffen: „Das fängt am eigenen Haus an, da helfen oft kleine Maßnahmen.“
Neue Techniken der Rückstausicherungen soll bei Hochwasser helfen
Wie diese aussehen, ließen sich die Besucher hinter der Halle an zwei Ständen des Vereins Hochwasser-Kompetenz-Centrum (HKC) Köln erklären. Der zeigte dort zum Beispiel, wie mit einem Dammbalken-Hochwasserschutz aus Aluminium größere Grundstückseingänge gesichert werden können. Auch die neuen Techniken der Rückstausicherungen demonstrierte das Team von HKC-Geschäftsführer Georg Johann mit der „Flash-Wall“, einer 50 Zentimeter hohen Wassersperre, die in drei Minuten in Hauseingängen angebracht werden könne.
In seinem Vortrag vertiefte Johann die technischen Vorsorge-Möglichkeiten und wies auf die Eigenverantwortung hin: „Die öffentliche Hand kann nicht alles abfangen.“ Zudem erläuterte er den Hochwasser-Pass seines Vereins als Dokument zur Standortanalyse und Bewertung von Privat- und Gewerbe-Immobilien gegenüber Hochwasser und Starkregen.
Dritter im Bunde der Vortragenden war Dr. Volker Erbe, technischer Geschäftsführer der Stadtbetriebe Hennef. Er bilanzierte die Kosten des Juni-Regens, sprach von Schäden bei Stadt und Haushalten in Höhe von knapp 16 Millionen Euro. Erbe veranschaulichte die Gefahr, die von der Komplexität der vielen Bäche im Zusammenhang mit fehlenden Rückhalteflächen ausgeht. Die Frage sei aber auch: „Was können wir uns leisten? Es gibt nie 100 Prozent Schutz.“
In der Diskussion kam von Seiten der Gäste die Forderung nach mehr Rückhalteeinrichtungen zur Sprache, auch Privat- und Vereinsflächen müssten dafür in Betracht gezogen werden.