Hennef – Der 4. Juni ist in die Chronik von Lanzenbach fest eingebrannt. An jenem Tag im Jahr 2021 regnete über dem Höhenzug von Söven und Rott ein ortsfestes Gewitter ab, von 19 bis 20.40 Uhr fielen bis zu 90 Liter auf den Quadratmeter. Das Wasser strömte über die Felder in die kleinen Bäche, die zu reißenden Strömen wurden.
Der Rosentaler Bach wurde an einigen Stellen oberhalb des Dorfes aufgestaut. Als die Wassermassen überquollen, ergoss sich eine Flutwelle durch das Dorf. „Was hier passiert ist, das war das Ahrtal in klein“, sagt der zweite Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, Martin Bette bei einem Treffen unmittelbar vor dem Jahrestag an diesem Samstag.
„Wir haben Glück gehabt. Ein junger Mann hat seine Mutter aus dem Keller in letzter Sekunde nach oben geholt. Wäre das später in der Nacht gewesen, hätte es Tote gegeben“, ergänzt Ranga Yogeshwar, selbst Lanzenbacher und Betroffener.
Der Wissenschaftsjournalist hat ausgerechnet, dass in kurzer Zeit mehr als 200.000 Kubikmeter abgeflossen sind. Das bedeute für die am stärksten betroffene Straße Im Rosental etwa 40 Kubikmeter in der Sekunde.
Eine bis zu drei Meter hohe Welle rollte an
Peter Hoffmann hat die Welle auf sich zukommen sehen, er schätzt sie auf bis drei Meter hoch. Seine Garage wurde zerstört, das Wasser überflutete seinen Keller und stand im Wohnzimmer. Ein Auto der Familie schwamm davon.
Noch heute ist er nicht fertig mit der Sanierung. „Die Heizung haben wir im März bekommen“, erinnert er sich. Rainald Lohmar, Schafhalter ein Stück das Tal hinauf, verlor durch die Flut zwei seiner Tiere, Bernd Siebertz musste seinen Honda S2000 verkaufen.
Der hatte im Wasser gestanden. Dem Besitzer gelang es, rechtzeitig aus seiner Garage herauszukommen, ohne weggeschwemmt zu werden. Häuser, Böschungen, Kanäle, Brücken wurden beschädigt. Ähnliches Leid erfuhren die Menschen in Edgoven, Geistingen und an der Wippenhohner Straße.
Ein Jahr später ist kaum noch etwas von dem Ausmaß der Zerstörung zu sehen. „Die Stadt hat direkt nach dem Hochwasser gute Hilfe geleistet“, betont Bette. Bürgermeister Mario Dahm habe viel möglich gemacht. Bette: „Die Dorfgemeinschaft ist zusammengewachsen.“
Doch die Sorgen der Bürger bleiben. Bei jedem stärkeren Regen sei die Angst wieder da. Die Bürgergemeinschaft hat aus den Erfahrungen mehrere Forderungen entwickelt. Die Trichterung des Rosentaler Baches unterhalb der Landstraße 125 müsse beseitigt, der Durchlass verbreitert und das Geländer verändert werden, damit es nicht durch hängenbleibende Bäume zum Wehr wird.
Die Kanäle dürften erst hinter der L125 in den Bach eingeleitet werden. Insbesondere der Durchlass macht Sorge, nur 3,8 Kubikmeter können in der Sekunde abfließen. Ein Ärgernis sind vielen die noch fehlenden Brücken am Spielplatz und am Campingplatz.
Gerade erstere ist eine wichtige Verbindung im Dorf auch für die Kinder, die jetzt über einen schmalen Gehweg an der vielbefahrenen Strecke ausweichen müssen. Der Landesbetrieb Straßen NRW ist zuständig und informiert worden, doch außer der Eingangsbestätigung und dem Hinweis auf Prüfung sei nichts passiert.
Bürgermeister Dahm und der Vorstand der Stadtbetriebe thematisierten das in Spitzengesprächen, auch die Untere Wasserbehörde sei an dem Thema dran, teilt Stadtpressesprecher Dominique Müller-Grote mit.
Bei den privaten Brücken ist der Rhein-Sieg-Kreis zuständig, bei der Spielplatzbrücke steht ein Gesprächstermin in der kommenden Woche an. Geld ist im Haushalt vorgesehen, es soll aber die Erstellung der Starkregen-Gefahrenkarte abgewartet werden. Das gilt auch für die Wippenhohner Straße, sie soll 2023 abgeschlossen werden.
Die Bürger fühlen sich ungehört. „Wir müssen das jetzt anpacken, die Stadt muss bürokratische Hürden überwinden“, fordert Yogeshwar. Der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, Marcel Mertens, mahnt: „Ich möchte nicht, dass wir jemanden zu Grabe tragen müssen.“