Die Stadt Hennef hat nach dem Starkregen vom 4. Juni 2021 ein Maßnahmenpaket geschnürt. Eine erste Aktion ersetzt einen Damm durch eine Furt.
Nach StarkregenHennef will sich gegen Fluten wappnen
Gut fünf Wochen vor der Flutkatastrophe, die besonders das Ahrtal, Teile von Erftstadt und den westlichen Rhein-Sieg-Kreis getroffen hatte, gab es am 4. Juni 2021 ein verheerendes Starkregenereignis. Nur glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass dabei keine Menschen ums Leben kamen. Insbesondere in Edgoven, Geistingen und Lanzenbach wurden ganze Straßenzüge überschwemmt, Häuser überflutet, und die Eisenbahnunterführung der Theodor-Heuss-Allee stand bis zur Kante unter Wasser.
Aus einer vergleichsweise kleinräumigen Niederschlagszelle hatte es innerhalb von etwa einer Stunde fast 100 Liter auf den Quadratmeter geregnet. Nach einem speziellen Index gilt das als extremer Starkregen. Kleine Bachläufe entwickelten sich binnen kürzester Zeit zu reißenden Strömen, bauten sich an Dämmen zu Wellen auf, die ins Tal rollten.
Damm wurde durch eine Furt ersetzt
Die Stadtverwaltung hat darauf reagiert und ein Maßnahmenpaket angestoßen. Als eine der ersten vorbeugenden Aktionen wurde ein Damm über den Rosentaler Bach, durch den der kleine Wasserlauf verrohrt lief, zurückgebaut und durch eine Furt ersetzt. Dahinter hatten sich damals Wassermassen gestaut, bis sie in einer großen Welle darüber schossen. Teile des dahinter liegenden Campingplatzes wurden zerstört.
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In der Folge erstellten Spezialisten eine Starkregengefahrenkarte, die eine Gefährdungs- und Risikoanalyse ermöglicht. Durch eine sogenannte hydraulische Modellierung wurden in einer Computersimulation besondere Gefahrenpunkte identifiziert. Sie ist Grundlage für ein Starkregen-Risikomanagement, zu dem vor allem auch der Selbstschutz von Bürgerinnen und Bürgern gehört.
Seit dem 1. Juni ist auch eine vom Bundesumweltministerium für zwei Jahre finanzierte Stelle besetzt, die ein Klimaanpassungskonzept erstellt und ein entsprechendes Management in der Verwaltung aufbauen soll. Jetzt schon sind städtische Mitarbeiterinnen zu Starkregenberaterinnen weitergebildet worden. Gemeinsam mit und unter Federführung des Wasserverbandes des Rhein-Sieg-Kreises laufen Planungen für die seinerzeit besonders betroffenen Gewässer.
Für den Limichsgraben gab es eine erste Bürgerinformationsveranstaltung, nach der Sommerpause ist ein Beschluss im Bauausschuss vorgesehen. Wasserverband und Planungsbüros arbeiten unter anderem an neuen Niederschlagsabflussmodellen für den Wolfsbach, der Geistingen überflutet hatte, und den Lüppichsbach, der am 4. Juni Edgoven überschwemmt hatte.
Noch ungeklärt ist die Situation an den Durchlässen unter der Landesstraße 125 durch das Hanftal, speziell in Lanzenbach. Dafür ist der Landesbetrieb Straßen NRW zuständig. Trotz Bitten durch Verwaltung und betroffene Bürger seien nach Kenntnis der Stadt, so Pressesprecherin Mira Steffan, keine Planungen dazu in Arbeit.
Am ersten Jahrestag hatten die Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes bei einer Demonstration auf ihre Interessen aufmerksam gemacht, bislang wohl ohne Ergebnis. Inzwischen sind die Schäden an Wirtschaftswegen und Gräben weitgehend ausgebessert.
Die am 4. Juni 2021 zerstörte Brücke über den Rosentaler Bach im Lanzenbach am Spielplatz soll in diesem Jahr erneuert werden. Sinkkästen und Durchlässe werden durch den Baubetriebshof vorbeugend kontrolliert, wenn Wetterwarnungen vorliegen, wie es zuletzt im Juni der Fall war.
Das Pumpwerk an der Theodor-Heuss-Allee gibt es seit 1998. Es wurde an jenem Abend überflutet, die Schaltanlage fiel aus. Sie ist mit der Maschinentechnik höher gelegt worden. Jetzt können auch mobile Pumpen angeschlossen werden. Derzeit wird geprüft, ob ein Notstromaggregat fest installiert werden kann.
Regenwasserversickerung als Anreiz
Außerdem hat die Stadt zwei neue, mit Dieselmotoren angetriebene Pumpen angeschafft. Zu den weiteren Maßnahmen gehören Flächenentsiegelung, Förderprogramme für Dach- und Fassadenbegrünung sowie die Berücksichtigung von Regenwasserversickerung als Anreiz in neuen Tabellen für die Abwassergebühren.