Bürgermeister Lutz Wagner und ADFC-Vertreter bewerten schlechtes Fahrradklimatestergebnis für Königswinter. Aber es soll sich bald etwas tun.
KlimatestBürgermeister von Königswinter räumt Handlungsbedarf beim Fahrradklima ein
„Das Ergebnis ist schlecht und wir müssen dringend was tun.“ Das sagte Königswinters Bürgermeister Lutz Wagner, als er jetzt zusammen mit Peter Lorscheid und Bernhard Steinhaus vom ADFC Bonn/Rhein-Sieg die Ergebnisse des Fahrradklimatestes 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs genauer analysierte.
Er sei, räumte das Stadtoberhaupt ein, „unzufrieden“, dass die Stadt Königswinter in Sachen Fahrradförderung nicht weiter sei. Er führte allerdings auch einige Punkte auf, bei denen es bald vorangehen soll.
Schlusslicht im Rhein-Sieg-Kreis
Die Stadt Königswinter hat bei dem im April vorgelegten Klimatest im Rhein-Sieg-Kreis das Schlusslicht. Sie hat als Gesamtnote nur eine 4,54 bekommen und liegt damit noch hinter Much (4,39) und Eitorf (4,35).
Alles zum Thema ADFC
- Granate verzögerte Ausbau Freie Bahn für Radfahrer auf dem Rheinradweg bei Königswinter
- Mobilstation Deswegen gibt es in Siegburg große Pfützen unter der Überdachung am Bahnhof
- Überholverbot Schilder auf der Hahnenstraße in Kerpen lassen auf sich warten
- Arbeiten fast abgeschlossen Aufzüge am Bahnhof Leverkusen Mitte können bald genutzt werden
- Gefahren für Radfahrer Aktionstag in Leverkusen: Reflektoren können Leben retten
- Verkehrsachse In Burscheid wird die Balkantrasse weiterhin nicht geräumt
- Stellplätze subventioniert In Siegburg eröffnet ein zweites Fahrradparkhaus
Zudem hat sich Königswinter im Vergleich zu 2020 noch verschlechtert (4,42). Teilgenommen haben diesmal 180 Königswinterer, der Klimatest ist nicht repräsentativ.
Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, hob hervor, dass Königswinter gerade bei den harten Infrastrukturthemen schlechte Noten bekomme. So bei der Breite der Radwege (5,3), der Oberfläche der Radwege (5,1) oder Falschparkerkontrolle auf Radwegen (5,0).
Positiver bewertet wird der Schutz vor Fahrraddiebstahl (3,4) oder die Öffnung von Einbahnstraßen (3,5). Die Erreichbarkeit des Stadtzentrums kommt zwar auf die Note 3,8, liegt damit 1,1 Noten schlechter als der Bundesdurchschnitt ähnlich großer Städte.
Bei den offenen Anmerkungen sprachen die Klimatesteilnehmer einmal mehr die fehlende Berg-Tal-Verbindung für Radfahrer an. Und sie kritisierten erneut die Situation am Rheinufer in Königswinter und Niederdollendorf als „katastrophal“.
Die umstrittene Regelung an der Rheinpromenade in der Altstadt, die zur Fußgängerzone wurde, in der Radfahrer eigentlich Schritttempo fahren und in Höhe der Fähre sogar absteigen müssen, hat nach Überzeugung von Bernhard Steinhaus, Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Siebengebirge, „stark durchgeschlagen“ beim Klimatest.
Berg-Tal-Radweg ein Dauerbrenner
Die Regelung habe zu großer „Unzufriedenheit“ geführt. Der Idee von Peter Lorscheid, den Radverkehr in Fahrtrichtung Bad Honnef an der Clemens-August-Straße auf die Rheinallee zu führen und so die Radverkehrsdichte auf der Promenade zu verringern, stand Wagner zumindest aufgeschlossen gegenüber.
Die gesamte Rheinpromenade soll bekanntlich umgestaltet werden; die Ergebnisse eines Wettbewerbs liegen vor. Und die Politik hat beschlossen, nicht mehr auf die Bahnunterführung Drachenfelsstraße zu warten.
Und was sagt das Stadtoberhaupt? Die Beseitigung von Hindernissen, die Beschaffenheit von Wegen oder die Kontrolle von Falschparkern – alle diese Sachen lägen in der Hand der Stadt, räumte Lutz Wagner ein.
Beim Dauerbrenner Berg-Tal-Radweg, ein wichtiges Thema für viele Bürger bei der Kommunalwahl 2020, ist aus seiner Sicht nur die L 268 zwischen Heisterbacherrott und Oberdollendorf geeignet. Das Problem: Direkt an die Straße grenzt das Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet (FFH-Gebiet).
Entwurf für Radroute liegt vor
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer hat als Lösungsansatz gerade den Abschluss einer Planungsvereinbarung mit dem Landesbetrieb Straßen NRW ins Spiel gebracht. Ein Planentwurf für eine Radverkehrsroute liegt schon vor, betonte Wagner beim Treffen mit dem ADFC.
Für den Ausbau des Radwegs zwischen Bootshaus Oberkassel und Fährstraße Niederdollendorf würden gerade die Auflagen der Unteren Naturschutzbehörde eingearbeitet. Frühestens im Oktober könne Baubeginn sein.
Für die Rheinuferpromenade in Niederdollendorf, für die seit langem Entwürfe vorliegen, solle die Planung wieder aufgenommen werden. Es fehle allerdings zurzeit das Fachpersonal.
Für den östlichen Altstadtradweg, der über weite Strecken parallel zur Bahntrasse bis zum Grünen Weg führt, der aber einige kritische Engstellen hat, gebe es einen Maßnahmen- und Kostenplan. Mängel sollten bald beseitigt werden.
Der Bürgermeister über die Bedeutung des Themas Fahrradmobilität in der Stadtverwaltung: „Wir haben neu priorisiert und sind dabei, unsere Hausaufgaben zu machen.“