Die Macher des Kunstprojekts „HOTSPOT“ in Königswinter kooperieren mit der Jungen Philharmonie Köln. Geplant sind nicht nur Kammerkonzerte im denkmalgeschützten Haus Rebstock.
Junge Philharmonie KölnMusiktalente proben in der Altstadt von Königswinter
„Es ist ein unglaubliches Ambiente“, schwärmt Helmut Reinelt, „man hat das Gefühl, gleich kommt Ludwig van Beethoven um die Ecke.“ Und tatsächlich erinnert der denkmalgeschützte Barockbau aus dem Jahre 1757 mit seinen schweren braunen Holzböden und einem verwunschen wirkenden Innenhof spontan ein wenig an das Beethovenhaus in Bonn, in dem der „Maestro“ 1770 das Licht der Welt erblickte.
Helmut Reinelt, mit Franca Perschen Macher der Kunstaktion „HOTSPOT KW“, befindet sich allerdings zusammen mit Volker Hartung, dem Leiter der Jungen Philharmonie Köln, gerade nicht in Bonn, sondern im Gebäude Hauptstraße 449 in der Altstadt von Königswinter, dem sogenannten Haus Rebstock mit seiner prägenden Werksteinfassade.
Projekt mit dem Augenmerk auf Klassik trägt den Titel „vivace“
Es steht sei 1985 unter Denkmalschutz und soll nun sozusagen den Rahmen bieten für den nächsten HOTSPOT-Baustein, diesmal mit dem Augenmerk auf Klassik und mit dem Untertitel „vivace“. Dass der große Saal im ersten Stock des leerstehenden Hauses durchaus eine sehr gute Akustik hat, beweisen bei dieser Gelegenheit Anna Gertsel (Geige) und ihr Vater Mark Gertsel (Gitarre).
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Als „Ausbildungsorchester“ und „Solistenschmiede“ bezeichnet Volker Hartung die Junge Philharmonie Köln, deren Chefdirigent er seit 1986 ist. Seit zwei Jahren lebt der Musiker, der sein Studium nach eigenen Angaben bei Meistern wie Sergiu Celibidache, Ivan Galamian und Joseph Gingol sowie an der Juilliard-School in New York absolvierte, in Königswinter. Und er schwärmt geradezu von der Stadt mit ihrer Lage im Naturschutzgebiet und ihrer multikulturellen Ausprägung.
Das Haus Rebstock soll nun für zunächst ein Jahr Domizil für Proben der jungen Musiktalente sein, aber auch für Kammerkonzerte genutzt werden, kündigten Reinelt und Hartung kürzlich bei einem Pressegespräch vor Ort an. Auch Konzerte im Innenhof des historischen Ensembles könnte es demnach geben.
Doch die Kooperation soll noch weiter gehen: Zeitgenössische junge Kunst soll mit klassischer Musik unter einem Dach vereint werden, und zwar in dem HOTSPOT-Projekt „factory“, das Reinelt und Perschen in den ehemaligen Zera-Fabrikhallen in der Altstadt initiiert haben, nachdem sie zuvor schon die Projekte „delta“ (Streetart-Kunst an drei Fassaden in der Fußgängerzone) und „residenz“ (die ehemalige WWG-Villa als Wohn- und Arbeitshaus für Künstler) verwirklicht hatten.
In Fabrikhallen unterschiedliche Kunstgattungen zusammenbringen
Die alten Zera-Fabrikhallen seien mit ihrer derzeitigen Nutzung als Mischung aus Atelier und Galerie wie kaum ein anderer Ort geeignet, unterschiedliche Kunstgattungen zusammenzubringen, heißt es in einer Pressemitteilung der „HOTSPOT“-Macher vom „kulturbüro nr.5“ . Man freue sich „auf eine spannende Interaktion von Genres, bei der Streetart auf Beethoven trifft, Vivaldi inmitten von großformatigen Fotografien gespielt wird (...)“.
Volker Hartung plant überdies unter anderem eine Internationale Sommerakademie in Königswinter für Studenten aus aller Welt und ein Jugendorchester als „Talentschuppen“, in dem er in Kooperation mit lokalen Organisationen – etwa der Musikschule – jungen Musikern die Möglichkeit geben will, das Spielen in einem Orchester zu entdecken und zu erleben.
Ein Neujahrskonzert der Jungen Philharmonie Köln steht unter anderem an diesem Sonntag, 1. Januar 2023, um 20 Uhr in der Stadthalle Linz auf dem Programm. Am Montag, 6. Februar 2023, gibt die Junge Philharmonie in der Kölner Philharmonie um 20 Uhr ein Sinfoniekonzert mit Werken von Vivaldi, Mozart und Smetana.