Niederkassel – Wer die zahllosen Radfahrer beobachtet, die sich bei schönem Wetter sowie an Wochenenden und Feiertagen auf dem Radweg des Rheindamms drängeln, könnte meinen, Niederkassel sei eine besonders fahrradfreundliche Stadt. Doch ein vor allem bei Ausflüglern beliebter Radweg, den sich diese noch dazu mit Fußgängern und Skatern teilen müssen, ist noch längst keine Gewähr, dass es in der Stadt auch um das alltägliche Radfahren gut bestellt ist.
Das muss auch die Stadtverwaltung einräumen, die dem Arbeitskreises Nachhaltige Mobilität – ihm gehören neben Vertretern von Verwaltung und Kommunalpolitik auch Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) an – jüngst eine mehrere Seiten lange Liste der „Problemstellen“ auf Fahrradverbindungen in der Stadt vorlegte.
Viele dieser Problemstellen sollen bald schon beseitigt werden. Das sieht ein Beschluss des Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschusses vor, der den Weg zur Schaffung eines „Radnetzes Plus“ freigemacht hat. Dieses Netz von Verbindungen, die auch von Radlern genutzt werden können, soll nach Vorstellung der Verantwortlichen im Rathaus dazu beitragen, dass Niederkasselerinnen und Niederkasseler das Fahrrad künftig auch im Alltag häufiger einsetzen – für Fahrten zu Arbeit, Schule, Ausbildung und Sport, aber auch bei Einkäufen.
Zu diesem Zweck sollen Radweg-Lücken sowohl auf der Strecke zwischen dem Lülsdorfer Fähranleger im Norden, den rheinnahen Stadtteilen und der Mondorfer Fähre als auch auf der Verbindung vom Niederkasseler Stadtgebiet zu den Bahnhöfen in Spich und Troisdorf sowie Porz-Wahn in Köln geschlossen werden. Dafür will die Stadt unter anderem neue Radwege anlegen, Schlaglöcher beseitigen, bislang nicht asphaltierte Wege befestigen und Einbahnstraßen für das Befahren durch Radfahrer in Gegenrichtung freigeben.
Beabsichtigt ist auch, mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu schaffen, in den Ortszentren, an Schulen, Sportplätzen und Friedhöfen, aber in Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel auch auf den Parkplätzen von Supermärkten und Discountern. Erleichtert werden soll bei der Umsetzung des Konzeptes „Radnetz Plus“ auch die Nutzung von Lastenrädern und Rikschas. Dafür sollen Radwege und Stellplätze auf die größeren Abmessungen dieser Fahrräder ausgelegt werden.
Mehrere Hunderttausend Euro in Etat eingestellt
Für die Umsetzung dieser Vorhaben sind im städtischen Haushalt bis zum Jahr 2025 mehrere Hunderttausend Euro vorgesehen. Einer der ersten Schritte soll der Ausbau des Lindholzer Weges als Verbindung von Ranzel nach Porz-Wahn sein. Gedacht ist das Radnetz Plus als Ergänzung zum Rheinradweg und der geplanten Radpendlerroute von Köln nach Bonn, die in Niederkassel entlang der Ortsumgehung verlaufen soll.
Als „guten Tag für den Radverkehr“ bezeichnet der ADFC die Entscheidung des Ausschusses. „Wir freuen uns, dass der Radverkehr derzeit von allen Fraktionen mit einer Vielzahl von Maßnahmen Rückenwind bekommen soll, bis hin zum Einstellen von Haushaltsmitteln in sechsstelliger Höhe pro Jahr“, sagt Peter Lorscheid, der Sprecher der ADFC-Ortsgruppe.Um den Fahrradverkehr als umwelt- und klimafreundliche Alternative zu fördern, müsse die Infrastruktur in der Stadt nun dringend ausgebaut werden.
Wichtig sei dabei vor allem die durchgehende Nord-Süd-Route für den Alltagsverkehr und verbesserte Anbindung der S-Bahn-Stationen in Wahn, Spich und Troisdorf. Der ADFC sei nun sehr gespannt, wie die weitere Umsetzung erster Schritte verlaufe, und „selbstverständlich bereit, sich hier weiter einzubringen“.