Die Corona-Regeln in Altenheimen wurden deutlich gelockert. Wie Pfleger und Bewohner im Rhein-Sieg-Kreis die „neue Freiheit“ erleben.
Erleichterung und UnsicherheitWie Altenheime die Lockerung der Corona-Regeln erleben
Nach 1073 Tagen ist die Corona-Schutzverordnung in NRW ausgelaufen. Zunächst fielen die Masken in Bussen und Bahnen, nun sind auch die Corona-Regeln in den Alten-und Pflegeheimen deutlich gelockert worden. Pflegekräfte und andere Beschäftigte hatten zuvor noch immer eine Maske tragen müssen, und Besucherinnen und Besucher waren verpflichtet gewesen, einen Test vorzulegen. Wir haben uns in Pflegeheimen der Region umgehört, mit welchem Gefühlen Angestellte und Bewohner der „neuen Freiheit“ begegnen.
Das Personal im CBT-Wohnhaus St. Monika in Sankt Augustin empfinde speziell das Ende der Maskenpflicht als Erleichterung, sagt Sprecherin Annette Zang. „Bei der mitunter körperlichen Arbeit war die Maske schon eine gewisse Einschränkung.“ Durch die hohe Impfquote von 98 bis 99 Prozent gebe es inzwischen keine schweren Corona-Verläufe mehr in der Einrichtung. Man könne sagen, dass die Symptome im Falle einer Infektion „sehr milde verlaufen“.
Für die Caritas ist der Wegfall der Testpflicht eine Erleichterung
Gerade im Umgang mit dementen Bewohnern sei es eine deutliche Erleichterung, weil Mimik wieder erkennbar sei und das Miteinander sich dadurch normalisiere. „Man sieht jetzt endlich wieder ein Lächeln, nicht nur an den Augen, sondern auch wieder mit dem Mund.“
Alles zum Thema Corona
- Kongress in Köln Weltweite Messe-Branche feiert Comeback
- Corona-Shitstorm RTL-Star nutzte Hasswelle, um Millionengeschäfte zu machen
- Billigflieger ab Düsseldorf Easyjet kehrt 2025 nach NRW zurück – Diese Ziele werden angeflogen
- „Niemandem zumuten“ Künstler sagt Ausstellung wegen Maskenpflicht in Seelscheider Altenheim ab
- Studie der Postbank Internetnutzung junger Menschen in Deutschland steigt wieder
- „Erfahrungen aus der Pandemie“ Krankenkassen sprechen sich für Erhalt von telefonischer Krankschreibung aus
- Es besteht „interner Klärungsbedarf“ Sondierungsgespräche zwischen CDU, BSW und SPD in Sachsen unterbrochen
Acht Pflegestationen betreibt der Caritasverband Rhein-Sieg im Kreis. Daniela Janßen arbeitet in der Leitung der Caritas-Pflegestation Eitorf-Hennef in Uckerath. „Die Maske ist in den vergangenen drei Jahren so sehr zur Routine geworden, dass das Weglassen auch ein wenig zur Verunsicherung führt“, berichtet sie.
„Wir werden sicher irgendwann zur Normalität zurückfinden, aber das müssen wir erst wieder lernen.“ Es stehe jedem und jeder Mitarbeitenden frei, die Maske zu tragen, wenn er oder sie sich damit wohler fühle. „Für uns ist auch der Wegfall der Testpflicht eine große Erleichterung“, erklärt sie.
Königswinter: Sicherheitsgefühl der Masken fehlt einigen Mitarbeitern
Thorsten Paesen aus der Leitung des Hauses Nazareth für Menschen mit geistiger Behinderung in Königswinter-Ittenbach berichtet ebenfalls, dass der Wegfall der Testpflicht das Personal entlaste. „Bislang mussten wir drei Mal die Woche testen. Bei einer Viertelstunde pro Test plus Dokumentation summierte sich der Zeit- und Verwaltungsaufwand nicht unerheblich.“
Im Hygienekonzept sei bis 28. Februar die FFP2-Maskenpflicht festgeschrieben gewesen. Acht Stunden mit Maske zu arbeiten, das bedeute eine zusätzliche Belastung. „Da benötigt man schon mehr Pausen“, so Paesen.
Die Masken hätten auch ein Sicherheitsgefühl vermittelt, das manchen jetzt fehle, fährt er fort. „Wir haben eine Auszubildende, die das Arbeiten ohne Maske gar nicht kennt und sie nie als Einschränkung, sondern als notwendiges Arbeitsmittel kennengelernt hat.“ Für sie sei das Ablegen sehr seltsam.
Pflegeheim-Leiter aus Troisdorf sieht Risiko in Aufhebung der Testpflicht
Klaus Peter Möncks leitet das Seniorenzentrum St. Franziskus in Troisdorf. Seine Mitarbeiter freuten sich über das Ende der Maskenpflicht, berichtet er. „Das sorgt im Alltag schon für eine spürbare Entlastung.“ Eine gewisse Unsicherheit schwinge allerdings bei ihm mit Blick auf den Wegfall der Testpflicht für Besucherinnen und Besucher mit. „Das ist sicherlich ein Risiko. Wir müssen sehen, welche Auswirkungen das hat. Irgendwann musste dieser Schritt aber gewagt werden“, findet Möncks.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien geimpft, die Bewohner zu rund 85 Prozent. „Damit haben wir eine sehr gute Basis geschaffen.“