Die neuen Regeln für Corona-Schnelltests treffen die Betreiber von Testzentren im Rhein-Sieg-Kreis hart. Zahlreiche Mitarbeiter verlieren ihre Jobs - viele Betreiber haben sich zurückgezogen.
Corona-PandemieVerordnung sorgt für Massenentlassungen in Testzentren in Rhein-Sieg
Nicht ganz unerwartet, aber dennoch ein harter Schlag: Die neuen Regeln für Corona-Schnelltests treffen die Betreiber von Teststellen ebenso wie die Nutzer. Das Wegfallen der Drei-Euro-Tests, die Einschränkung für die kostenfreien Bürgertests und das Entfallen der Pflicht, sich nach einer Infektion freizutesten, treffen die Betreiber von Testzentren hart.
Man habe geahnt, dass Einschränkungen wegfallen würden, sagt Daniela Kessler, Betriebsleiterin bei der Firma Medprodukt mit Sitz in Lohmar. Aber mit so einschneidenden Veränderungen in der Coronaschutzverordnung des Landes habe man nicht gerechnet. „Am Freitag um 15.57 Uhr haben wir die Mail bekommen“, sagt sie. Die Folge sei gewesen, dass Medprodukt die Öffnungszeiten reduzieren werde und 23 Angestellte in Haupt- und Teilzeit entlassen müsse. „Wir haben am Sonntag alle angerufen und ihnen bis zum 31. Dezember gekündigt“, berichtet Kessler. „Das tut mir im Herzen weh. Da stehen doch Schicksale hinter!“
Viele Testzentren-Betreiber im Rhein-Sieg-Kreis haben sich zurückgezogen
Sie ärgert sich über die neuen Regeln: „Unfassbar, dass der Gesetzgeber mit den Testzentren so umgegangen ist. Man wird nicht aufgefangen, es gibt keinen Rettungsschirm. Es interessiert nicht die Bohne, dass wir kurz vor Weihnachten noch mehr Leuten kündigen müssen.“
Alles zum Thema Corona
- Billigflieger ab Düsseldorf Easyjet kehrt 2025 nach NRW zurück – Diese Ziele werden angeflogen
- „Niemandem zumuten“ Künstler sagt Ausstellung wegen Maskenpflicht in Seelscheider Altenheim ab
- Studie der Postbank Internetnutzung junger Menschen in Deutschland steigt wieder
- „Erfahrungen aus der Pandemie“ Krankenkassen sprechen sich für Erhalt von telefonischer Krankschreibung aus
- Es besteht „interner Klärungsbedarf“ Sondierungsgespräche zwischen CDU, BSW und SPD in Sachsen unterbrochen
- Zuletzt 409.000 Fälle Depressionen nehmen unter jungen Menschen erheblich zu
- Kölner Möbelmesse abgesagt Warum Kölns Flaggschiff nicht stattfindet
Andere Testzentren-Betreiber haben sich bereits zurückgezogen. Von den ursprünglich 395 beauftragten Teststellen – inklusive Apotheken und testenden Arztpraxen – im Rhein-Sieg-Kreis würden zum 1. Dezember noch 268 betrieben, erläutert Bettina Heinrichs-Müller von der Pressestelle der Kreisverwaltung auf Anfrage. Möglicherweise seien es auch weniger, weil „vermutlich trotz der entsprechenden Rundschreiben nicht alle rückmelden“. Vereinzelt würden auch wieder Ruhendstellungen gemeldet, da die Nachfrage nach Tests rückläufig sei.
Nachfrage nach Schnelltests in Rhein-Sieg ist weiterhin da
Das kann Thomas Becker-Conrad, Personalleiter bei Medprodukt, nicht bestätigen. Die Nachfrage nach Schnelltests sei bei den Bürgern noch da, aber nicht mehr in dem Maße wie noch vor einem Jahr. 36.666 Schnelltests wurden im Rhein-Sieg-Kreis in der Kalenderwoche 47 durchgeführt, 2266 positive Schnelltests wurden dabei registriert. In den vergangenen Wochen war die Zahl der Tests vergleichbar.
2021 hatte Medprodukt als einer der ersten Anbieter von Bürgertests noch 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Etliche habe man inzwischen bereits entlassen müssen. „Wir haben versucht, die Entlassungen sozialverträglich zu gestalten, auch wenn wir dazu nicht verpflichtet sind.“ Mit eingeschränkten Öffnungszeiten werde er nun die zehn Zentren in Lohmar, Rösrath, Siegburg, Hennef, Sankt Augustin, Bad Honnef und Olpe zumindest bis Ende Februar laufen lassen. Dann endet die Befristung für die Bürgertests.
Corona-Pandemie: Siegburger testet sich drei Mal pro Woche
Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt will auch Michael Baum seinen gewohnten Testrhythmus beibehalten. Der 60-Jährige gehört zu den wenigen, die am Dienstagmittag das Testzentrum im Siegburger S-Carré frequentieren. Eine Schlange bildet sich hier schon seit längerer Zeit nicht mehr – das Ende der Drei-Euro-Tests scheint aber für einen erneuten Rückgang der Nachfrage gesorgt zu haben. Davon unberührt, lässt der 60-Jährige sich hier drei Mal pro Woche testen – und ist auch dazu bereit, für einen Test zu zahlen.
„Meine Frau und ich machen das, seitdem die offiziellen Testmöglichkeiten geschaffen wurden“, sagt der Siegburger. Und das werde auch nach der erneuten Regeländerung bei den Corona-Schnelltests so bleiben: „Wir finden es wichtig, zu wissen, ob wir negativ sind. Zum einen, weil wir uns selbst schützen wollen – aber natürlich auch, weil uns die Gesundheit der Menschen um uns rum am Herzen liegt.“