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Alte BaujahreDarum muss der Ofen im Rhein-Sieg-Kreis jetzt aus sein

Lesezeit 4 Minuten
Ein alter Kaminofen wird angezündet.

Demnächst wohl nicht mehr zugelassen: Ein alter Kaminofen, der die geltenden Grenzwerte nicht einhält.

Mit dem Jahr 2024 endete eine Übergangsfrist für Nachrüstung, Abschaffen oder Austausch von Kaminöfen.

Das Silvesterfeuerwerk setzte quasi den Schlusspunkt: Mit Ablauf des Jahres 2024 durften Kaminöfen nicht mehr betrieben werden, die festgelegte Emissionsgrenzwerte überschreiten. 2010 schon trat die Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) in Kraft, wie Schornsteinfeger Sven Gogol aus Königswinter erklärt. Jetzt, so der Kreisvorsitzende der Schornsteinfegerinnung Köln, ende eigentlich nur die letzte Stufe der Umsetzung.

Alte Kaminöfen: Grenzwerte sind seit 2010 bekannt

Die Schornsteinfeger seien damals verpflichtet worden, ihren Kunden die neuen Vorschriften mitzuteilen: Öfen, die nach 2010 in Betrieb gingen, hielten per se die Grenzwerte ein; ältere Öfen der Baujahre 1995 bis 2010 dürften nur noch dann genutzt werden, wenn die Abgase entsprechend sauber seien. Stufenweise sollten die alten Geräte ausgetauscht werden, wenn eine Nachrüstung nicht machbar oder unwirtschaftlich war.

Eine Messapparatur mit Laptop und digitalem Display vor einem Kaminofen.

Seit dem 1. Januar dürfen Kaminöfen nicht mehr betrieben werden, die Grenzwerte von Feinstaub und Kohlenmonoxid überschreiten. Sven Gogol, Kreisvorsitzender der Schornsteinfeger-Innung, bietet diese Messungen an.

Viele Hersteller hätten in der Vergangenheit die Werte ihrer Produkte ermitteln und nach Bestehen dieser Baumusterprüfung in eine entsprechende Liste eintragen lassen. „Was da nicht drinsteht, muss gemessen werden“, weiß der Fachmann. Messungen im Auftrag seiner Kunden habe er zuletzt „viele gemacht.“

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Alte Kaminöfen: Schornsteinfeger beraten zur besten Lösung

Nach dem 31. Dezember musste im Zweifelsfall der Ofen aus sein; das hätten die Eigentümer grundsätzlich auch schon gewusst, so Gogol. Wer das nun kontrolliere? Aktuell prüften das die Schornsteinfeger anlässlich der „Feuerstättenschau“, die zweimal innerhalb von sieben Jahren stattfinden müsse und eine hoheitliche Aufgabe sei. Nicht geprüft werde das beim Kehren und Messen, das in der Regel häufiger stattfinde.

Öfen, die aktuell nicht mehr betrieben werden dürfen, sind aber nicht automatisch ein Fall für den Schrott. „Am besten den Schornsteinfeger ansprechen“, empfiehlt Sven Gogol, und gemeinsam mit dem überlegen, „welche Lösungen denkbar sind“.

Dazu zählt natürlich auch der Ersatz: 45 Anrufe hatte Peter Niethen auf seiner Mailbox, als er am Montag aus den Betriebsferien zurückkehrte. Viele Interessierte hätten zudem ins Schaufenster seines Ofenstudios in Sankt Augustin geschaut, berichteten ihm die Nachbarn. „Wir gehen davon aus, dass sich da in diesem Jahr etwas bewegt“, sagt der Geschäftsführer des Familienunternehmens.

Schon im vergangenen Jahr hätten viele Kunden ihre Öfen ausgetauscht. Der bereits für Anfang 2024 erwartete Ansturm blieb allerdings aus, erst in den letzten Monaten legte das Geschäft merklich zu. Kein Vergleich aber zum Jahr 2022, als der Krieg gegen die Ukraine für einen wahren Ansturm auf Alternativen zur Zentralheizung sorgte.

Das war der Wahnsinn, da hatten wir Lieferzeiten von einem Jahr
Peter Niethen über den Ansturm auf Kaminöfen 2022

„Das war der Wahnsinn“, erinnert sich Peter Niethen, „da hatten wir Lieferzeiten von einem Jahr.“ Aktuell müssten Kunden etwa drei Monate warten, bis der neue Ofen geliefert wird. Mindestens 2500 Euro müsse man für ein „vernünftiges“ Modell ausgeben, es gebe aber auch Öfen für 6000 Euro.

Ein Mann steht auf einer Ausstellungsfläche mit Kaminöfen.

Peter Niethen führt in zweiter Generation das vor 60 Jahren gegründete Familienunternehmen in Sankt Augustin

Ob der alte Ofen noch den Bestimmungen entspricht – die in den Nachbarländern übrigens weniger streng seien – zeige dem Kunden ein Blick auf das Prüfschild: Da seien die Werte für Kohlenmonoxid und Feinstaub genannt; auf der Internetseite des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) sei zudem eine Liste der noch zulässigen Öfen eingestellt.

Ob man einen Ofen nachrüsten lässt, der die Grenzwerte verfehlt, müsse man sich gut überlegen, sagt Fachmann Peter Niethen: Der elektrostatische Feinstaubfilter koste einschließlich Einbau bis zu 3500 Euro. Und dann habe der Kunde nicht die Gewissheit, dass er für seinen vor 2010 gebauten Ofen – Öfen der späteren Baujahre liegen alle unter den Grenzwerten – auch in zehn Jahren noch Ersatzteile bekomme.

Nur Altmetall zur Rhein-Sieg Abfallwirtschaftsgesellschaft

Wer Kaminöfen entsorgen will, die die gesetzlichen Auflagen nicht mehr erfüllen, muss einiges beachten. Darauf weist die Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) hin. So können vor allem Öfen, die bis in die 1960er Jahre verbaut wurden, noch Asbest und weitere Schadstoffe enthalten. Daher sei bei der Entsorgung besondere Vorsicht geboten, so RSAG-Sprecher Philip Moll.

Weil asbesthaltige Öfen gesondert entsorgt werden müssten, sei es ratsam, sich an Fachunternehmen zu wenden. Neuere Kaminöfen müssten vor der Entsorgung vollständig von Ascheresten befreit werden. In den Öfen verbaute Schamottsteine könnten bei Mineralstoffdeponien abgegeben werden. Alle Metallteile von Kaminöfen gelten nach RSAG-Angaben als Altmetall und könnten entsprechend entsorgt werden, zum Beispiel bei Schrotthändlern.

Sankt Augustiner Schrotthändler holt Öfen ohne Schamottsteine ab

Dominik Kotyrba aus Sankt Augustin holt den alten Ofen auf Wunsch ab. „Wir machen das ganze mobil“, sagte der Altmetallhändler aus Mülldorf. Einen eigenen Schrottplatz habe das Unternehmen nicht. In den vergangenen Wochen vor dem Jahreswechsel hätten in der Tat einige Anrufer alte Öfen abgeben wollen: Kunden, deren Ofen nicht mehr den Bestimmungen entsprach und auch nicht nachzurüsten war.

Dass die Schamottsteine dann nicht mehr eingebaut sind, ist dabei Bedingung für Kotyrba. „Damit wir nicht die Entsorgung bezahlen müssen", die Steine verunreinigten das Metall. Geld für den alten Ofen gibt es in der Regel trotz der zuletzt hohen Metallpreise eher nicht. Die meisten Kunden seien „froh, wenn sie ihn los sind“, hat Kotyrba erfahren. Nur bei ganz großen Öfen gebe es schon einmal ein paar Euro.