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Spontankäufe nur mit TerminDie Wiedereröffnung des Einzelhandels in Rhein-Sieg

Lesezeit 3 Minuten

Belebter als in den Wochen zuvor ist die Siegburger Innenstadt, seit Shoppen mit der Termin möglich ist. Doch nicht alle Geschäfte sind geöffnet.

Rhein-Sieg-Kreis – Der Einzelhandel darf seit Anfang der vergangenen Woche wieder Kundinnen und Kunden in die Geschäfte lassen. Allerdings unter Auflagen. Die wichtigste: Shoppen nach Terminvergabe. Wir haben uns umgehört, ob und wie das klappt.

Hennef

Schon früh klingelt bei Martin und Sandra Hassel das Telefon. Zwei Hochzeitsanzüge, Hemden, diverse Hosen – die Kunden wünschen sich einen Termin im Fachgeschäft für Herrenmode. Alle Anrufer bekommen ihre Zeitfenster fürs Shoppen am selben Tag. Julio Sazedas hat sich über einen regelmäßigen Nachrichtendienst informieren lassen. Jackett, Jeans, Hemd und Accessoires – der 58-Jährige aus Heisterschoß kauft gern im Paket.

„Es klappt relativ gut“, bewertet Sandra Hassel die Woche. Die neue Regelung empfindet sie als verkaufsfördernd, „weil jeder ein Ziel hat“. Nur einer von fünf Kunden werde beim Einkauf nach Terminvereinbarung nicht fündig und kaufe nichts. Seit vergangener Woche darf der Einzelhandel zumindest ein wenig aufatmen: Zutritt dürfen nur Kundinnen und Kunden erhalten, die zuvor einen Termin gebucht haben, so steht es in der nordrhein-westfälischen Corona-Schutzverordnung vom 8. März.

Tanja Hartmann stöberten in ihren Lieblingsboutiquen in Hennef nach der Frühlingsmode.

Ein paar Meter weiter reiben sich Andrea Wieler und Tanja Hartmann am Eingang einer Damenboutique die Hände mit Desinfektionsmittel ein. Die Freundinnen haben keine Termine vereinbart, „das macht keinen Spaß.“ Ihre Vorgehensweise: Sie versuchen ihr Glück direkt am Ladeneingang. Sofern gerade frei ist, treten die beiden ein. Fühlen sie sich verpflichtet, etwas zu kaufen? „Nein, man merkt den Verkäufern an, dass sie sich auch so über Kundschaft freuen, dass wieder etwas los ist.“

Siegburg

Dass Termine für einen fest begrenzten Zeitraum vergeben werden müssen, gehört zu den neuen Regeln. So soll eine „einfache Rückverfolgbarkeit“ möglich sein. Was das genau heißt? „Kein Mensch kann das gerade konkretisieren“, kritisiert der Leiter eines Sportartikelgeschäftes in Siegburg, der namentlich nicht genannt werden will. Zudem sehe längst nicht jeder Kunde ein, sich mit Namen und Adresse in ausliegende Listen einzutragen. Gründe?

Die einen bemühen den Datenschutz, andere weigerten sich schlicht. Sicher ist: keine Daten, kein Zutritt. Reicht die Terminvergabe an der Ladentür aus oder muss die Vereinbarung in jedem Fall mit Vorlauf online erfolgen? Selbst beim Ordnungsamt habe er dazu keine konkreten Auskünfte erhalten, erklärt der Geschäftsmann. Unsicherheit und die Angst vor womöglich fälligen Ordnungsverfahren – daraus erklärt sich wohl so manches dunkle Schaufenster, so manche geschlossene Tür in der Siegburger City.

Heike Braun hatte online einen Besuch im Siegburger Kaufhof gebucht.

„Es ist schön, selbst in die Stadt zu gehen“, sagt Ute Knott (50) aus Sankt Augustin. Sie und ihre Freundin Susanne Weber (49) schlendert mit vollen Einkaufstaschen über die Einkaufsmeile am Unteren und Oberen Markt, und über die Kaiserstraße: „Wir brauchen mal was Neues im Schrank.“ Ausgiebig durch die Geschäfte streifen, den – wenn auch verhaltenen - Betrieb in der Stadt sehen, das sei für sie gerade mit Blick auf die Frühjahrsmode und nach der langen Zeit der Bummel-Abstinenz eine große Freude.

Eitorf

Gezielt steuert Linda Roetz (29) einige Geschäfte im Eitorfer Zentrum an. Kurz vor Geschäftsschluss betritt sie ein Schuhfachgeschäft am Posthof, sieht sich entspannt dort um. Nein, sie verspüre keinen Druck etwas zu kaufen, erklärt die 29-Jährige. Termine hätten sie und ihr Partner auch nicht vereinbaren müssen, in den geöffneten Geschäften werden die Termine direkt an der Ladentür vereinbart.

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Geduldig schauen Kunden bei Tina Olbertz herein: „Geht’s, darf ich reinkommen?“ Tina Olbertz, Inhaberin der Damenboutique „Bla Bla“ in Eitorf, erklärt, was Spontankäufe von „Privatshoppen“ unterscheidet: „Die Leute gehen einkaufen oder zum Arzt. Und dabei machen sie einen Abstecher in die Geschäfte. Termine vereinbaren diejenigen, die gezielt suchen. Also eher die wenigsten.“ Dennoch sei die Woche „super gelaufen“.