Der Einzelhandel im Rhein-Sieg-Kreis klagt wegen der hohen Inflation und den gestiegenen Energiepreisen über einen Rückgang der Nachfrage. Die Umsätze brechen speziell im stationären Handel weg.
IHK-ZahlenViele Einzelhändler im Rhein-Sieg-Kreis fürchten um ihre Existenzen
Der Einzelhandel in der Region klagt über schlechte Geschäfte und schaut pessimistisch in die Zukunft. Die größten Risiken sieht er in einer zurückgehenden Nachfrage aufgrund der hohen Inflation und der gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Die Folge seien Umsatzrückgänge, die viele Unternehmen in ihrer Existenz bedrohten, sagte am Freitag der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, Professor Dr. Stephan Wimmers, der sich auf eine aktuelle Umfrage der IHK unter den Betrieben beruft.
Dabei sind die Zahlen des Einzelhandels in der Region zurzeit noch gut: Bonn weist eine Kaufkraft pro Kopf von 28.549 Euro aus (plus 4,6 Prozent gegenüber 2021); damit ist das verfügbare Einkommen gemeint, das nach Abzug aller Zahlungsverpflichtungen bleibt. Im Rhein-Sieg-Kreis liegt dieser Wert bei 26.874 Euro (plus 4,5 Prozent).
Umsätze in Rhein-Sieg brechen vor allem im stationären Einzelhandel weg
Nach Angaben der Kammer betrug der Einzelhandelsumsatz 2022 in der Bundesstadt 2,31 Milliarden Euro, im Kreis 3,27 Milliarden Euro; der Zuwachs von je rund 6 Prozent im Vergleich zu 2021 blieb aber unterhalb der Inflationsrate.
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Die Umsätze brechen vor allem beim stationären Einzelhandel weg, während der Onlinehandel bundesweit in diesem Jahr laut IHK knapp 100 Milliarden Euro umsetzen werde. Weil also Kunden fehlen sowie die Ladenmieten zu hoch sind und viele Betriebe keinen Nachfolger finden, nimmt die Zahl der inhabergeführten Fachgeschäfte ab. Dieser Trend, sagten Wimmers und IHK-Handelsreferent Till Bornstedt, gelte auch für die Innenstädte von Siegburg, Troisdorf oder Rheinbach.
Die Kammer-Experten analysieren die Situation: Viele Kunden erwarteten einen attraktiven Einzelhandel, bei dem sie sich zwar fachkundig beraten ließen, die Ware dann aber online orderten. Innenstädte wiesen künftig einen neuen Nutzungsmix auf, nämlich weniger Einzelhandel, der ersetzt werde durch Gastronomie, Büros und Wohnungen.
IHK wehrt sich gegen Ausgrenzung von Autos aus den Zentren
Darauf müssten die Kommunen reagieren und die Citys attraktiv gestalten, etwa durch ein Netz von Parkhäusern um die Einkaufszonen, mehr Grün, durch kulturelle Veranstaltungen, mit denen es Spaß mache, sich in der Innenstadt aufzuhalten.
Vor allem aber wehrt sich die Kammer gegen die Ausgrenzung der Autos aus den Zentren. Eine Umfrage des Bonner Vereins City-Marketing unter Fachgeschäften habe ergeben, dass der größte Umsatz mit Kunden gemacht werde, die mit dem Pkw kämen. Wimmers und Bornstedt raten den Händlern, ihre Stärken zu nutzen und Einkaufserlebnisse zu schaffen, etwa durch verkaufsoffene Sonntage oder durch attraktive Veranstaltungen.