Burak Mus (26) vom FC Hennef 05 spricht im Interview über den Saisonstart, die Beweggründe seines Verbleibs und den Erzrivalen Siegburg.
Burak Mus im Interview„Wir sind immer noch der FC Hennef“
Burak Mus (26) ist einer der wenigen Meister-Helden des FC Hennef 05, die den Fußball-Mittelrheinligisten im Sommer nicht verlassen haben. Tim Miebach hat mit dem Linksverteidiger gesprochen.
Herr Mus, Sie sind so etwas wie der letzte Mohikaner beim FC Hennef. Als einziger Leistungsträger aus der Meister-Mannschaft haben Sie den Klub nicht verlassen – wieso nicht?
Burak Mus: Natürlich habe auch ich mir Gedanken gemacht, als sich der radikale Umbruch abgezeichnet hat. Es gab Gespräche mit mehreren Oberligisten aus der Umgebung, doch am Ende hat mein Herz entschieden: Ich kenne diesen Verein aus dem Effeff und freue mich riesig auf meine sechste Saison im Hennef-Trikot.
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Es ist Ihre erste als Kapitän. Inwiefern hat die Beförderung zum Spielführer Ihren Verbleib beeinflusst?
Die Binde war quasi ein Vertrauensvorschuss. Unser neuer Trainer (Fatih Özyurt, Anm. d. Red.) hat mir gleich im ersten Gespräch offenbart: „Burak, wir brauchen dich. Du wirst unser neuer Kapitän.“ Diese Wertschätzung war mitentscheidend für meinen Verbleib.
Wie sehr trauern Sie dem Aufstiegsverzicht noch nach?
Er hatte sich ja abgezeichnet und trotzdem war ich am Ende enttäuscht. Sehr sogar. Man muss die Entscheidung der Klubführung respektieren; sie hat eine Verantwortung gegenüber dem Gesamtverein und wollte kein finanzielles Risiko eingehen.
War die Meisterschaft letztlich nur ein schwacher Trost?
Nein, für mich persönlich war sie ein Meilenstein. Mehr kann man als Amateurfußballer nicht erreichen. Ich habe in meinem ersten Senioren-Jahr im Drittliga-Kader von Fortuna Köln gestanden, aber dieser Titel hat alles getoppt.
Nach dem Aufstiegsverzicht, einer erneuten Budgetkürzung und dem personellen Umbruch geht es für den FC Hennef in erster Linie um den Klassenerhalt. Was verspüren Sie nach den Auftritten in Bonn (0:1) und gegen Endenich (4:0)?
Genugtuung. Vor dem Auftaktspiel habe ich gefühlt 100 Nachrichten erhalten und der Tenor war immer derselbe: „Der BSC wird euch eine Lehrstunde erteilen!“ Ich habe den Jungs gesagt, dass wir die Antwort auf dem Rasen geben müssen. Und das haben wir getan. Spätestens jetzt weiß jeder: Wir sind kein Fallobst.
Mus sagt Siegburg den Kampf an
Hatten Sie nach den dürftigen Testspielergebnissen überhaupt keine Bedenken?
Doch, aber nach den ersten zehn Minuten in Bonn waren sie verflogen. Ich habe gleich gespürt: Das ist eine Wettkampf-Truppe. Viel wichtiger war aber unsere Leistung gegen Endenich.
Inwiefern?
Wir haben gezeigt, dass wir auch in einem ganz „normalen“ Spiel die nötige Anspannung haben. Ohne Flutlicht und ohne die ganz große Kulisse (gut 1600 Zuschauer, Anm. d. Red.) wie in Bonn. Wenn wir so weitermachen, werden wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Könnte der FC Hennef überhaupt Abstiegskampf?
Zumindest ich habe ihn (mit Hilal Maroc Bergheim, Anm. d. Red.) erlebt und weiß, worauf es ankommt. Sollten wir also doch in Abstiegsnot geraten, werde ich meine Erfahrung einbringen. Das Gleiche gilt für unsere gesamte Abwehrreihe: Sie muss in brenzligen Situationen führen und lenken, während sich die jungen Wilden vorne austoben dürfen.
Nach dem Hennefer Neustart drängt sich die Frage auf: Wird der Siegburger SV 04 zwangsläufig die „Vorherrschaft“ im Rhein-Sieg-Kreis übernehmen?
Klar hat Siegburg finanziell die Nase vorn und auch den objektiv stärkeren Kader. Aber man sollte uns nicht abschreiben: Wir sind immer noch der FC Hennef. Auch wenn die Pokalniederlage (0:3, Anm. d. Red.) etwas anderes vermuten lässt: Wir können Siegburg nach wie vor auf Augenhöhe begegnen.
Auch dem SV Eintracht Hohkeppel, der am Sonntag im Anton-Klein-Sportpark zu Gast ist?
Hohkeppel ist neben Bonn und Bergisch Gladbach der Topfavorit auf die Meisterschaft. Der Kader erinnert eher an einen Drittligisten, aber ich bleibe dabei: In dieser Liga kann jeder jeden schlagen.