Es ist das Ende einer Erfolgsgeschichte, deren letztes Kapitel noch nicht geschrieben ist. Sascha Glatzel und Dirk Hager verlassen Hennef.
Fußball-MittelrheinligaSascha Glatzel und Dirk Hager verlassen Hennef
Eine Ära geht zu Ende. Trainer Sascha Glatzel (46) und Sportchef Dirk Hager (60) werden den FC Hennef 05 im Sommer verlassen. Nach sechseinhalb Jahren und unabhängig davon, wie das letzte Kapitel ihrer bisherigen Erfolgsgeschichte beim Fußball-Mittelrheinligisten ausgeht. „Wir wollen uns mit dem Meistertitel verabschieden“, sagt das sportliche Führungs-Duo unisono.
Oder eben mit dem Aufstieg, denn von der Vereinsspitze gibt es nach wie vor kein eindeutiges Veto gegen den Sprung nach oben. Ebenso wenig wie ein klares Bekenntnis zur Regionalliga West.
Laut Martin Gerards setzt man im Hintergrund „weiter alle Hebel in Bewegung“. Der Vorsitzende bedauert Hagers und Glatzels Entscheidung, schließlich verliere man „den besten Trainer und den besten Sportlichen Leiter im ganzen Mittelrhein“. Und das auf einen Schlag. Die Beweggründe könne er nachvollziehen: „Beide haben einen hohen Anspruch an sich selbst und ihre Arbeit, dem wir in der nächsten Saison wohl kaum gerecht werden können.“
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Hennef muss Gürtel enger schnallen
Schließlich steht den 05ern ein noch gewaltigerer Umbruch bevor als im Vorjahr. Auch, weil der Verein aufgrund finanzieller Einbußen den Gürtel erneut enger schnallen muss. Ligaunabhängig. „Die Situation im vergangenen Sommer war schon grenzwertig, als nur acht Spieler geblieben sind“, sagt Glatzel. „Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt, aber es war ein Kraftakt.“ Ein Kraftakt, der viel Zeit und Energie gekostet habe. Zu einem noch größeren sei er schlichtweg nicht bereit.
Auch Hager macht keinen Hehl aus einer „gewissen Erschöpfung. Der Job als Sportchef verlangt einem vieles ab. Vor allem Zeit.“ Hinzu kamen mitunter ermüdende Debatten um das Jein des Vereins zur Regionalliga sowie infrastrukturelle und finanzielle Themen. „Unterm Strich will ich nicht um einen Mittelfeldplatz spielen“, sagt Hager. „Dafür ist mir der Aufwand einfach zu groß.“
Dirk Hager geht nicht im Groll
Er gehe aber keineswegs im Groll: „Der FC Hennef ist ein seriös geführter Verein, der auch künftig eine attraktive Adresse sein wird.“ Dazu will er selbst seinen Teil beitragen, indem er Spieler zum Verbleib bewegt und vielversprechende Akteure verpflichtet. Auch in puncto Trainernachfolge steht er dem Klub mit Rat und Tat zur Seite.
Der Siegburger SV 04 empfängt am Montag (15 Uhr) das Schlusslicht Viktoria Arnoldsweiler. Sportdirektor Oliver Bonato stellt nach dem furiosen 5:2-Erfolg beim FC Hennef klar: „Dieser Sieg hat Kräfte freigesetzt. Aber er ist nichts wert, wenn wir am Montag nicht nachlegen.“ Seine Rechnung im Kampf um den Klassenerhalt ist simpel: „Wir brauchen noch zwei Siege aus drei Spielen – dann sind wir durch.“
Während Hager grundsätzlich offen ist für eine neue Aufgabe im Sommer, wird Glatzel definitiv eine Pause einlegen. Damit ist auch ein Engagement beim Ligarivalen Siegburger SV 04 in der nächsten Saison vom Tisch. Er habe „sehr gute Gespräche“ mit den Verantwortlichen des Liga- und Lokalrivalen geführt, doch nicht zuletzt ein schwerer Krankheitsfall in der Familie hielt ihn von einer Unterschrift ab: „Die nächsten zwei bis drei Monate werden mir einiges abverlangen. Da bleibt keine Zeit für ein neues Projekt.“
Sein aktuelles wird er mit gewohnter Leidenschaft zu Ende führen. „Für Wehmut ist noch kein Platz“, betont Glatzel vor der Partie in Freialdenhoven (Mo., 15 Uhr). „Wir haben noch ein großes Ziel vor Augen.“
Die Meisterschaft wäre die Krönung einer äußerst erfolgreichen Amtszeit, die spektakulär begann. Als Glatzel und Hager zur Rückrunde der Saison 2016/17 übernahmen, stand der FCH auf einem Abstiegsplatz. Dank einer Ausbeute von sieben Siegen aus den letzten neun Spielen schaffte man doch noch die Rettung. „Diese Aufholjagd war einmalig“, erinnert sich Glatzel.
Anschließend führte er den FCH prompt zur Vizemeisterschaft. Seitdem mischt der FCH immer ganz vorne mit. Hinzu kamen fünf Kreispokalsiege und historische Abende wie der am 30. Oktober 2019, als man den Drittligisten Viktoria Köln aus dem Verbandspokal warf (1:0). Das letzte Kapitel der Erfolgsgeschichte ist aber noch nicht geschrieben.