Frust und Freude lagen am Sonntagnachmittag dicht beisammen im Walter-Mundorf-Stadion. Während Keita Kinoshita vom Siegburger SV 04 entkräftet zu Boden sank, hatte Tarik Dogan wenige Meter neben ihm offenbar noch ein paar Kraftreserven übrig; der Abwehrchef des FC Hennef 05 ballte beide Fäuste und quittierte den 2:0 (0:0)-Erfolg an alter Wirkungsstätte mit einem Urschrei.
Neben Dogan sollte auch der zweite Innenverteidiger der 05er hinterher ein Sonderlob bekommen. „Tarik und Jordan Ramirez haben alles abgeräumt und gefühlt keinen Zweikampf verloren“, sagte Sportchef Dirk Hager. „Sie haben mit dazu beigetragen, dass Siegburg heute keine einzige Großchance hatte.“ Man habe sich zwar lange Zeit schwergetan, doch am Ende den längeren Atem bewiesen und daher auch „verdient gewonnen“.
Weil auch der SSV 04 kompromisslos verteidigte, lief lange Zeit vieles auf die dritte Liga-Nullnummer in Folge in diesem Derby hinaus. Dogans Kopfball neben das Tor im Anschluss an eine Ecke (5.) sollte die einzige nennenswerte Möglichkeit im ersten Durchgang bleiben. Auf der Gegenseite zappelte der Ball zwar im Netz, doch der Referee wertete das Einsteigen von Julian Fälber im Luftduell mit Keeper Martin Michel als Foul.
Nach der Pause ging Siegburg zunehmend die Puste aus, während der FCH um den eingewechselten Luis Klapperich immer häufiger in die gefährlichen Räume vorstieß. In der 77. Minute war es der Siegburger Innenverteidiger Tom Isecke, der den Ball nach einer scharfen Flanke von Burak Mus ins eigene Tor beförderte – 0:1. Kurz darauf versetzte der japanische Flügelangreifer Kanata Todate der Heimmannschaft den Knock-out: Masahiro Fujiwara vernaschte Fälber im Siegburger Strafraum und legte mustergültig quer auf seinen Landsmann – 2:0 (82.).
Im Gleichschritt mit Beeck
Während die 05er dem Spitzenreiter FC Wegberg-Beeck weiter dicht auf den Fersen bleiben, rutschte der Erzrivale aus Siegburg auf einen (potenziellen) Abstiegsplatz ab. Der Wunsch nach einem Ende der Derby-Durststrecke – der letzte Liga-Erfolg gegen Hennef liegt über zwölf Jahre zurück – sollte sich nicht erfüllen. Der Wunsch nach einer engagierten Leistung hingegen schon. „Ich kann den Jungs in puncto Einstellung überhaupt keinen Vorwurf machen“, sagte Sportchef Oliver Bonato.
Anders als Co-Trainer Daniel Jamann („Hennef ist nach der Pause im Stile einer Spitzenmannschaft aufgetreten und nach dem 1:0 auf dem Gaspedal geblieben“) haderte er mit dem Ergebnis: „Die Hennefer können heute drei Kreuze machen, dass sie gewonnen haben.“ In Anspielung auf das Eigentor konstatierte Bonato: „Mit nur einer Torchance 2:0 zu gewinnen, ist auch eine Kunst.“ Grundsätzlich habe er „zwei Teams auf Augenhöhe“ gesehen. Zwei Teams, die in der Tabelle allerdings schon 15 Punkte trennen.
SSV: Vogel – Lhadaf, Nakanishi, Isecke, Jo – Asano, Kouekem – Strobl, Fälber, Kinoshita – Schusters (75. Hammouda).
FCH: Michel –Siregar, Dogan, Ramirez, Mus – Stoffels, Akalp (90. Alkan) – Fujiwara (87. Arndt), Eck (46. Klapperich), Todate (86. El Morabiti) – Schmidt.