Sankt Augustin – Es war eine dramatische Situation. Kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine floh die Mutter mit ihrem kranken Kind aus dem Land. Am 4. März kamen beide völlig verzweifelt in der Asklepios-Kinderklinik an. Sie besaßen nur noch das, was sie am Leib trugen. Das Kind brauchte dringend Medikamente, sonst würde es bald sterben.
„Wir wurden informiert und haben uns sofort um die beiden gekümmert“, berichtete Manuela Melz von der Elterninitiative krebskranker Kinder. Mutter und Kind bekamen ein Zimmer in der Klinik, das Kind wurde sofort mit den nötigen Medikamenten versorgt. „Jetzt ist alles auf einem guten Weg“, stellte Sabine Wondzinski-Moser vom Förderverein der Kinderklinik fest. Neun Familien aus der Ukraine werden dort inzwischen betreut. Beide Vereine kümmern sich gemeinsam um diese Aufgabe.
Sie organisieren vieles, was zum täglichen Leben hier gebraucht wird. Auch ein Jugendlicher mit einem Granatsplitter im Bein gehört zu den Patienten aus dem Kriegsgebiet. Er wurde erfolgreich operiert. „Das eine sind die Verletzungen, die operiert werden können. Das andere sind die seelischen Belastungen, die wohl noch jahrelange Therapien brauchen“, berichtete Klinik-Geschäftsführerin Stefanie Wied.
Joachim Stamp, NRW-Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, war zu Besuch in der Klinik, „um zu zeigen, dass die Menschen hier in Deutschland hinter den Geflüchteten stehen und sie mit allen Kräften unterstützen“.
Stamp zeigt sich erschüttert
Beim Gang durch die Klinik habe er „erschütternde Beispiele von Verletzungen gesehen“, die die Kinder durch den Krieg erlitten hätten. „Das Team von Putin und seinen Schergen verursacht so großes Leid in einer Dimension, die mir bisher unbekannt war“, sagte der Minister. Was hier von den Ehrenamtlern und der Klinik jeden Tag geleistet werde, sei vorbildlich. Es sind dramatische Erlebnisse, die immer wieder verarbeitet werden müssen.
„Eine Mutter kam mit ihrer kranken Tochter in der Klinik an“, erzählt Melz. Sie wollte ihren Mann mit den anderen Kindern telefonisch unterrichten, dass sie in Sicherheit sei. Doch die Verbindung in die Ukraine kam zunächst nicht zustande. Die Sorge, was mit dem Rest der Familie im Kriegsgebiet geschehen sei, lag im Raum. Am nächsten Tag erreichte sie ihren Mann – allen ging es gut.
Auf Nachfrage der Redaktion betonte Stamp, dass die „Kinderklinik unverzichtbar für die Versorgung der Menschen in der ganzen Region“ sei. Man müsse „Perspektiven für das Haus“ schaffen, um sicherzustellen, „dass die gute Arbeit auch in Zukunft fortgesetzt werden kann“.