In Sankt Augustin gibt es eine neue Fahrradstraße. Damit wird auch etwas gegen Elterntaxis unternommen. Doch Pendler sind weiter ein Problem.
Neue FahrradstraßeHier haben Autos in Sankt Augustin ab sofort keine Vorfahrt mehr
Autos haben jetzt auf der Gottfried-Keller-Straße keine Vorfahrt mehr. Sie ist neben der Albert-Sonntag-Straße und einem Teil der Bachstraße offiziell eine von drei Fahrradstraßen in der Stadt. Alle verlaufen parallel zur Stadtbahntrasse.
Von der Südstraße bis zur Stadtgrenze nach Bonn ist damit der Weg fast durchgängig. „Es fehlt allerdings noch die Dornierstraße“, so Carsten Möhlmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC), der es sich nicht nehmen ließ, an der offiziellen Einweihung teilzunehmen. „Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht“, berichtete er.
Es gibt Radschnellwege, Pendlerrouten und Fahrradstraßen. Die letzteren sind relativ einfach durch Umwidmung bestehender zu Strecken zu realisieren. So war es bei den drei Straßen in der Stadt. Allerdings gab es im Vorfeld jede Menge zu klären: Gespräche mit der Kreispolizeibehörde wie auch mit den Anwohnern gehörten dazu. Die sind dem Projekt gegenüber sehr offen. Auf der Fahrradstraße gilt nun Tempo 30, nur Autos der Anlieger dürfen dort noch fahren. Die Anwohner entdeckten neben den Vorteilen für die Radfahrer auch eine ganz andere Perspektive.
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Helikopter-Eltern auf dem Weg zum Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin verstopfen die Straßen
„Endlich wird damit etwas gegen den morgendlichen Autostau unternommen“, so eine Anwohnerin. Denn Helikopter-Eltern verstopften die Gottfried-Keller-Straße beim Chauffieren des Nachwuchses zum Rhein-Sieg-Gymnasium um 8 Uhr herum geradezu. Ein anderer Anwohner, der gerade mit seinem Wagen vorbeikam, hielt beim Pressetermin extra an und steigt sogar aus. Auch die Parkplätze am Rande der Anliegerstraße seien immer von Pendlern belegt, so seine Beobachtung. „Die Stadt muss etwas dagegen unternehmen.“
Rainer Gleß, Technischer Beigeordneter, versprach ihm, das Ordnungsamt zu informieren, damit in Zukunft kontrolliert werden könne. Allerdings, so seine Aussage, sei es nicht einfach, beim Zusatzschild „Anlieger frei“ verbotenes Parken zu ahnden. Man müsse dies den Fahrzeughaltern auch nachweisen.
Autos müssen ihre Geschwindigkeit den Rädern anpassen
Die parkenden Autos verursachen noch ein zusätzliches Problem, das durch die Umwidmung zur Fahrradstraße gelöst werden kann. Radler können nun mitten auf der Straße fahren, sogar zwei Räder nebeneinander. Damit werden sie nicht mehr zwischen den parkenden Wagen und den fahrenden Autos in eine enge Gasse gedrängt. „Autos müssen ihre Geschwindigkeit den Rädern anpassen. Lautes Hupen, damit sie zur Seite gehen, ist verboten“, erklärte Ulrich Kalle, Verkehrsmanager der Stadt.
Die Planung für das Projekt geht auf das Jahr 2017 zurück. Damals wurde vom Stadtrat ein Radverkehrskonzept beschlossen. Es sieht eine Optimierung der besonders wichtigen stadtparallelen Radroute vor. „Das noch fehlende Teilstück an der Dornierstraße wird frühestens im nächsten Jahr zur Fahrradstraße“, so Stadtpressesprecher Benedikt Bungarten auf Nachfrage der Redaktion. Es müsse erst grundlegend saniert werden. In den kommenden Jahren würden noch weitere Fahrradstraßen im Stadtgebiet folgen. „Auch die Paul-Gerhard-Straße in Niederpleis, die eine der Haupterschließungen des Schulzentrums dort ist, ist im Fokus“, so Bungarten.
„Wir freuen uns, dass dieser Schritt den Radfahrenden in Sankt Augustin mehr Sicherheit bringt, insbesondere auch in der Nähe von Schulen“, so Möhlmann. Er wünscht sich jedoch eine noch deutlichere Kennzeichnung der Fahrbahn zum Beispiel durch rote Begrenzungslinien am Rand, die es so in Sankt Augustin noch nicht gibt. „Wir sind dazu aber bereits in Überlegungen“, so Gleß mit Blick in die Zukunft.
Auf Fahrradstraßen wird die gesamte Fahrbahn zum Radweg. Auch Elektrokleinstfahrzuge wie Rollstühle oder Tretroller haben dort Vorfahrt gegenüber Autos. Für alle gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde. Der Radverkehr darf weder behindert noch gefährdet werden: Drängeln oder Weghupen sind verboten.
Parken auf Fahrradstraßen ist nur erlaubt, wenn eine Restbreite von mindestens drei Metern verbleibt. Alle drei Fahrradstraßen in der Stadt haben so schmale Fahrbahnen, dass neben parkenden Autos diese Mindestbreite unterschritten wird. Damit ist und bleibt das Parken auf der Fahrbahn dort weiterhin verboten.