Margalit Moses war am 7. Oktober von Hamas-Terroristen entführt worden. Sie gehört zu den 57 am Freitag frei gelassenen Geiseln.
„Herz hat ausgesetzt“Ex-Sankt Augustiner kann von der Hamas entführte Schwester in die Arme schließen
Chanan Cohen, der früher in Sankt Augustin lebte, hat sieben Wochen in Ungewissheit gelebt. Seine Schwester Margalit Moses gehörte zu den Menschen, die am 7. Oktober von Kämpfern der Hamas aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden sind. Der 85-Jährige wusste nicht, wie es ihr geht, hatte nur einmal kurz Nachricht von ihr, dass sie lebt.
Am vergangenen Donnerstagabend erfuhr er, dass die 79-Jährige zu denen gehört, die am Freitag freigelassen werden sollten. „Mein Herz hat ausgesetzt und da waren nur noch Tränen“, erinnert Cohen sich in einem Telefonat mit dieser Zeitung. Er machte sich auf den Weg ins Krankenhaus, um Margalit Moses so schnell wie möglich zu treffen.
„Sie ist von außen betrachtet in gutem Zustand nach Hause gekommen“, berichtete er. „Doch wie es drinnen aussieht, wissen wir noch nicht.“ Sie wurde untersucht, die Angehörigen betreut. „Meine Schwester spricht wenig“, sagte er. Cohen war einer der Ersten, der sie zu sehen bekam. Zunächst waren ihre Kinder im Zimmer, anschließend konnte er zu ihr.
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Ex-Sankt Augustiner hat Frank-Walter Steinmeier getroffen
„Wir haben uns lange umarmt“, schilderte er die emotionale Situation. „Dann hat sie mir gesagt, heute ist doch der 24. November, Deine Frau hat Geburtstag. Es waren ihre ersten Worte.“ Die Familie überlegt jetzt, wie es weitergeht. Noch ist nicht klar, ob Moses in den teilweise zerstörten Kibbuz zurückkehrt oder ob sie zu Cohen zieht.
Cohen war am Samstag bei einem Treffen mit Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, den er schon seit vielen Jahren kennt. Der Israeli, der einige Jahre in Sankt Augustin gelebt hat, will weiter für die Freilassung aller Geiseln kämpfen. Ob er dafür sobald wieder nach Deutschland kommt, ist noch nicht klar. Erst will er wissen, wie es mit Margalit weitergeht.
Auch nach 51 Tagen hat das Rote Kreuz noch keine vollständige Liste der Entführten
Im Gespräch mit Steinmeier beklagte er, dass das Rote Kreuz auch 51 Tage nach dem Überfall noch immer keine Listen vorweisen kann, auf denen die Namen aller Entführten stehen. „Wir sind verzweifelt, dass diese Informationen nicht bekannt sind. Bis heute ist noch nicht klar, ob es diese Listen gibt“, kritisierte er die Arbeit des Roten Kreuz scharf.
Deutlich spürbar war sein Zorn auf die Terroristen. „Sie haben immer noch ein Baby in ihren Händen“, erzählte er, „das war bei dem Überfall neun Monate alt, jetzt ist es zehneinhalb Monate.“ Sie seien schlimmer als Hunde. „Wenn deren Gegner auf dem Rücken liegt und die Beine nach oben streckt, hören sie auf zu kämpfen.“ Das täte die Hamas nicht, ihre Kämpfer würden auch bei Hilflosen weitermachen.
Cohen hat von 2001 bis 2007 in Sankt Augustin gelebt
So hat er Informationen darüber, dass immer noch 85-Jährige in der Gewalt der Entführer sind, wie der Mitgründer von Nir Oz. Cohen selbst wird am 27. Januar, dem Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee, 86 Jahre alt. Von 2001 bis 2007 hat er in Sankt Augustin gelebt und viele Reisegruppen nach Israel als Reiseleiter geführt. Bei der Anbahnung der Städtepartnerschaft mit Mewasseret Zion hat er aktiv mitgewirkt.