Der Siegburger Pilot Stefan Pützstück absolvierte 2005 seinen ersten Flug in der „Siegburg“. Heute begeistert er Tausende auf Instagram.
FlugzeugPilot fliegt mit der „Siegburg“ um die Welt – Tausende Follower auf Instagram
Ein Flieger, der Siegburg heißt? Den gab es, nämlich eine Boeing 737. „Daran erinnere ich mich noch genau“, sagt Pilot Stefan Pützstück. Im Jahr 2005 absolvierte er in der Siegburg nämlich seinen ersten Flug als Co-Pilot bei der Lufthansa. Heute ist die Boeing zwar längst ausgemustert, doch Pützstück fliegt immer noch – auf Kurzstrecken durch ganz Europa. Wer Pützstück privat trifft, sieht ihn in Jeans und T-Shirt. Die ikonische Lufthansa-Uniform lässt er im Schrank. Stattdessen gräbt er den Garten um, spielt Gitarre in einer Band oder lernt Griechisch. „Kreta ist einer meiner Lieblingsurlaubsorte“, sagt Pützstück.
Mehr als 90-mal ist er schon auf dem Flughafen Heraklion gelandet und trotz der Routine fasziniert ihn das Fliegen wie am ersten Tag. „Die Technik, die Möglichkeit eine Maschine zu beherrschen, in die Luft zu steigen und Menschen und Kulturen kennenzulernen“, der Pilot kommt ins Schwärmen, wenn er vom Fliegen erzählt. Seine Begeisterung teilt er auch auf Instagram: Mit einer Actionkamera filmt er aus dem Cockpit, zeigt Start, Flugverlauf und Landung aus Perspektive der Piloten. Gut 3500 Menschen verfolgen seinen Arbeitsalltag mittlerweile.
Siegburger will Fluggästen mit Erklärungen die Angst nehmen
Ein Follower schrieb ihm, dass die Videos wie eine Art Therapie gegen Flugangst wirken. „Das hat mich besonders gefreut. Ich kann mich in Menschen reinversetzen, die sich beim Fliegen unwohl fühlen, da sie nicht nach vorne rausschauen und mitbekommen können, wie unsere Arbeit im Cockpit aussieht. Obwohl ich sehr gern als Passagier reise, sitze ich selbst auch am liebsten am Steuer – im Auto wie im Flugzeug“, sagt Pützstück und lacht.
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Um Menschen ihre Ängste zu nehmen, achtet er darauf, während des Flugs viel zu erklären – und das laut und deutlich. „Manchmal ist die Cockpitansage akustisch nicht so gut verständlich in der Kabine, ich will das anders machen und bemühe mich, um eine klare Aussprache“, sagt Pützstück.
Schon als Grundschüler stand der gebürtige Siegburger auf dem Balkon und versuchte, Funksignale in der Einflugschneise des Flughafens Köln-Bonn einzufangen. Woher die Faszination für die Luftfahrt stammt, kann er nicht erklären: „Sie ist einfach schon immer da gewesen.“ Und so war es für ihn auch gar keine Frage, dass er auch Durststrecken durchsteht.
Pilot Stefan Putzstück lebte ein Jahr lang mit seiner Frau in Athen
Nach seiner Ausbildung im Jahr 2003 konnte er nicht direkt bei der Lufthansa anfangen, es gab gerade einen Einstellungsstopp. In dieser Zeit trug er Zeitungen aus, nahm im Callcenter Anrufe entgegen, arbeitete in einer Fabrik und begann ein Studium. „Ich war entspannt, weil klar war, dass ich früher oder später als Pilot anfangen konnte“, sagt er.
Er behielt recht. Ab 2005 flog er bei der Lufthansa als Co-Pilot. Acht Jahre später wechselte er zur Germanwings (heute Eurowings), um den nächsten Schritt zu gehen: Er wollte Kapitän werden. Das ist ihm gelungen, denn bei Germanwings gab es damals eine passende freie Stelle. Kurz vor der Pandemie, zwischen 2019 und 2020, war er auf eigenen Wunsch an die griechische Aegean Airlines ausgeliehen worden. Denn Germanwings hatte einen Überhang an Kapitänen.
Ein Jahr lebte Pützstück mit seiner Frau in Athen. „Das hat mein Faible für Griechenland noch weiter verstärkt“, sagt er. Auch dieses Jahr fliegt er wieder nach Kreta in den Urlaub – für ihn die Zeit kostbarste Zeit im Jahr. „Ich bin oft unterwegs und kann meine kleine Tochter und meine Frau nicht so oft sehen, wie ich es mir wünsche“, sagt er. Wenn er unterwegs ist, ruft er die beiden per Videotelefonat an und sagt zumindest persönlich gute Nacht. Und auch die Meilensteine im Leben seiner Tochter bekommt er so mit: „So konnte ich ihre ersten Schritte wenigstens digital sehen.“
Ab und zu fliegt der Siegburger mit dem Airbus „Siegburg“ durch die Welt
Seit November 2022 fliegt Pützstück wieder bei der Lufthansa und ist aktuell am Münchener Flughafen stationiert. Das bedeutet, er fliegt als Passagier von Köln-Bonn zur Arbeit nach München, und wechselt dort als Pilot in die Maschine. Im November wird der 42-Jährige an den Frankfurter Flughafen versetzt und kann dann mit der Bahn pendeln. Ab und an wird er mit einem ganz besonderen Flugzeug in die Luft steigen: Es gibt nämlich wieder einen Flieger namens „Siegburg“ – diesmal ein Airbus.
Daher kann es durchaus vorkommen, dass Pützstück in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, ins Cockpit des Fliegers steigt, der nach seiner Geburtsstadt benannt ist. „Das ist ein witziges Gefühl. Es ist wie ein Stück Heimat.“