Die Kaufhof-Schließung ist noch nicht vom Tisch, und es drohen weitere Leerstände. Siegburgs City-Manager sind dennoch zuversichtlich.
EinkaufsstadtCitymanager sieht in Siegburg gute Chancen trotz Leerständen und Fluktuation
Gute Nachrichten gab es Mitte Juli zur Abwechslung einmal zum Kaufhof: Bürgermeister Stefan Rosemann vermeldete, er habe endlich ein konkretes Konzept für eine Weiterführung auf dem Tisch. Doch vom Eis ist die Kuh noch nicht, die Schließung zum 31. Januar 2024 steht nach wie vor im Raum. Auch Schuhhändler Landgraf sorgte mit der für Ende 2024 angekündigten Schließung im kommenden Jahr für Negativschlagzeilen, zuvor gab an der Holzgasse Ulla Popken die Filiale auf.
Die Sorgen um den Standort schlagen auch bei Citymanager Helge Harnack und Ole Erdmann, Leiter des Amts für Umwelt und Wirtschaft, auf. Die aber sind weit davon entfernt, zu resignieren: Aus Sicht von Harnack etwa ist der Lack noch lange nicht ab.
Was man nicht in Siegburg findet, bieten nur die Oberzentren Köln und Bonn
„Siegburg ist eine Einkaufsstadt, wie sie im Buch steht“, schildert er seinen Eindruck. „Das Stadtbild passt“, besonders der Markt mit seiner historischen Bausubstanz falle ihm auf. In der Stadt gebe es große Anbieter im Einzelhandel, was man nicht finde, müsse man schon in den Oberzentren Köln und Bonn suchen.
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Wichtig sei allerdings, das Kaufhofumfeld im Blick zu haben und Aufenthaltsqualität zu schaffen. Das könne durch Begrünung geschehen, Sitzgelegenheiten und Schaufenster- oder Fassadengestaltung. Ole Erdmann gibt zu bedenken, dass der Kaufhof natürlich wichtig für die Frequenz an Kunden sei.
Leerstände will Siegburgs Citymanager dokumentieren
Die Landesförderung für von Schließungen betroffene Standorte – einen kleineren sechsstelligen Eurobetrag – könne man nutzen, um als Stadt Vorstellungen für die Immobilie zu entwickeln, zumal Kaufhof wohl kaum alle Etagen weiter bespielen werde. „In welches Umfeld ist das eingebettet?“ Die Frage werde auch bei der Vermarktung der Immobile aus den 1970er Jahren wichtig.
„Um den Kaufhof herum tut sich etwas, das wir aus Städtebaufördermitteln finanzieren“, der Durchstich von der Ringstraße zur Burggasse etwa oder Investitionen in die Holzgasse. Das Stadtbild „stabil und ansprechend zu erhalten, vielleicht aufzuwerten“, ist Harnack wichtig. Leerstände will Harnack genau beobachten und mit regelmäßigen Begehungen dokumentieren: Was sind bleibende Leerstände, wo gibt es Fluktuation?
Erdmann hat sich dazu Immobilienportale im Internet genauer angesehen: Im Juni seien in Siegburg 19 Gewerbeimmobilien auf dem Markt gewesen und davon im Juli sieben schon wieder neu vermietet – und das in der Sommerpause. „Wir stellen fest, dass der Markt funktioniert. Die Fluktuation ist aber wohl höher als früher.“
Nachdenken müsse man aber über Nutzungen außerhalb von Einzelhandel und Gastronomie, es gebe eine Riesennachfrage nach Wohnungen bis hin zu Mikroappartements für Pendler, die den ICE nutzen. Auch Sport und Gesundheitsangebote seien gefragt. Schwieriger seien kulturelle Angebote, mit denen man kaum hohe Mieten stemmen könne. Das müsse man an die Immobilienbesitzer zurückspielen, verbunden mit der Frage, ob diese lieber einen Leerstand in Kauf nähmen.
Klar sei, dass die Einzelhandelsflächen nach 20 bis 30 Jahren stetigen Wachstums zurückgingen, auswirken werde sich das auch auf Immobilienpreise und Mieten. „Das ist aber keine Siegburger Besonderheit.“