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Stellplätze subventioniertIn Siegburg eröffnet ein zweites Fahrradparkhaus

Lesezeit 4 Minuten
Ein Tür mit rotem Band und eine Gruppe Menschen

Bürgermeister Stefan Rosemann eröffnete die Fahrradgarage hinterm Bahnhof.

Siegburg lässt sich die neue Fahrradgarage einiges kosten. Der Steuerzahler subventioniert jeden der 165 Plätze mit bis zu 515 Euro pro Jahr.

Sie ist nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt, hell und videoüberwacht: Die neue Fahrradgarage hat 165 Plätze in Doppelstockständern, vier Boxen, zusätzlich Platz für Lastenbikes und außerdem eine Toilette. „Das Werkzeug für kleinere Reparaturen ist schon da“, erklärte Siegburgs Mobilitätsmanagerin Jana Unseld, „die Schließfächer mit Ladesteckern für E-Bikes kommen noch.“

Die Verkehrswende gibt es nicht zum Nulltarif. Die Stadtbetriebe haben hinter dem ICE-Bahnhof in dem neuen Wohn- und Geschäftshaus eines Immobilienunternehmens das Untergeschoss für eine Fahrradgarage angemietet, so hatte es der Stadtrat beschlossen. Jeder der 165 Plätze wird aus dem Haushalt und somit vom Steuerzahler subventioniert, je nach Auslastung mit etwa 515 Euro pro Jahr.

ADFC Siegburg hatte gegen die Gebührenerhöhung protestiert

Wenn die Nutzer die kompletten Kosten tragen müssten, würde wohl niemand hier seinen Drahtesel trocken und sicher abstellen. So rechnet die Stadt bei 40-prozentiger Auslastung mit einem jährlichen Zuschuss von 85.000 Euro, bei 80 Prozent immerhin noch mit 62.000 Euro, diese Zahlen kamen im Mobilitätsausschuss vor zwei Jahren zur Sprache.

Viel günstiger ist die erste Fahrrad-Tiefgarage der Stadt unter dem Hotel am Europaplatz: Werden übers Jahr hinweg 40 Prozent der 178 Plätze belegt, muss die Stadt 26.600 Euro zuschießen, bei 80 Prozent schrumpft der Aufwand auf 4500 Euro. Für Renovierung und Grundreinigung wurden zuletzt 24.000 Euro fällig.

Eine Frau in einer Fahrradgarage

Die städtische Mobilitätsmanagerin Jana Unseld zeigt, wie der Doppelstockständer funktioniert.

Die Nutzer werden seit diesem Jahr verstärkt zur Kasse gebeten. Die Preise orientieren sich am Angebot vergleichbarer Städte. Der Tagestarif beträgt für beide Garagen zwei Euro; Dauerparker können sparen: der Monatstarif liegt bei 12,50, die Jahreskarte bei 125 Euro. Gegen die Erhöhung hatte unlängst der Fahrradclub ADFC protestiert. Je teurer das Zweirad, so darf vermutet werden, desto höher ist die Bereitschaft, die Gebühren zu zahlen.

Der ADFC war bei der Eröffnung auch zugegen, kodierte die ersten 20 Fahrräder kostenlos für die Besitzer, die Diebstahlschutz-Aktion wurde von der Stadt bezuschusst. Der städtische Beigeordnete Stefan Marx, selbst begeisterter Pedaleur, ist sich sicher, dass das Angebot vor allem von Pendlern gerne angenommen werde: „Bis zur Stadtbahn sind es 17 Sekunden.“

Die Garage könne ein Mosaikstein für den Klimaschutz sein, so Marx, er hoffe, dass mehr Menschen umsteigen vom KFZ aufs Zweirad: „Verbieten können wir das Auto ja nicht.“ Für Parkhäuser in Regie der Stadtbetriebe, versichert er, würden keine öffentlichen Gelder aufgewendet.

Ob mit den 165 neuen Plätzen das Abstellproblem am Bahnhof gelöst wird, bleibt abzuwarten. Die Parkbügel sind in der Regel überfüllt, die Zweiräder werden an Laternen und Zäunen angekettet.

Radgarage in Siegburg: Zugang zunächst nur mit dem Smartphone

Der Zugang zur neuen Radgarage ist vorerst nur per Smartphone über eine App möglich. Die Öffnung mit einem Chip, die es auch unterm Hotel am Europaplatz gibt, soll an der Konrad-Adenauer-Allee nachgerüstet werden. Die kostenlose App „CONNECT ready“ der Firma Paul Wolff GmbH hat auch eine Bezahlfunktion, Nutzer können einen Tages-, einen Monats- oder einen Jahrestarif abschließen, teilte die Stadt mit. Wer ein Abo für eine der acht Boxen hat, vier stehen zwischen Hotel und Amtsgericht, vier in der neuen Radgarage, kann auch die übrigen Plätze in beiden Tiefgaragen nutzen.

Auch in Troisdorf hat die Stadt bessere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen. Am Südausgang des Bahnhofstunnels an der Bahnstraße wurde in den vergangenen Monaten die in die Jahre gekommene Anlage saniert: Nun gibt es moderne Bügel, die von beiden Seiten benutzt werden können; zudem gibt es jetzt mehr Stellplätze. Die Dächer sind bepflanzt, das soll einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten.

In Troisdorf übernahm go.Rheinland 90 Prozent der Anschaffungskosten

An die Stelle der alten Fahrradboxen traten neue, auch hier wuchs die Zahl der wetterfesten und besonders sicheren Abstellmöglichkeiten auf nunmehr 26. Der Zweckverband go.Rheinland übernahm 90 Prozent der dafür fälligen Anschaffungskosten. Wie Zweckverbandsgeschäftsführer Dr. Norbert Reinkober setzt auch Bürgermeister Alexander Biber darauf, dass die neue Anlage Diebstahl und Vandalismus ausbremsen.

Anders als die bisherigen Boxen werden die neuen nicht mehr über ein Schlüsselsystem geöffnet, sondern zunächst über die App https://radbox.nrw/. Ab Ende des Jahres soll eine eigene App zur Verfügung stehen. Neu ist auch das Tarifsystem, das Kurzzeitbuchungen ebenso möglich macht – von sechs Stunden bis zu einer Woche – wie Langzeitbuchungen von einem Monat bis zu einem Jahr.

Wer ein Abonnement für den Öffentlichen Nahverkehr nutzt, bekommt 50 Prozent Nachlass auf die Gebühr für die Fahrradbox, die digital bezahlt wird.