Kasalla spielt zum Tanz in den Mai. Vier Beispiele von Veranstaltungen im Rhein-Sieg-Kreis zeigen neue Wege bei einer langen Tradition.
Alte Bräuche, neue KlängeWie Vereine im Rhein-Sieg-Kreis das Maibrauchtum feiern
Das Maibrauchtum hat im Kreis eine lange Tradition. Die Autoren haben aus der Vielzahl der Veranstaltungen vier Beispiele gewählt.
Maiclub Hennef-Happerschoß
Zum ersten Mal in der inzwischen 76 Jahre währenden Geschichte des Maiclubs Happerschoß zogen die Maipaare durch den Ort. Die Fähnriche Thilo Seffen und Mike Schönenberg schritten dem Vorsitzenden Benedikt König voran, dann folgten das Maikönigspaar Hannah Lena Frädrich und Fabian Klein sowie die beiden Maigrafenpaare. Es schien, als habe das Dorf nur darauf gewartet. Beim Stopp am Hof Walterscheid beklatschten zahlreiche Bewohner und den Einmarsch.
Gerta Walterscheid war eine der ersten Maiköniginnen, ihre Tochter Rosi trug die Würde vor 40 Jahren. Für sie gab es Blümchen und ein Fahnenschwenken von Seffen. Weiter ging es über die Annostraße im Bogen zum Dorfplatz zur Krönung, wo Hannah Lena Frädrich ein Diadem aufgesetzt wurde. „Wir haben das einfach mal ins Blaue hinein geplant“, sagte „El Presidente“ König, ohne Anspruch auf Professionalität.
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Bürgermeister Mario Dahm sagte, er freue sich, dass junge Menschen die Traditionen aufrecht erhalten wollten. „Was zu perfekt ist, ist mir suspekt“, stellte er fest und lobte den unbekümmerten Charme der improvisierten Brauchtumspflege, der mit dem Tanz unter der Fahne fortgesetzt wurde.
Wolsdorfer Junggesellenverein und Männerreih Rosenhügel
Bei gehöriger Lautstärke und handgemachter Musik tanzte das frisch gekrönte Maikönigspaar des Wolsdorfer JGV und Männerreih Rosenhügel Hannah I. (Blinzler) und Frederic I. (Ißbrücker) in den Wonnemonat. Den passenden Rhythmus steuerte das Tambourcorps „In Treue fest“ bei, und das war nicht dem Zufall geschuldet: Maikönig Frederic ist aktives Mitglied der Truppe, beruflich arbeitet der 22 -Jährige als Mechatroniker bei den Stadtwerken Bonn.
Die gleichaltrige Königin ist Physiotherapeutin und kommt aus einer Familie, in der das Brauchtum nicht erst seit gestern gepflegt wird: Ihre Eltern Tina und Frank Blinzler waren 1988 Maikönigspaar. Bürgermeister Stefan Rosemann hob in seiner Ansprache im Festzelt auf dem Wolsdorfer Bolzplatz hervor: „Wer hier miterlebt, wie Menschen vereinsübergreifend zusammenkommen, und nicht versteht, wie wichtig Brauchtum ist, dem ist nicht zu helfen.“ Der JGV Rosenhügel feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.
Junggesellenverein und Männerreih Eintracht Alt-Wolsdorf
Hoch her ging es bei dem anderen JGV im Viertel, dem Junggesellenverein und Männerreih Eintracht Alt-Wolsdorf, der im Wirtshaus Zur Sieg an der Wahnbachtalstraße in den Mai feierte: Dort hatte Maikönig Frank II. Fischer 7776 Wolsdorfer Maimark für seine Königin Jacqueline I. Schmitt geboten.
Der 28 -jährige König führt ein eigenes Buchhaltungsbüro, während seine Königin Jacqueline (27) Juristin ist. Fischer spielt in der vereinseigenen „Bums-Kapell“ die dicke Trommel und schrieb in der Corona-Zeit Vereinsgeschichte: 2020 sorgte er dafür, dass es in Alt-Wolsdorf trotz Pandemie einen Dorfmaibaum gab.
Mehrfach übernahm er anlässlich der Wolsdorfer Kirmes zudem die Rolle der „designierten Witwe“ des angeklagten Pajas. Den Termin für die nächste Kirmes haben beide Wolsdorfer Junggesellenvereine dick im Kalender angestrichen: Gefeiert wird vom 2. bis 6. Juni.
Tanz in den Mai im Rhein-Sieg-Forum Siegburg
Einen besonderen Tanz in den Mai erlebten die Besucherinnen und Besucher im nahezu ausverkauften Rhein-Sieg-Forum. Die Kölner Kölschrock-Band Kasalla lieferte ein umjubeltes zweistündiges Konzert ab. Und da konnten die Jungs um Frontmann Bastian „Basti“ Kampmann zeigen, dass sie exzellente Musiker sind.
Nils Plum sorgte für Druck mit seinem Schlagzeug. Keyboarder Rene „Ena“ Schwiers glänzte mit Soli an den Keyboards und nahm zwischendurch immer mal wieder die „Quetsch“. In der vorderen Reihe ließen Gitarrist Flo Peil, Bassist Sebastian Wagner und Kampmann durch ihren Bewegungsdrang vergessen, wie unglaublich breit die Bühne im Forum ist. Sie tauschten die Plätze, suchten den Kontakt mit dem Publikum, das sich auch außerhalb der Session als textsicher erwies.
Im Repertoire hatte das Quintett die großen Erfolge, von „Pirate“ über „Pommes un Champagner“ bis „Alle Jläser huh“. Sie begeisterten aber auch mit einem Akustik-Set und ruhigen Tönen. „Fleisch un Bloot“ ist ein Beispiel für eine Ballade, bei der die Band Haltung gegen Rassismus zeigt.
Kampmann machte sich in einer Moderation mehr Sorgen um dumme Kommunikation von Menschen als um Künstliche Intelligenz. Oder das wunderbare „Midden em Sturm“, das Lied, das während der Pandemie entstanden ist. Hitjäger kamen jedenfalls genau so auf ihre Kosten wie diejenigen, die nach den kleinen unbekannten Perlen suchten.