Im Pfarrgarten der Kirche St. Lambertus in Bergheim gab es Weine von der Ahr zu feinen Melodien von Beethoven bis Bruckner.
Premiere für neuen KonzertabendOrganist in Troisdorf kredenzt passende Weine zur Musik
Alleine die facettenreiche Musik der drei Organisten hätte genügt, den Gast hinterher von einem genussvollen Abend sprechen zu lassen. Jedenfalls hatten Simon Botschen, Guido Harzen und Markus Prange Feines von Beethoven bis Bruckner über Elgar bis Boslet in ihrem Fundus aufgetan. Und das passte inhaltlich, landschaftsbezogen oder bezüglich der Komponistenherkunft bestens zur Orgelnacht in Troisdorf-Bergheim.
Doch verwies der Untertitel „Wein trifft Orgel“ auf den gustatorischen Nebeneffekt, der im Verbund mit den Hörgenüssen die vier Stunden zum weinglückseligen Erlebnis machte. Das Ambiente hätte nicht besser sein können. Der Pfarrgarten wurde im Ensemble mit der neugotischen Backstein-Kirche St. Lambertus zur Labsalsquelle zwischen den vier, je halbstündigen Konzerten, womit Mozarts Aphorismus „Musik ist der Wein, der den Kelch der Stille füllt“, doppelt bedient wurde.
Kirchenmusiker Simon Botschen ist Berater für deutschen Wein
Hinsichtlich Rebensaft und Musik ist auch Simon Botschen, kirchenmusikalischer Hausherr in St. Lambertus, doppelt unterwegs. Entsprechend seiner Verantwortungen als Seelsorgebereichsmusiker im Erzbistum Köln und gefragter Orgelsolist freilich mit eindeutiger Gewichtung in Richtung Orgel. Darüber hinaus darf er den Titel „Anerkannter Berater für Deutschen Wein“ tragen und beginnt in Bälde eine nebenberufliche Ausbildung zum Sommelier. Genug Expertise also, um die vier schönen Ahrweine fachgerecht zu präsentieren und deren Vorzüge zu würdigen.
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Botschen eröffnete den Orgelabend mit „Musik aus deutschen Weinbauregionen“ und reiste virtuell ab Saale-Unstrut mit Johann Gottfried Walthers erfrischend-heiteren „Concerto in h-moll“ nach Mosel-Saar-Ruwer, untermalt durch Ludwig Boslets mächtiges „Präludium“ aus „Zwölf größere Orgelstücke, op 22“. Von dort an den Mittelrhein, wo Beethovens rhythmisch jubelnder „Grenadiermarsch für Flötenuhr“ Lust auf die erste Verkostung machte: Einen 22er Riesling vom Schiefer, der wie die anderen drei Weine vom Ahrwinzer Sermann produziert wird.
Mit dem ersten Tropfen herrschte Zufriedenheit bei den Gästen hinsichtlich Konzert und Weinauswahl. Was auch für Rebe Zwei galt, einem weiß gekelterten Bellabianca Spätburgunder Blanc de Noir. Sein Charakter: „Harmonisch, fruchtig und leicht schmelzig“, wobei letzteres Attribut auch für geschmeidig und zart steht. Passender hätte das für die Werke von Bruckner und Beethoven, für die sich Guido Harzen, Kantor an St. Servatius Siegburg, entschieden hatte, nicht sein können. Dankbare Zustimmung aus den Bankreihen gab es für die Ewigkeits-Melodien aus der Mondscheinsonate und dem „Adagio Cantabile“ aus der „Pathetique“ sowie Bruckners herzerwärmendes „Locus iste“.
Wenn Barock auf Romantik trifft, passt ein glutroter Spätburgunder
„Barock trifft Romantik“ hieß das Programm des Altenahrer und Lantershofener Kirchenmusikers Markus Pranges. Es umfasste sieben Stücke, etwa das jubilierende „Finale - Rondo Allegro“ (C. F. Ruppe) oder Theodore Salomés brillantes „Fanfare, op 21/3“. Danach mundete die meistangebaute Ahr-Rebsorte, ein glutroter Spätburgunder.
Einen weiteren Roten tischten die Gastgeber nach dem vierten Konzert mit dem Marienthaler Frühburgunder auf. Den hatte zuvor Botschen durch die „California Wine Suite, op. 40“ in Szene gesetzt. Der Organist machte einen farbenglühenden Durchmarsch durch acht Rebsorten des Napa Valley von Cabernet Sauvignon, Zinfandel bis Chardonnay und bebilderte diese musikalisch als Fanfares, Siciliana und Pavane. So passte die Ausgewogenheit des Marienthalers prima zum Plausch bei der letzten Verkostung.