Das Familienzentrum Am Krausacker und die Seniorenbeauftragten aus Troisdorf-Bergheim hatten zu einem Vortrag über Betrugsmaschen eingeladen.
Trickbetrug erkennenImmer neue Maschen und Methoden – in Troisdorf klärte eine Kriminalpolizistin auf
Voll war es im Pfarrheim Bergheim, sicherlich 90 Seniorinnen und Senioren waren der Einladung des Familienzentrums Am Krausacker und der Seniorenbeauftragten aus Troisdorf-Bergheim gefolgt. Sie hatten Kriminalhauptkommissarin Astrid Michalla vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizei eingeladen. Ihr Thema: „Betrugsmaschen erkennen und vermeiden“.
Seniorenbeauftragte Judith Krämer hatte bei vielen älteren Menschen die Interessen abgefragt. „Seniorenbetrug kam immer wieder vor“, hat sie erlebt. Der Ortsringvorsitzende Peter Reis konnte das nur bestätigen. Also wandten sie sich an die Kreispolizei, um mal eine Spezialistin berichten zu lassen.
Michalla stellte die unterschiedlichsten Maschen anschaulich vor. „Das kann mir doch nicht passieren“, das sei ein weit verbreiteter Irrglauben. Diesem Irrglauben setzte sie beeindruckende Gegenbeispiele entgegen, bis hin zu dem prominenten Kriminologen Christian Pfeiffer, der selbst beinahe Opfer eines Schockanrufs wurde.
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„Ich will Ihnen alte Betrugsmaschen erzählen und neue vorstellen“, sagte die Kriminalhauptkommissarin, „ich will Sie sensibilisieren und Sie schlauer machen.“ Zugleich beruhigte sie ihr Publikum, sie dürften sich ruhig auf die Straße trauen. „Senioren werden nur selten Opfer von Gewalt“, sprich von Körperverletzungsdelikten oder Überfällen.
Die Haustür ist für Trickbetrüger das größte Hindernis
„Ältere Menschen sind nicht dumm, nein, sie sind verlässlich, höflich, hilfsbereit, und sie haben Anstand“, beschrieb Michalla die Vorzüge der Altersgruppe, die sie gleichermaßen so angreifbar mache. Fragt jemand nach einem Glas Wasser, laden sie den Hilfsbedürftigen ins Haus. Und öffnen Tätern damit das erste und größte Hindernis - die Haustür. Und Senioren reagierten unter Stress anders, sind länger darin gefangen.
Deshalb erzeugen Betrüger diesen Stress bewusst. Oft haben ihre Opfer viel Geld und wertvollen Schmuck zu Hause versteckt. Da sind etwa die angeblichen Handwerker, die durch die Straßen fahren. Sehen sie eine tropfende Regenrinne, bieten sie Dienste für vermeintlich kleines Geld. Dann wollen sie 6000 Euro haben, die Dame des Hauses im beschriebenen Fall hat aber nur 2000 Euro zur Hand. Das nehmen die Täter und fahren sie auch noch zur Bank.
Eine andere Methode sind junge Männer, die Frauen ihre Einkäufe ins Haus tragen. Damit sind sie schon wieder durch die erste Tür. Dann erklärt er, von der Spurensicherung zu sein, bei ihr habe es einen Einbruch gegeben. Er lässt sich den Wohnungsschlüssel geben und verspricht, die Bewohnerin hineinzurufen. Im Inneren reißt er die Schubladen heraus, wirft den Inhalt aus Schränken, um den Einbruch vorzutäuschen. Indem er sie bittet, nachzuschauen, was fehlt, liefert sie ihm unfreiwillig die Beute.
Oder es ist der Geschenkkorb für den Nachbarn, für den gerade noch ein Zettel fehlt. Eine hilfsbereite Seniorin bittet den Boten herein, ein zweiter Täter schlüpft unbemerkt hinterher und stiehlt den Schmuck. Zusammen flüchten die beiden aus der Wohnung. Mit einem Vorurteil räumte Michalla auf: dass nämlich Frauen öfter Opfer seien. „Sie sind nur mutiger“, erklärte die Präventionsspezialistin.
Der falsche Wasserwerker, der Tierliebhaber, der seine Katze sucht - Täter sind kreativ. Deshalb riet Michalla, niemand einfach so hereinzulassen, sondern den Sperrriegel vorzuschieben oder durch die geschlossene Tür zu sprechen. Und immer wieder: „Rufen Sie uns, die Polizei.“ Dann nämlich sind die angeblichen Dienstleister oft schnell verschwunden.
Internet-Banking oder Romance-Scamming sind neue Einfallstore. Die Kriminalistin beschrieb einen Fall, in dem ein moderner Heiratsschwindler erst Liebe vorgaukelte, um schließlich 150.000 Euro zu erbeuten, durch Zureden und Versprechungen. Falsche Polizisten oder Bankmitarbeiter erzählen die unglaublichsten Geschichten, auf die immer noch Menschen hereinfallen, im Rhein-Sieg-Kreis seit Jahren konstant um die 400. Aber es bleibt immer häufiger beim Versuch, Senioren erkennen inzwischen schneller den Betrug.
Selbst Angela Merkel ist das Portemonnaie aus der Tasche gestohlen worden
Schockanrufe, Anrufe mit Erbschaftsversprechen aus dem Ausland, Taschendiebstähle in Supermärkten - selbst Angela Merkel sei trotz ihrer Personenschützer schon das Telefon aus der Tasche gestohlen worden, wusste Michalla zu berichten. Die Fülle der Möglichkeiten überraschte, obwohl einige aus dem Publikum schon von eigenen Erfahrungen zu berichten hatten.
„Das war hilfreich, das sensibilisiert mich“, stellte Besucher Toni Käs fest. Er hat schon falsche WhatsApp-Nachrichten bekommen, rief dann aber direkt seine Tochter an. Christine Schmidt ist schon dreimal angerufen worden, sie ist aber nicht darauf hereingefallen. Auch sie sagte: „Ich bin sensibler geworden, das gebe ich gerne an meine Gymnastikgruppe weiter.“