Troisdorf – Im Einsatz gegen die „zum Teil gravierenden und existenzbedrohenden Auswirkungen“ der Pandemie wollen Bürgermeister Alexander Biber (CDU) und der Verwaltungsvorstand den Einzelhandel und die Gastronomie mit einer Million Euro unterstützen. „Im schlimmsten Fall“, so die Vorlage zur Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses in der kommenden Woche, sei mit einem „dauerhaften Verlust der innerstädtischen Attraktivität“ zu rechnen.
Trotz der eigenen „sehr angespannten Haushaltssituation“ will die Stadt dem mit Zuschüssen begegnen, die auf der Basis des Stadtgutschein-Systems der Stadtwerke bezahlt werden sollen.
Als nicht zielführend habe man die Zahlung direkter Zuschüsse verworfen, heißt es in der Vorlage zur Sitzung. „In Marburg bekommt jedes Kind 50 Euro, jeder Erwachsene 20“, sagte Bürgermeister Biber. Diese Kaufkraft aber bleibe nicht notwendigerweise in der Stadt. Das 2016 ins Leben gerufene Gutscheinsystem binde Kaufkraft in Troisdorf und schaffe zusätzliche lokale Umsätze.
Idee „in Bocholt geklaut“
„Wer jetzt seine Socken online kauft, fährt dann vielleicht doch mal in die Stadt.“ Die Idee der Wirtschaftsförderung über Gutscheine hat Biber nach eigener Aussage „in Bocholt geklaut“, wo ein vergleichbares System schnell Erfolg gehabt habe.
Stadtwerke und Wirtschaftsförderung Trowista, aber auch die Kreissparkasse Köln und die VR-Bank Rhein-Sieg hatten das System der Stadtgutscheine in Troisdorf 2016 begründet. Aktuell gibt es in Troisdorf knapp über 60 Geschäfte und Dienstleister, die den Gutschein als Zahlungsmittel akzeptieren. „Gastronomen machen das bisher nur vereinzelt“, sagte der Bürgermeister.
Niedrigschwellig solle daher jetzt ein Einstieg in das System für Einzelhändler und Gastronomen sein, „jeder der möchte, soll das machen können“. Beim Kauf der Gutscheine, der bald auch online möglich sein wird, sollen die Käufer laut Verwaltungsentwurf einen Nachlass von 25 Prozent erhalten; den so gewährten Rabatt übernehmen zu 20 Prozent die Stadt und zu fünf Prozent das Unternehmen, das den Gutschein schließlich einlöst. Mindestens fünf Millionen Euro zusätzlichen Umsatz sieht Bürgermeister Alexander Biber – falls die bereitgestellte Summe vollständig aufgebraucht werde.
Im Rathaus rechnet man damit, dass das Angebot auch in Troisdorf angenommen wird. Es handele sich um einen „ehrlichen Rabatt“, der zudem ausschließlich die lokale Wirtschaft unterstütze. Die Verwaltung schlägt vor, das Angebot wie in Bocholt zeitlich zu befristen.
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Auch mit der verlängerten zinsfreien Stundung von Zahlungsverpflichtungen bis zum 31. März 2022 will die Verwaltung belasteten Unternehmen helfen. Bereits seit April 2020 gewährt die Stadt zum Beispiel die Senkung von Gewerbesteuervorauszahlungen. Dafür müssen die Unternehmen glaubhaft nachweisen, dass sie wegen fehlender Liquidität in der Pandemie die Forderungen nicht begleichen können.
Der Ausschuss tagt am Dienstag, 26. Januar, ab 18 Uhr in der Stadthalle.