- Sind Tagesmütter Erzieher-Profis oder nur Aushilfskräfte? Ein neues Gesetz sieht vor, dass alle Eltern in NRW künftig den gleichen Beitrag bezahlen – unabhängig davon, ob sie ihr Kind in einer Kita oder bei einer Tagesmutter unterbringen.
- Der Landeselternbeirat geht dagegen auf die Barrikaden. Warum? Und werden die Beiträge durch das Gesetz ansteigen?
- Lesen Sie hier die Hintergründe.
Köln – Die Landesregierung von NRW geht davon aus, dass Tagesmütter genauso gute Arbeit leisten wie Kita-Erzieher. Daher ist im neuen Kinderbildungsgesetz (Kibiz) vorgesehen, dass die Elternbeiträge überall gleich hoch sein sollen. Der Landeselternbeirat für die Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen (LEB) hält den Schritt jedoch für ein „völlig falsches“ Signal.
„Es ist mir unbegreiflich, wie das Land darauf kommt, die Betreuung durch Tagesmütter ernsthaft mit der Erziehung in einer Kita auf die gleiche Stufe zu stellen“, sagt LEB-Vorstandsfrau Katja Wegner-Hens. Erzieher müssten eine dreijährige Ausbildung absolvieren, Tagesmutter könne man durch eine Weiterbildung innerhalb von vier Wochen werden. „Das sind völlig unterschiedliche Welten“, so die Elternvertreterin.
Platzverhältnisse nicht vergleichbar
Zwischen den Betreuungsformen Kindertagesstätte und Tagesmutter gebe es mehrere Unterschiede, so Wegner-Hens. Während die Kitas ein pädagogisches Raumkonzept nachweisen und über einen Außenbereich verfügen müssten, würden die Tagesmütter oft in ihrer eigenen Wohnung, im privaten Haushalt arbeiten. „Die Platzverhältnisse sind keinesfalls zu vergleichen. Ein Außenbereich steht nicht immer zur Verfügung. Draußen zu spielen ist bei vielen Tagesmüttern meist nicht möglich.“
Der wichtigste Unterschied sei aber die berufliche Ausbildung. Während es sich bei Kita-Erziehern um „Profis“ handele, sein die Tagesmütter angelernte Kräfte. „Sie bewegen sich zudem zwischen dem professionellen Berufsbild und ihrer Rolle als Mutter“, so die LEB-Vorstandsfrau. Letzteres trete vor allem dann verstärkt zutage, wenn ihr eigenes Kind Mitglied in der Gruppe sei. Die Elternbeiträge müssten in der Tagespflege wegen der eingeschränkten Qualität eigentlich deutlich günstiger sein.
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Eine Angleichung der Gebühren sei „der falsche Weg“.Die schwarz-gelbe Landesregierung stellt im Referententwurf für das Kibiz fest, dass die zum Teil unterschiedlich hohen Gebühren für Kitas und Tagesmütter angeglichen werden sollen. „In NRW werden rund 30 Prozent der U3-Kinder in Kindertagespflege betreut, deshalb hat die Kindertagespflege auch für die Landesregierung eine hohe Bedeutung“, sagte ein Sprecher von NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Damit Eltern möglichst frei zwischen den Angebotsformen wählen können, sollten sich auch die Elternbeiträge in Höhe und Staffelung entsprechen“, fügte er hinzu. Die Entscheidung über die Erhebung und Ausgestaltung der Elternbeiträge liege allerdings bei den Kommunen.
Die SPD im Düsseldorfer Landtag befürchtet, dass dich die Angleichung vielerorts zu Beitragssteigerungen in der Tagespflege kommen wird. Im Kreis Kleve, wo die Betreuung durch Tagesmütter derzeit deutlich günstiger ist als die Unterbringung in einer Kita, könnten für ein Zweijähriges Kind monatliche Zusatzkosten von fast 200 Euro anfallen.
Dennis Maelzer, Kita-Experte der SPD im Düsseldorfer Landtag, hat jetzt eine Anfrage zu dem Vorgang an die Landesregierung gestellt: „Minister Stamp hat mit seinem Gesetz die Büchse der Pandora geöffnet. Wenn jetzt - wie im Kreis Kleve - auch andernorts das Gesetz als Begründung für Beitragserhöhungen genutzt wird, dann ist das ein Schlag ins Gesicht der Familien in unserem Land.“