Köln – Das Landesschiedsgericht der AfD hat den ehemaligen Chef des Kreisverbandes Rhein-Sieg, Thomas Matzke, am Montag mit sofortiger Wirkung aus der Partei ausgeschlossen. Das hat eine Sprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt. Zu den Gründen wollte sich der NRW-Landesverband nicht äußern.
Nach Informationen dieser Zeitung war einer der Auslöser für den Rauswurf die sogenannte „Sparschweinaffäre“. Demnach soll Matzke bei zwei Parteiveranstaltungen im November 2015 und Januar 2016 Geld aus einem Sparschwein entwendet haben, das zu Spendenzwecken bei den Teilnehmern rumgereicht worden war. Insgesamt soll es um einen Betrag von mehreren Hundert Euro gehen. Zum anderen soll er bei einer Veranstaltung mit der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Beatrix von Storch zugunsten seiner eigenen Firma Beleuchtung und Akustik abgerechnet haben, obwohl die Technik zur Verfügung gestellt worden war.
Matzke weist Vorwürfe zurück
Matzke weist die Vorwürfe zurück. „Das ist eine böswillige Verleumdung“, sagte er dieser Zeitung. „Hier geht es ausschließlich um Beschädigung.“
Der Kreisverband hatte wegen der angeblichen Veruntreuung offenbar im Februar dieses Jahres Strafanzeige gegen Matzke erstattet, das Parteiausschlussverfahren wurde eingeleitet. Dennoch wurde er noch im Juni von den Mitgliedern des Kreisverbandes zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl ernannt. Der Landesverband allerdings stoppte die Kandidatur und ließ den Wahlkreis unbesetzt. Angeblich habe Matzke die Unterlagen mit den Unterschriften zu spät eingereicht.
Matzke, Mitglied der „patriotischen Plattform“ und enger Freund des Thüringer Landesschefs Björn Höcke, galt als parteiinterner Rivale des ehemaligen Landes- und Fraktionschefs Marcus Pretzell, der die AfD inzwischen seinerseits verlassen hat. Vor der Landtagswahl im Mai soll er eine Kampagne organisiert haben, um die Wahl Pretzells als Spitzenkandidat auf der Landesliste zu verhindern.
Matzke rief zu Protesten gegen Merkel auf
Zuletzt hatte Matzke, der in seinem Landesverband recht isoliert dasteht, bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, als er während des Wahlkampfs via Twitter zu Protesten bei Auftritten von Angela Merkel mobilisierte. Die Kanzlerin war vor allem im Osten von aufgebrachten Demonstranten teilweise heftig beleidigt worden.
Daher will sich Matzke nach eigenem Bekunden auch vom Ausschluss aus der eigenen Partei nicht schrecken lassen. Er war schon einmal suspendiert worden und hatte seine Rechte als AfD-Mitglied verloren. Dagegen war er erfolgreich vorgegangen. Auch dieses Mal will er Rechtsmittel einlegen, um am kommenden Wochenende beim Landesparteitag in Wiehl noch als Mitglied teilnehmen zu können. Dass Matzke, der die NRW-AfD in ihrem jetzigen Zustand für ein „verweichlichtes Relikt“ der Pretzell-Ära hält, nur als stiller Zuhörer ins Oberbergische reist, ist wohl nicht zu erwarten. Obwohl in den eigenen Reihen weitestgehend isoliert, plane er Anträge einzubringen und beabsichtigt obendrein, für das Amt des Landessprechers zu kandidieren.