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Abstimmung mit Porsche?Wie sich Christian Lindner um die E-Fuels sorgt

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Lindner Aktentasche

Christian Lindner

Berlin – Es war ein veritabler Koalitionskrach. Ein komplettes Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU komme nicht infrage, beschied Finanzminister Christian Lindner am 28. Juni den grünen Koalitionspartner. Der FDP-Chef verwies auf den Koalitionsvertrag, laut dem auch klimaneutrale synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels ihre Chance bekommen sollen. In diesem Sinne stimmte Deutschland im EU-Ministerrat dann auch ab. Im Beschluss heißt es nun, dass geprüft wird, „wie nach 2035 Fahrzeuge zugelassen werden können, die ausschließlich mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden“.

Einen Tag später soll das der größte Verfechter von E-Fuels in der Autoindustrie nicht nur sehr begrüßt, sondern auch als persönlichen Erfolg gefeiert haben. „Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten“, soll Porsche-Chef Oliver Blume nach Darstellung des ZDF in einer Betriebsversammlung am 29. Juni gesagt haben.

Hat Lindner im direkten Kontakt umgesetzt, was Porsche wünscht?

Die Satiresendung „Die Anstalt“ beruft sich auf „Belege, die diese Aussage verifizieren“ und zitiert Blume weiter: „Wir haben sehr großen Anteil, dass die E-Fuels in den Koalitionsvertrag eingeflossen sind. Da sind wir ein Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien“. Im Koalitionsvertrag vom vergangenen November steht ein ähnlicher Satz wie jetzt im EU-Beschluss.

Hat also der Porsche-Fahrer Lindner im direkten Kontakt umgesetzt, was der Hersteller seines Lieblingsautos wünscht? Die Beteiligten schildern es anders: „Die Position von Herrn Lindner zu E-Fuels ist seit Jahren bekannt“, sagte ein Sprecher des Ministers auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Entsprechend habe er sich im Juni dafür eingesetzt. „Es hat dazu zuvor keinerlei Kontakt mit Herrn Blume und auch keinerlei anderweitige Einflussnahme gegeben.“

Synthetische Kraftstoffe sind umstritten

Ein Porsche-Sprecher sagte dem RND: „Den Austausch hat es so nicht gegeben. Richtig ist, dass das Unternehmen grundsätzlich mit allen relevanten Stakeholdern einen konstruktiven Austausch pflegt.“ Ob es den „Austausch“ in anderer Form gab, ob Blume falsch zitiert wurde oder seinen Einfluss auf die Regierungspolitik womöglich überschätzt - das bleibt dabei offen.

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Synthetische Kraftstoffe, die es in verschiedenen Formen gibt, sind umstritten. Kritiker halten es für absurd, zum Beispiel Agrarprodukte zu Biosprit zu verarbeiten. Zudem seien die Verfahren wegen des hohen Aufwands und schlechten Wirkungsgrads ineffizient. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hält dagegen, dass nur mit E-Fuels die Millionen klassischer Verbrennerautos klimaschonender betrieben werden könnten. Statt Agrarprodukten könne man Abfälle verwerten, und die Effizienz lasse sich durch Weiterentwicklung deutlich verbessern.

Zwist geht quer durch die Autobranche

Der Graben geht quer durch die Autobranche - und den VW-Konzern: Dessen Chef Herbert Diess hält nichts von E-Fuels, Blume ist als Chef der Konzerntochter Porsche ein großer Verfechter. Das Unternehmen investiert viel Geld, um die Herstellung von E-Fuels mit Hilfe von Ökostrom voranzubringen und im großen Stil aufzuziehen.

Porsche setzt zwar so konsequent wie wenige andere Autohersteller auf Elektroantrieb, aber die Luxusmarke hat ein paar sehr lukrative Nischen, die nicht so leicht vom Sprit wegkommen. Zum Beispiel wollen die Rennsportkunden weiter bedient werden, die für viel Geld getunte Porsches im Wettbewerb bewegen. Und auch der 911, für die Markenidentität unverzichtbarer Sportwagenklassiker, ist als Elektroversion nur mit Mühe vorstellbar. Der Klang des Boxermotors jedenfalls ist wohl nur mit E-Fuels zu retten. (rnd)