Nachdem der Handel am Black Friday in den vergangenen Jahren immer wieder neue Umsatzrekorde erzielt hat, prognostizieren Analysten auch für 2021 ein starkes Geschäft. Bei einigen Produkten sollten Verbraucher aber die Augen offen halten: Lieferkettenprobleme und eine hohe Nachfrage könnten in diesem Jahr die Rabatte schmälern.Das Homeoffice ist bei den meisten Menschen längst eingerichtet, neueste Haushalts- und Gartengeräte sind nach den langen Pandemiemonaten auch flächendeckend angeschafft, und so bleibt für viele Shoppingfans und Schnäppchenjägern bei der Rabattschlacht am diesjährigen Black Friday nur noch ein Betätigungsfeld: die Unterhaltungselektronik. Es ist eine Spielkonsole, die in diesem Jahr besonders gefragt ist: die Nintendo Switch. Nach einer Auswertung des Portals „Trusted Review“ wird kein Artikel häufiger im Zusammenhang mit dem Black Friday gesucht.
Analysten sind sich einig: Nachdem 2020 vor allem Homeoffice-Produkte wie Laptops, Monitore und Peripheriegeräte gekauft wurden, geht es in diesem Jahr um die Erweiterung des Heim-Entertainments. Das Zuhause sei, ausgelöst durch die Pandemie, das neue Lebenszentrum vieler Menschen, und dort werde investiert. Dennoch müssten sich Kunden auf Lieferengpässe und eine dadurch außergewöhnliche Preisentwicklung einstellen.Im vergangenen Jahr brach der Black Friday alle Rekorde. Während der „Black Week“, jener Woche, in der der US-Feiertag Thanksgiving liegt und die mit dem Black Friday endet, übertraf der online generierte Umsatz erstmals den aus dem stationären Handel. Mehr als die Hälfte aller Produkte (53 Prozent) gingen in dieser Woche über die virtuelle Ladentheke. Auch in diesem Jahr erwarten Marktforschungsinstitute ein starkes Black-Friday-Geschäft.
Höhere Budgets und mehr Umsatz
Im letzten Jahr begann der Weihnachtsendspurt bereits Ende November. „Da die Verbraucher Versandverzögerungen und Bestandsverknappungen fürchten, kaufen viele vorzeitig. Durch das Vorziehen der Einkäufe durch die Konsumenten ziehen auch Einzelhändler ihre Angebote immer weiter vor“, erklärt Konsumgüter-Experte Norbert Herzog von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Dort geht man davon aus, dass sich der Trend fortsetzen wird.Der Handelsverband Deutschland blickt positiv auf die vielerorts bereits laufende Rabattschlacht: „Immer mehr Kundinnen und Kunden entdecken den Black Friday und den Cyber Monday für sich und nutzen gezielt die zahlreichen Angebote. Das starke Wachstum des Online-Handels während der Corona-Pandemie setzt sich hier weiter fort“, so der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Man rechne für Black Week, Black Friday und Cyber Monday mit einem Online-Umsatz von 4,7 Milliarden Euro, was einem Plus von 27 Prozent zum Vorjahr entspreche. Zum Vergleich: 2016 lagen die Umsätze im selben Zeitraum noch bei 1,7 Milliarden Euro.
Einer repräsentativen Umfrage von Blackfriday.de zufolge geben die meisten Befragten (30 Prozent) an, in diesem Jahr zwischen 100 und 200 Euro ausgeben zu wollen. Auffällig im Vergleich zum Vorjahr: Während im vergangenen Jahr 8 Prozent der Befragten ein Budget von mehr als 500 Euro angaben, sind es in diesem Jahr bereits 14 Prozent. Die Menschen scheinen mittlerweile auch größere Anschaffungen für den Black Friday einzuplanen.
Chipmangel und Lieferengpässe
Einer Umfrage des HDE zufolge planen mehr als die Hälfte der Deutschen am Black Friday oder Cyber Monday auch Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Ungefähr 1,2 Milliarden Euro wollen sie dabei ausgeben.Nachdem der Markt im letzten Jahr von IT- und Büroausstattung dominiert wurde, wird sich der GfK zufolge auch der Telekommunikationsbereich weiter erholen. 5G-Smartphones und „Wearables“ wie Smartwatches oder Datenbrillen treiben die Entwicklung.
Die große Sorge der Händler bleiben die bereits bekannten Lieferengpässe. Der seit Monaten herrschende Halbleitermangel macht sich genauso bemerkbar wie die Probleme in den globalen Lieferketten und ein allgemeiner Rohstoffmangel. Im Elektronikbereich ist vor allem die sogenannte „weiße Ware“ davon betroffen. Geschirrspüler, Waschmaschinen, Trockner - die Regale und Lager in den Fachmärkten lichten sich, Nachschub lässt auf sich warten.Fahrräder und Spielzeug
Aber nicht nur Elektronik ist von diesen Einschränkungen betroffen. Auch Fahrräder sind knapp. Zum Einen liegt das an der hohen Nachfrage, zum Anderen kommen die Hersteller nur langsam an Rohstoffe wie Stahl und Aluminium. Nach einem äußerst umsatzstarken Jahr 2020 - E-Bikes und Fahrräder verkauften sich wie nie - gehen den Fahrradhändlern nun sogar die Ersatzteile aus. Die Lieferzeiten für Zweiräder liegen bereits bei acht Monaten und mehr.
Überlastete Häfen
Ebenfalls sehr lange Lieferzeiten gibt es beim Spielzeug. Der Großteil der weltweit produzierten Spielsachen stammt aus China, da aber verzögern überlastete Häfen pünktliche Lieferungen. Zusätzlich haben sich die Containerpreise für den Transport nach Europa von Januar 2019 bis November 2021 verzehnfacht. Vor der Pandemie kostete ein Standard-Container noch 2.000 Dollar, mittlerweile liegt der Index über 20.000 Dollar.
Die gestiegenen Kosten, die durch höhere Preise an den Endkunden weitergegeben werden, und die hohe Nachfrage nach vielen Produkten könnten die Freude am frühzeitigen Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr also etwas trüben. Auf jeden Fall sollten geneigte Weihnachtsshopper mit den Besorgungen 2021 nicht bis zum heiligen Vormittag warten, dann nämlich könnten es Switch und Fahrrad nicht mehr unter den Baum schaffen.