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BundestagswahlLaschet bleibt die Hoffnung

Lesezeit 4 Minuten
Armin Laschet Reaktion

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet

Berlin – Grabesstille im Konrad-Adenauer-Haus um 18 Uhr am Sonntagabend. Als die schwarzen Prognose-Balken für die Union bei der Bundestagswahl auf der großen Leinwand gleichauf mit der SPD stehenbleiben, hört man: nichts.

Zum einen lähmt die CDU-Anhängerinnen und -Anhänger das Entsetzen über das historisch schlechteste Ergebnis seit 1949 bei einer Bundestagswahl. Zum anderen setzt unmittelbar das Bangen ein, ob CDU und CSU im Laufe des Abends doch noch vor die SPD kommen könnten.

Rote Laterne Merkel

Die scheidende Kanzlerin Angela Merkel und Kanzlerkandidat Armin Laschet sitzen da in der oberen Etage der Parteizentrale. Merkel fühlt sich – nach ihrem Rückzug von CDU-Vorsitz und Kanzleramt – nicht mehr hauptverantwortlich für den Wahlkampf – dem schlechten Wahlergebnis will sie sich aber noch gemeinsam mit Laschet stellen.

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Die rote Laterne hielt bis dato Merkel mit 32,9 Prozent bei der Bundestagswahl vor vier Jahren nach der Flüchtlingskrise. Dass die große Volkspartei noch einmal darunter rutschen könnte, galt damals als schwer vorstellbar. Noch 2013 war Merkel immerhin mit 41,5 Prozent knapp an der absoluten Mehrheit vorbeigeschrammt.

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sagt: „Das wird ein langer Wahlabend.“ Er hofft, dass Kanzlerkandidat Armin Laschet das schafft, was ihm oft in scheinbar aussichtsloser Lage gelungen ist: eine Aufholjagd. Die Briefwählerstimmen sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgezählt.

Stetige Warnungen vor der SPD

Wenn die Union also doch ins Kanzleramt käme, dann vielleicht weniger wegen ihres eigenen Programms und mehr wegen ihrer aus den 1990er Jahren hervorgekramten Rote-Socken-Kampagne. Seit Wochen gab es keinen Wahlkampfauftritt von CDU- und CSU-Politikern mehr ohne die Warnung, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz würde neben den Grünen auch die Linke in eine Regierung holen. Nun lässt auch Blume offen, ob die Union auch als knapp Zweitplatzierte zu Koalitionsverhandlungen einladen könnte.

CSU-Chef Markus Söder hatte vor der Wahl gesagt, er könne sich nicht vorstellen, dass die Union den Kanzler stelle, wenn sie bei der Wahl nicht die Goldmedaille gewinne. Und wie schon im Wahlkampf meidet Söder die Nähe zu Laschet. Bloß nicht mit in die Tiefe ziehen lassen. Söder ist zwar in Berlin. Die Wahlschlappe erklärt Laschet im Konrad-Adenauer-Haus aber alleine.

Parteiinterne Konsequenzen

Der NRW-Ministerpräsident könnte womöglich trotz eines dramatisch schlechten Ergebnisses noch triumphieren. Denn solange rechnerisch eine Mehrheit für eine von der Union geführte Regierung möglich sei, so lange könnten sich Laschets unionsinternen Kritiker kaum aus der Deckung wagen, hieß es. Das ginge erst, wenn das Kanzleramt nach 16 Jahren Merkel wirklich verloren ist.

Die Planspiele innerhalb der CDU für den Fall, dass der Union die Opposition blüht, liegen für den Abend zumindest auf Eis – können aber schnell fortgesetzt werden. Laschet wäre als Parteichef kaum zu halten, wenn die Union nach 16 Jahre Merkel-Ära die Macht im Kanzleramt verliert. Partei- und Fraktionsvorsitz müssten wie zu Merkels Zeiten 2002 wieder in eine Hand. Ein Wahlverlierer könne unmöglich beides werden, weil es kein Signal des Aufbruchs wäre. Namen wurden auch schon genannt.

Neben Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus etwa Gesundheitsminister Jens Spahn– er ist von allen möglichen Kandidaten für hohe CDU-Posten mit 41 Jahren der Jüngste. Er würde den Generationenwechsel verkörpern. Mitmischen wollen auch Merz, der nach seiner Niederlage gegen Kramp-Karrenbauer auch gegen Laschet im Ringen um den Parteivorsitz verloren hatte. Sowie Norbert Röttgen, der Laschet ebenfalls unterlegen war. Frauen in dieser ersten Reihe sind nach Merkel derzeit nicht in Sicht.

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Der Wahlkampf der Union 2021 war geprägt von vielen Pannen. Laschet selbst unterliefen eine Menge Fehler. Inhaltlicher Art, Flüchtigkeitsfehler und Kardinalfehler. Der größte Fauxpas des 60-Jährigen war wohl sein Lachen im Flutkatastrophengebiet, als er sich in einem Moment unbeobachtet fühlte.

Und ganz zum Schluss dann noch dies: Am Sonntagvormittag ging Laschet in seiner Heimatstadt Aachen wählen. Anstatt – wie für freie und geheime Wahlen vorgeschrieben – seinen Stimmzettel so zu falten und in die Wahlurne zu werfen, dass niemand die Kreuze für Erst- und Zweitstimme sehen kann – hatte Laschet das Papier falsch geknickt. So war für die Fotografen, die den Kanzlerkandidaten dabei im Bild festhielten, dessen persönliche Wahl sichtbar.