Berlin – Die Ampel-Parteien haben sich darauf geeinigt, bundesweit verpflichtend 3G-Regeln am Arbeitsplatz einführen. Das bestätigte die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar am Dienstag. Nach ihren Angaben ist eine tägliche Testpflicht für Beschäftigte geplant, die weder geimpft noch genesen sind. Um diese Regelung umzusetzen, sollen die Arbeitgeber in allen Branchen für eine befristete Zeit ein Auskunftsrecht über den Impfstatus ihrer Mitarbeiter bekommen. Dazu liefen intensive Gespräche mit den Gewerkschaften, sagte sie.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Verdi sprechen sich für eine 3G-Regel am Arbeitsplatz aus. „Aufgrund der derzeit eskalierenden Infektionslage ist ein wirksamer Schutz vor Infektionen am Arbeitsplatz wichtiger denn je. Zusätzlich zu den bestehenden Maßnahmen des Arbeitsschutzes können 3G-Zugangsregeln am Arbeitsplatz hierfür ein wirksames Mittel sein“, sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Zudem rät der DGB den Beschäftigten, ihren Impfstatus freiwillig offenzulegen, um für eine möglichst hohe Sicherheit zu sorgen. Eine Auskunftspflicht lehnte er am Dienstag dem RND gegenüber jedoch ab.
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Nachdem am Dienstag die bundesweite 7-Tage-Inzidenz mit 213,7 einen neuen Höchststand in der Pandemie erreicht hat, werden die Rufe nach strengeren Maßnahmen immer lauter. Der Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält die Einführung der 2G-Regel in ganz Deutschland für die einzige Alternative zum Lockdown, um eine Trendwende bei den Corona-Infektionen zu schaffen. „Wir brauchen entweder einen Lockdown oder eine 2G-Regel, und einen Lockdown wird es nicht mehr geben“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker dem RND.
Auch Susanne Johna, Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund, spricht sich für eine bundesweite 2G-Regel aus. „Sollten wir keine bundesweite 2G-Regel einführen, wäre das der nächste Fehler in der Pandemiebekämpfung“, sagte sie dem RND. „Wir müssen aber auch über Ausnahmen von der 2G-Regel für Länder mit einem niedrigeren Infektionsgeschehen sprechen“. Dazu zähle zum Beispiel Schleswig-Holstein. Wenn 2G nicht genüge, müsse man auch über 2G-Plus nachdenken, also eine zusätzliche Absicherung mit Corona-Tests.
Lauterbach plädiert schon lange für 2G
Johna kritisiert, dass 2G eigentlich schon viel früher hätte eingeführt werden müssen. Dem stimmt auch Lauterbach zu: „Hätten wir 2G vor einigen Wochen eingeführt, hätten wir uns vieles ersparen können“. Der R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt, sei durch die kalte Jahreszeit um etwa 40 Prozent gestiegen und müsse unter eins sinken, damit eine Trendwende möglich sei, so Lauterbach. Am Dienstag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) einen R-Wert von 1,07.
Dass schärfere Corona-Maßnahmen zu mehr Erstimpfungen führen können, zeigt das Beispiel Österreich: Nachdem dort am Freitagabend die Einführung einer bundesweiten 2G-Regelung beschlossen wurde, verdoppelte sich am Samstag die Zahl der Erstimpfungen nahezu im Vergleich zur Woche.
Ob dieser Trend anhält, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Der Marburger Bund geht aber von einer höheren Impfquote nach der Einführung von 2G aus. „Auch durch 3G am Arbeitsplatz rechne ich mit vielen zusätzlichen Impfungen“, so die Vorsitzende Johna mit Blick auf die Erfahrungen in Italien und Frankreich. „Insofern glaube ich, dass wir in Deutschland ähnliche Effekte wie in Italien, Frankreich und Österreich sehen werden.“