Bereits an diesem Samstag brechen für Geimpfte und Genesene neue Zeiten an. Dann werden für sie zahlreiche Beschränkungen aufgehoben, wie etwa Testpflichten oder Kontaktbeschränkungen. Eine entsprechende Bundesverordnung soll am Donnerstag vom Bundestag und am Freitag vom Bundesrat beschlossen werden.
Doch Bewohner von Alten- und Pflegeheimen können von diesen Erleichterungen nicht automatisch profitieren, weil die Schutzvorschriften für sie auf Landesebene geregelt sind oder vielerorts sogar allein in der Verantwortung der Einrichtung liegen.
„Jetzt müssen die Besuchsverbote und Kontaktbeschränkungen für geimpfte Heimbewohner aufgehoben werden“, fordert deshalb der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus. „Die Rückkehr zur schrittweisen Normalität ist unter Berücksichtigung der erfolgten Impfungen, der Durchführung von Testungen und der Einhaltung der AHA+L-Regeln angebracht“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Patientenvertreter wollen einheitliche Regelungen
Mit der Bundesverordnung sei die Grundlage dafür geschaffen. „Nun ist gesetzlich der Weg zu Gruppenangeboten und normalem Alltag in Pflegeeinrichtungen geebnet“, betonte der Pflegebevollmächtigte.
Patientenvertreter drängen auf eine bundeseinheitliche Regelung für alle Pflegeheimbewohner. „Eine Bundesverordnung muss die Freiheitsrechte der vollständig geimpften Pflegeheimbewohner endlich garantieren“, sagt der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. „Deshalb sind Bundestag und Bundesrat aufgefordert, den Kabinettsbeschluss hier dringend nachzubessern.“
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Denn für die 900.000 Pflegeheimbewohner blieben zu viele Fragen offen. „Dabei leiden die Pflegebedürftigen in den 12.000 stationären Einrichtungen seit Beginn der Pandemie unter den Einschränkungen der Freiheitsrechte am meisten“, argumentierte er.
Brysch nennt Beispiele für aktuelle Härten: So sei es in einem normalen Mehrparteienhaus für vollständig Geimpfte ohne Bedeutung, wenn ein Nachbar infiziert sei. Das sehe für einen geimpften Pflegeheimbewohner jedoch ganz anders aus. Hier spiele es auf einmal eine große Rolle, ob alle anderen auch geimpft seien – das gelte nicht nur für die Mitbewohner, sondern auch für die Beschäftigten.
Besuche und Co. wichtig
„Heute führen Infektionen selbst bei vollständig geimpften Pflegeheimbewohnern wieder zu Isolation und Einsamkeit“, kritisierte der Patientenschützer. Dabei seien regelmäßige Besuche, Gruppenaktivitäten und die Gemeinschaft beim Essen und Feiern extrem wichtig. „Sonst drohen immer mehr körperliche und seelische Verletzungen“, warnte Brysch.