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Kommentar zum Corona-SommerBitte diesmal nicht wieder sorglos werden!

Lesezeit 3 Minuten
Corona Abstand

Abstand halten am Flughafen

Berlin – Im Regierungsviertel hat am Freitag die Sommerpause begonnen. Gewiss, die Bundesregierung arbeitet weiter. Das Parlament wird Anfang September noch einmal zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Doch ansonsten herrscht bis zur Bundestagswahl am 26. September weithin Ruhe im Karton; auch danach wird es eine Weile dauern, bis sich der neue Bundestag konstituiert hat und sich eine neue Regierung bildet.

Deutschland für eine Weile führungslos

Kanzlerin Angela Merkel, die sich über Monate hinweg als Hüterin strenger Corona-Regeln betätigt hatte, verabschiedet sich langsam, aber umso sicherer in den Ruhestand. Sie wird mitsamt ihrer Minister nach dem Wahltag nur noch geschäftsführend amtieren. Deutschland wird eine Weile führungslos sein. Daraus ergibt sich in der noch keineswegs beendeten Corona-Krise eine noch stärkere Eigenverantwortung der Bürger. Sie gilt in erster Linie beim Reisen.

Zwei Drittel der Europäer wollen bis November eine Reise unternehmen. Das zeigen Daten der EU-Kommission, die wiederum die Dimension der Herausforderung zeigen. Vom 1. Juli an wird die Bundesregierung keine Risikogebiete mehr benennen. Als gefährlich gilt einstweilen bloß noch Großbritannien, der Hotspot mit der grassierenden Delta-Variante. Ansonsten ist mit größeren Problemen lediglich regional oder lokal zu rechnen – wie zuletzt in Lissabon.

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Die Zweitimpfungen sind wichtig – aber nur ein Drittel hat sie bislang

Gesundheitsminister Jens Spahn hat am Freitag gesagt: „Wir können den Sommer genießen – aber eben mit Vorsicht. Es liegt an uns.“ Zugleich hat er Ratschläge gegeben: sich im Freien aufzuhalten, sich nach der Rückkehr testen zu lassen und neben der Erstimpfung zur Zweitimpfung zu gehen. Die Zweitimpfung sei gerade mit Blick auf die Delta-Variante wichtig, betont der CDU-Politiker. Er hat recht.

Die Ratschläge offenbaren freilich ein Problem. Denn bisher hat erst ein gutes Drittel aller Deutschen zwei Impfungen erhalten. Wir wissen überdies noch gar nicht, wie viele Deutsche sich am Ende tatsächlich impfen lassen werden. Niemand kann daher ausschließen, dass die Delta-Variante mittel- und langfristig doch härter zuschlägt, als wir es uns wünschen.

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Damit zeichnet sich im Lichte der Debatten bereits ab, dass es im Herbst zumindest an den Schulen wieder zu unübersichtlichen Zuständen kommen könnte – einer Mischung aus Distanz-, Wechsel- und Hybridunterricht. Dass – kaum gingen die Infektionszahlen in Deutschland spürbar zurück – sofort eine Debatte über die Aufhebung der Maskenpflicht einsetzte, ist fatal und erinnert an den Sommer 2020, als die Sorglosigkeit der Politik auf die Sorglosigkeit der Bürger traf.

Noch fataler ist die von der Uefa organisierte Verantwortungslosigkeit in Stadien der Fußball-Europameisterschaft. Volle Ränge mit Menschen ohne Masken setzen das völlig falsche Signal.

Die Lösung liegt bei den Bürgern, nicht im politischen Berlin

Aus alldem folgt, dass Bürger das Mögliche im Sommer 2021 nicht ausreizen, sondern mehr Vorsicht walten lassen sollten, als sie müssten. Ja, Auslandsreisen sind vertretbar. Aber es sollten keine Reisen in Clubs an der spanischen Mittelmeerküste sein, wo sich erfahrungsgemäß nicht allein viele andere Menschen auf engem Raum, sondern auch viele Briten und damit potenzielle Delta-Virus-Varianten-Träger aufhalten.

Die Bürger sollten dankbar das annehmen, was geht, statt ungeduldig auf das zu warten, was nicht geht. Was geht, ist ja viel mehr, als wir noch vor einem halben Jahr zu träumen wagten.

Überhaupt sollten die Bürger mit der Krise so umgehen, als hinge deren Restbewältigung allein von ihnen und nicht vom politischen Berlin ab. Vom politischen Berlin ist nämlich in den nächsten Monaten weder Orientierung noch allzu entschlossenes Handeln zu erwarten.