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KlimaWarum trotz der Regenfälle im März und April eine Dürre droht

Lesezeit 3 Minuten
Bayern, Waldbrunn: Eine Frau geht zwischen trockenen Feldern. I

Eine Frau geht zwischen trockenen Feldern in Bayern (Archivbild). Wissenschaftler warnen eindringlich vor den unumkehrbaren Folgen einer weiteren globalen Erwärmung.

Steigt der Grundwasserspiegel in Deutschland nun wieder? Hydrologe Fred Hattermann sieht wenig Grund für Optimismus.

Der Autor ist Der März 2023 war nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der nasseste März seit 2001. Mit mehr als 90 Litern Niederschlag pro Quadratmeter gab es fast 60 Prozent mehr Niederschlag als im Schnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990. Danach beträgt das durchschnittliche Regensoll im März 56,5 Liter pro Quadratmeter. Auch den April verbuchen die Meteorologen bereits – statistisch gesehen – als niederschlagsreich.

Ist damit das Thema Wasserknappheit, unter der viele Regionen Deutschlands in vergangenen Sommern litten, kein Thema mehr? „Von den momentanen Regenmengen darf man sich nicht täuschen lassen“, sagt Fred Hattermann, Leiter der Forschung zu hydroklimatischen Risiken am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Entwarnung kann es leider noch lange nicht geben.“

Nur obere Bodenschichten feucht

Denn von großen Niederschlagsmengen auf den Grundwasserspiegel zu schließen sei zu kurz gedacht, erklärt der Hydrologe. „Der Boden ist in den oberen Schichten zwar gut durchfeuchtet. Doch der Grundwasserspiegel, der viele Meter unter der Erdoberfläche liegt, ist in vielen Regionen noch nicht mal auf dem Stand vom vorigen Jahr.“ Betroffen sei vor allem der Osten Deutschlands, aber auch Regionen in Süd- und Westdeutschland. „Da haben wir ein Niederschlagsdefizit von einem Jahr. Es müsste also ein Jahr durchregnen.“

Längere Vegetationsperiode

Der fehlende Regen sei aber nur das eine Problem, wenn es um die Dürre geht. „Man schaut immer auf den Niederschlag, vergisst dabei aber häufig, dass auch die globale Erwärmung eine große Rolle spielt“, erklärt Hattermann. „So ist die Temperatur in Deutschland seit der vorindustriellen Zeit im Schnitt um zwei Grad gestiegen. Das bedeutet, dass die Winter kürzer ausfallen und die Vegetationsperiode länger wird.“ Die Pflanzen würden also immer zeitiger im Frühjahr und länger im Herbst Wasser aus dem Boden für ihr Wachstum ziehen.

„Durch die zunehmende Wärme ist auch die Verdunstung angestiegen“, sagt der Hydrologe. Das zehre kontinuierlich an den Wasserreserven. „Es müsste im Schnitt immer mehr regnen, um die mit der Erwärmung weiter ansteigende Verdunstung auszugleichen.“

Was hilft gegen Dürre?

Wenn Regen alleine nicht reicht – was hilft dann, damit Deutschland besser gegen Dürre gewappnet ist? Da gebe es eine Vielzahl von Maßnahmen, um zu agieren, meint Hattermann, der drei zentrale nennt: „Zum einen brauchen wir grünere Städte: Flächen müssten entsiegelt werden, damit Regenwasser versickern und das Grundwasser auffüllen kann.“ Außerdem würde eine reiche Begrünung die Temperatur in den Städten senken. „Schon die Planungen müssen konsequent klimafreundlich sein – wenn es sein muss, über entsprechende Auflagen.“

„Zweitens sollte die Landwirtschaft angepasst werden: mit Hecken als Windbrecher, wenn möglich Schatten gegen eine starke Verdunstung“, erklärt der Wissenschaftler. Auch müsse man neue, angepasste Sorten anbauen, die beispielsweise weniger Wasser für ihr Wachstum benötigen.

Nicht zuletzt müsse man „in der Forstwirtschaft einen Waldumbau vornehmen“, meint Hattermann. „Wir haben viel zu viele Fichtenwälder. Der klassische Nadelwald aber verbraucht im Winter bedeutend mehr Wasser als ein Laubwald.“

Wasser aus der Elbe für die Spree?

Wie blickt der Experte in die Zukunft? „Man weiß nicht genau, wie es sich entwickelt.“ Das hänge beispielsweise auch davon ab, wie sich die Windsysteme über dem Atlantik, der unsere „Wetterküche“ ist, unter Klimawandel ändern.

„Nimmt die regionale Dürre aber weiter zu, muss man darüber nachdenken, Wasser aus anderen Regionen umzuleiten.“ So gebe es bereits Überlegungen, im Winter Wasser aus der Elbe zu nutzen, um den Spree-Zufluss nach Berlin zu unterstützen. Schließlich benötige man rund acht Kubikmeter Zufluss pro Sekunde in die Stadt hinein, damit das Wasser dort weiterfließt. Das ist heute bereits schwierig in Trockenzeiten. (rnd)