- Der angeschlagene Kanzlerkandidat braucht Wahlkampfhelfer aus der Union mit Strahlkraft.
- Aber daran mangelt es seiner CDU und für den Aufbau möglicher Spitzenkräfte für die Wahl erscheint es zu spät.
- Als “prädestiniert“ wird dem RND aus der Partei eine bisher nicht erwähnte Frau genannt: Katherina Reiche.
Ein Schattenkabinett will Armin Laschet im Wahlkampf nicht mehr präsentieren. Das wäre für eine Regierungspartei auch ungewöhnlich. Sie hat schließlich Frauen und Männer im richtigen Kabinett. Der Kanzlerkandidat der Union kann nicht die amtierenden CDU- und CSU-Granden in sein Team holen, als stünden sie nicht ohnehin in der ersten Reihe. Und andererseits kann er kein Team ohne sie bilden, weil das das Signal wäre, dass er sie austauschen würde, wenn er Nachfolger von Angela Merkel werden würde. Klar erscheint aber auch: Laschet, angeschlagen durch schlechte Umfragewerte, braucht Wahlkampfhilfe von Unions-Politikerinnen und -Politiker mit bundesweiter Strahlkraft.
Und da hat die Union ein Problem. Der überregionale Bekanntheitsgrad ihres Spitzenpersonals in den Bundesländern ist begrenzt. Für die Bundestagswahl hätten mögliche Anwärterinnen und Anwärter frühzeitig nach vorn gestellt werden müssen - nicht erst wenige Wochen vorher. Wenn Laschet wie beim Wahlkampf-Schlusspurt-Auftakt am Samstag seine stellvertretende Parteivorsitzende Silvia Breher eine hoffnungsvolle Politikerin nennt und sie deshalb in den Fokus der Zukunft des CDU-Personals rückt, dürften sich viele fragen, Silvia wer?
Höchste Töne für Friedrich Merz
Die 48-jährige Rechtsanwältin, niedersächsische Spitzenkandidatin, war einige Jahre Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta. Würde sie diese Tätigkeit für die lokale Vertretung der Landwirte zur möglichen Bundesagrarministerium machen? An welcher Stelle sähe Laschet dann die Amtsinhaberin und ebenfalls CDU-Vizevorsitzende Julia Klöckner? Oder Nadine Schön aus dem Saarland und seit 2009 im Bundestag. Die 38-Jährige gilt als Expertin für Digitalisierung. Aber wie viele Menschen haben sie als stellvertretende Bundestagsunionsfraktionsvorsitzende wahrgenommen?Als Wahlkampfhilfe gesetzt ist der frühere Fraktionschef Friedrich Merz.
Laschet erwähnt ihn und seine finanz- und wirtschaftspolitische Expertise häufig in den höchsten Tönen. Aber würde Laschet ihn deshalb zum Bundesminister machen? Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gilt zwar als Wackelkandidat, weil er nicht immer die glücklichste Figur machte und außerdem für CSU-Chef Markus Söder als Kanzlerkandidat war. Aber käme Merz ins Kabinett, gäbe es mit Laschet schon zwei Männer aus Nordrhein-Westfalen.
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Seinen Tandem-Partner, Gesundheitsminister Jens Spahn, der auf eine eigene Kandidatur um den Parteivorsitz zugunsten von Laschet verzichtete, muss dieser vor allen anderen berücksichtigen. Serap Güler, Laschets Integrations-Staatssekretärin in Düsseldorf, wird auch für die CDU-Zukunft gehandelt. Und Bildungsministerin Anja Karliczek aus NRW ist auch noch da. Ebenso der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Carsten Linnemann aus Paderborn. Gehandelt werden auch die beiden Bundestagsfraktionsvorsitzenden aus Baden-Württemberg, Andreas Jung und Thorsten Frei.
Eine Person, die sowohl Parteipolitik, bundespolitische Erfahrung, Abgeordneten-Tätigkeit und Wirtschaft miteinander verbindet und obendrein die CDU auch als Partei der Frauen und Ostdeutschen vertreten würde ist: Katherina Reiche. Sie war Bundestagsabgeordnete und Umweltstaatssekretärin und ist derzeit Geschäftsführerin der größten Tochtergesellschaft des Energiekonzerns E.ON - der Westenergie in Essen. Die 48-Jährige wäre “prädestiniert“, sagte ein führender CDU-Politiker dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Laschets Hauptproblem sind aber die sinkenden Umfragewerte - und sein Umgang damit. Die Union kämpfe dafür, “möglichst nah an die 30 Prozent heran zu kommen“, sagte Laschet der “Bild“. Das Ziel war allerdings einst deutlich über 30 Prozent.