Berlin – Offenbar würde CDU-Politiker Friedrich Merz nach zwei gescheiterten Versuchen ein drittes Mal für den Parteivorsitz kandidieren – unter der Voraussetzung, dass alle Mitglieder der Partei befragt werden würden. Das berichtet die „Bild“.
Die Zeitung bezieht sich dabei auf Aussagen aus dem Umfeld von Merz. Dass bei der nächsten Parteivorsitzendenwahl eine Befragung aller Mitglieder durchgeführt werden müsse, stehe für Merz fest.
Auch der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Carsten Linnemann, sowie der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß hatten sich bereits gegenüber der „Bild“ für eine Urwahl in Personalfragen ausgesprochen.
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Eine Bestätigung war zunächst nicht zu bekommen. Anfragen bei Merz persönlich sowie seinem Sprecher blieben vorerst unbeantwortet. Dass sich Merz beste Chancen auf den Parteivorsitz durch eine Mitgliederbefragung ausrechnen würde, ist seit seinen beiden nur knapp verlorenen Kandidaturen für den Parteivorsitz 2018 und 2021 bekannt. 2018 hatte die Junge Union vor der Parteivorsitzendenwahl auf eine Mitgliederbefragung gedrungen, sich mit dem Vorstoß aber nicht durchgesetzt. 2020 hatte die Nachwuchsorganisation von CDU und CSU schließlich in ihren eigenen Reihen eine Mitgliederbefragung gestartet: Merz landete auf Platz eins, dahinter Norbert Röttgen und an dritter Stelle Armin Laschet.
Niederlagen gegen AKK und Laschet
Laschet wurde schließlich vom Bundesparteitag im Januar 2021 zum Vorsitzenden gewählt – Merz ist überzeugt, dass er eine Urwahl in der CDU gewonnen hätte, weil er an der Basis beliebt sei. Ihn schmerzt bis heute, dass er nur knapp erst gegen Annegret Kramp-Karrenbauer und dann gegen Laschet verloren hat. Nach dem Absturz der Union bei der Bundestagswahl wurde in Parteikreisen das Thema Mitgliederbefragung wieder aufgebracht.
In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Funke-Mediengruppe hatte Merz gesagt: „Ich habe mich zweimal um den Parteivorsitz beworben, jeweils mit Unterstützung einer überwältigenden Mehrheit der CDU-Mitglieder, die auch weiterhin ungebrochen ist. Trotzdem hat der Parteitag zweimal anders entschieden.“ Außerdem sagte Merz, er habe sich zweimal beworben, „um die Partei inhaltlich-strategisch wieder stärker auszurichten. Aber das ist vergossene Milch. Es ist, wie es ist. Wir sind da, wo wir sind.“
„Mein Bedarf an streitigen Abstimmungen gegen das Establishment ist gedeckt“, sagte Merz weiterhin in dem Interview. Er richte sich jetzt darauf ein, „ein normaler und hoffentlich guter Abgeordneter zu sein“. Sollte die Union in die Opposition gehen, rate er dazu, das Amt des Partei- und Fraktionschefs in eine Hand zu legen.
Im Falle, dass eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen nicht zustande kommt, wird mit dem Rücktritt von Parteichef Armin Laschet gerechnet. Friedrich Merz war Teil des Zukunftsteams im Wahlkampf von Laschet.
Merz selbst twitterte am Freitagabend: „Wir haben einen gewählten Vorsitzenden und ich unterstütze ihn bei seinen Bemühungen, eine Koalition mit FDP und Grünen aufzustellen. Alle anderen Fragen stellen sich derzeit nicht, sie sind rein spekulativ.“