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Enthüllungsbuch von Ex-BeraterWie „Germany“ zu Trumps Lieblingsfeind wurde

Lesezeit 4 Minuten
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Donald Trump

Washington – Die amerikanische Entscheidung zur Truppenreduzierung wurzelt offenbar in einer massiven Verärgerung von Donald Trump über Deutschland.

In dem knapp 600-seitigen Enthüllungsbuch “The Room Where It Happened” (Der Raum, in dem es passierte), dessen Druckfahnen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland RND vorliegen, schildert Ex-Sicherheitsberater John Bolton zahlreiche Gespräche, in denen sich der US-Präsident kritisch oder abfällig über Berlin äußerte.

So soll er sich in einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über den „furchtbaren Nato-Partner“ Deutschland beklagt haben und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gedroht haben, die USA würden ihre Leistungen für das Verteidigungsbündnis auf das deutsche Niveau senken. In der Debatte um das Zwei-Prozent-Militärausgabenziel der Nato soll Trump Kanzlerin Angela Merkel als „eine der größten Stepptänzerinnen der Nato“bezeichnet haben.

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Bei einer Kundgebung in Tulsa am Samstag hatte Trump behauptet, wegen zu geringer Verteidigungsausgaben schulde Deutschland der Nato eine Billion Dollar. Mit diesem fiktiven Zahlungsrückstand begründete er dann den von ihm angeordneten Abzug von 9500 der derzeit 34.500 US-Soldaten.

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Boltons Buch, das am heutigen Dienstag in den USA erscheint, schildert jedoch, wie sich Trump in den vergangenen zwei Jahren bei fast jeder Gelegenheit geradezu obsessiv über Deutschland beschwert hat. Die Auslöser reichen vom deutschen Handelsüberschuss über die Verteidigungsausgaben, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, die Ukraine-Politik und den Iran-Deal bis zur deutschen Nicht-Beteiligung am Vergeltungsschlag für einen syrischen Giftgasangriff.

„I love Angela“ klingt nun wie ein Hohn

Vor diesem Hintergrund wirkt die Bekundung „I love Angela“, mit der sich Trump laut Bolton beim Nato-Gipfel vor zwei Jahren von der deutschen Kanzlerin verabschiedete, wie ein Hohn.

Wenige Monate zuvor hatten die bilateralen Gespräche beim Merkel-Besuch im Weißen Haus im April 2018 nach Boltons Schilderung gleich mit einem Vorwurf begonnen. Zur Eröffnung der Runde im Kabinettssaal habe Trump den Gästen vorgeworfen, sie würden mit der Ostsee-Pipeline „die Bestie füttern“. Offenbar halte der Präsident die Deutschen wegen des Gas-Bezugs für „Gefangene Russlands“, urteilt Bolton.

Zudem habe er sich massiv über die Handelspolitik beklagt und schon damals erklärt, die Europäische Union sei „schlimmer als China, nur kleiner“. Merkels Bitte um einen Aufschub der angedrohten Zölle auf Stahl und Aluminium quittierte der US-Präsident dem Buch zufolge mit der Frage, wann Deutschland die angestrebten zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben werde.

Laut Bolton soll die Kanzlerin das Jahr 2030 genannt haben. Später in dem Gespräch lehnte Trump eine Galgenfrist im Handelsstreit als „Zeitverschwendung“ ab.

Bei Trump landet alles in einem Topf

Die Vermischung wirtschaftlicher und militärischer Fragen ist ebenso typisch für Trump wie die fälschliche Darstellung, Deutschland zahle zu geringe Beiträge zur Nato. Tatsächlich einigten sich die Nato-Partner beim Gipfel in Wales 2014 für das Jahr 2024 auf ein zweiprozentiges Ausgabenziel ihrer jeweiligen Verteidigungshaushalte, nicht auf Anteile an irgendeinem gemeinsamen Topf.

„Ob Trump das jemals verstanden hat, (…) habe ich nicht herausgefunden“, schreibt Bolton, der vom April 2018 bis September 2019 Nationaler Sicherheitsberater war. Deutschland lag zuletzt bei 1,38 Prozent.

Auch auf der Fahrt zum Nato-Gipfel in Brüssel im Juli 2018 soll Trump über die zu geringen „Nato-Zahlungen“einiger Verbündeter verärgert gewesen sein. In der Runde soll Trump dann gesagt haben: „Viele Nato-Partner schulden uns eine Menge Geld.”

In einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Stoltenberg drohte Trump angeblich, die US-Leistungen auf das deutsche Niveau zu senken. Daraufhin, so Bolton, habe der damalige US-Verteidigungsminister James Mattis zu ihm gesagt: „Das wird hier ziemlich verrückt.”

Bei einem Besuch im Weißen Haus im April 2019 lenkte der südkoreanische Präsident Moon Jae-In laut Bolton den Groll des US-Präsidenten bewusst auf Deutschland, um aus der Schusslinie zu geraten. Trump habe sich über die Kosten der US-Militärbasen in Südkorea beklagt, woraufhin Moon erwidert haben soll, dass sein Land mit 2,4 Prozent das Nato-Ausgabenziel im Unterschied zu Berlin übererfülle. Das verleitete Trump zu einer neuerlichen antideutschen Tirade.

Afghanistan, Ukraine, Deutschland - Trump will „aus allem raus“

Schließlich war Bolton Augenzeuge des Treffens in Trumps Golfclub in Bedminster im August 2019, bei dem es eigentlich um das Friedensabkommen mit den afghanischen Taliban ging. Trump war offenkundig nicht tief in die Materie eingestiegen und verwechselte öfter den afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani mit dessen Vorgänger Hamid Karzai.

Auch ansonsten ging es wild zu. So soll Trump aus Verärgerung über Vorab-Meldungen zu dem Deal vorgeschlagen haben, amerikanische Reporter solange zu inhaftieren, bis sie ihre Quellen preisgeben. Dann sprach er über die Ukraine und beklagte, dass Deutschland nichts für das Land tue. Inzwischen ist bekannt, dass Trump selbst zu dieser Zeit die amerikanische Militärhilfe zurückhielt, um Kiew zu einer Intrige gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden zu nötigen.

Offenbar war Trump über Deutschland ähnlich frustriert wie über Afghanistan und die Ukraine. Jedenfalls erklärte er nach der Boltons Schilderung plötzlich: „Ich will aus allem heraus.” Er wolle „unsere Soldaten auf unserem Boden“, habe Trump hinzugefügt: „Zieht sie aus Deutschland ab!“ Ein Jahr später will der US-Präsident nun ernst machen.