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„Diffamiert unseren Berufsstand“Lehrerverband übt scharfe Kritik an „dummer“ Werbe-Aktion

Lesezeit 3 Minuten
Ein Werbeplakat für den Beruf des Lehrers hängt am Flughafen in Stuttgart. An der Kampagnen gibt es scharfe Kritik.

Ein Werbeplakat für den Beruf des Lehrers hängt am Flughafen in Stuttgart. An der Kampagnen gibt es scharfe Kritik.

In Baden-Württemberg sorgt eine Plakat-Aktion des Kultusministeriums für Empörung. Lehrkräfte und Verbände fühlen sich diffamiert.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, kritisiert eine baden-württembergische Werbekampagne für den Lehrerberuf mit scharfen Worten. „Ich finde es geschmacklos und ich finde es dumm“, sagte Düll im Gespräch mit RTL/ntv. „Letztlich ist es Verschwendung von Steuergeldern“, fügte er an. Das Plakat schaffe zwar Aufmerksamkeit. Es sei aber auch Ausdruck von Verzweiflung.

Die aktuelle Werbekampagne des Kultusministeriums Baden-Württemberg für den Lehrerberuf sorgt für Schlagzeilen. Seit August werben großformatige Plakate im ganzen Land für den Beruf. Sie sollen vor allem Quereinsteiger ansprechen.

Werbekampagne für Lehrkräfte: „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Hurraaa!“

Vor allem ein Plakat am Stuttgarter Flughafen sorgt für Kritik. Dort steht: „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Hurraaa! Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in.“ Weitere Plakate tragen Aufschriften wie „Tiktok ist für deine Kolleg*innen ein Uhrengeräusch? Hurraaa! Damit du immer weißt, was abgeht: Werde Lehrer*in“ oder „Deine Arbeit ist Boooooring? Whoop! Whoop! Such die Herausforderung. Werde Lehrer*in“.

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Lehrerverbands-Präsident Düll kritisierte, man könne den Beruf auch „nicht so dumm“, sondern positiver darstellen. Zudem führe die Kampagne teilweise am Ziel vorbei. Er schlug vor, Lehrern Möglichkeiten zu bieten, damit sie „den Beruf voll und ganz ausüben wollen und können“ und nicht etwa aufgrund zunehmender Belastungen in Teilzeit arbeiten oder früher in den Ruhestand gehen wollten.

Scharfe Kritik von Verbänden und Gewerkschaften an Werbekampagne für Lehrkräfte

Auch Verbände und Gewerkschaften hatten die Aktion kritisiert. Das Ministerium habe „missverständliche Plakate“ in Umlauf gebracht und Vorurteile gegenüber Lehrkräften bedient, so die GEW in Baden-Württemberg.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprach von einer Beleidigung für alle Lehrerinnen und Lehrer. Lehrkräfte müssten seit Jahren Lehrermangel ausgleichen und arbeiteten teilweise 60 Stunden pro Woche. „Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle Lehrkräfte, die in drei Jahren Corona-Pandemie bis zur Erschöpfung gearbeitet haben“, kritisierte der VBE-Vorsitzende Gerhard Brand die Kampagne.

Auch die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Susanne Lin-Klitzing kritisierte das Plakat in Stuttgart mit scharfen Worten. „Dieses Plakat hängt wirklich so am Flughafen Stuttgart! Das diffamiert unseren Berufsstand“, schrieb Lin-Klitzing im Kurznachrichtendienst X, der vormals Twitter hieß. „Bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte wären hilfreicher als diese Kampagne“, fügte sie an.

Lehrer-Werbung in Baden-Württemberg: „Wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt“

Auch in den sozialen Netzwerken herrschte bei vielen Nutzern, die laut eigener Angabe als Lehrer arbeiten, Empörung über das Plakat in Stuttgart. Der Verband der baden-württembergischen Realschullehrer kritisierte die Kampagne deutlich. „Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt“, sagte Dr. Karin Broszat der „Bild“-Zeitung.

Mit dem Werbespruch werde suggeriert, dass es Lehrerinnen und Lehrern nur um die Ferien gehe. „Ich will mir gar nicht ausmalen, was für Quereinsteiger wir kriegen, die auf so einen Spruch anspringen“, fügte die Schulleiterin an. Auch Ralf Scholl vom Verband der Gymnasiallehrer erklärte, Lehrkräfte fühlten sich durch die Kampagne „nach Strich und Faden verhöhnt“.

Kultusministerium verteidigt Aktion: „Auf die Idee, dass Lehrkräfte faul seien, kommt hier überhaupt niemand

Das Kultusministerium verteidigte die Aktion unterdessen als Mittel, um mehr Lehrkräfte zu gewinnen. Sie funktioniere zudem, teilte ein Sprecher mit. „Bereits nach der ersten Woche hatten wir über die Landingpage der Kampagne 8.000 Weiterleitungen auf unsere Webseite zur Lehrkräfteeinstellung.“

Die Slogans seien bewusst eher grell, bunt und laut, aber positiv und einladend formuliert, um Aufmerksamkeit zu erregen. Darüber hinaus sei der Blick auf die Lehrkräfte im Land grundsätzlich von Respekt und Achtung geprägt. „Auf die Idee, dass Lehrkräfte faul seien, kommt hier überhaupt niemand“, teilte der Sprecher mit. (mit kna)