Erstmals seit drei Jahren dürfen Raketen, Böller und Co. wieder verkauft werden. Feuerwerks-Verbote werden von Umwelthilfe bis Polizeigewerkschaft gefordert.
Tradition oder überholter Brauch?Verkauf von Silvesterfeuerwerk startet unter großer Kritik
Erstmals seit drei Jahren starten Händler in Deutschland an diesem Donnerstag wieder mit dem Verkauf von Feuerwerk für die Silvesternacht. In den beiden Vorjahren war der Verkauf wegen der Corona-Pandemie in Deutschland verboten. Jetzt dürften es viele Feiernde wieder krachen lassen: Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von etwa 120 Millionen Euro, so viel wie vor Corona.
Viele Städte richten Böllerverbotszonen ein
Die vom 29. bis 31. Dezember angebotenen Feuerwerksprodukte müssen von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) oder einer vergleichbaren europäischen Behörde zugelassen sein. Die BAM empfiehlt allerdings, Feuerwerk nicht im Ausland zu kaufen. Käufer müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Viele Städte haben wieder Böllerverbotszonen eingerichtet.
Beispiel Hamburg: Hier bleibt das Abfeuern von Raketen und Böllern in der Silvesternacht rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt verboten. In die Verbotszonen dürfen zwischen 18.00 und 1.00 Uhr auch keine Knaller mitgenommen werden, Wunderkerzen oder Knallerbsen sind erlaubt. In Berlin herrscht ein Feuerwerks- und Böllerverbot unter anderem rund um den Alexanderplatz.
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Große Kritik an Feuerwerk – Deutsche Umwelthilfe fordert erneut Verbot
Gegen das Silvesterfeuerwerk werden immer wieder Umweltbedenken vorgebracht. Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das Einatmen von Feinstaub gefährde die Gesundheit und beeinträchtige beispielsweise die Atemwege. Außerdem werden das Müllaufkommen und die Belastung für Tiere durch Feuerwerk moniert.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Verbot von privatem Feuerwerk. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse wahrnehmen, dass Millionen Tiere und Menschen sowie die Umwelt unter der Böllerei litten und deshalb auch immer mehr Menschen dringend ein Verbot wollten. Die Organisation rief dazu auf, das Geld für Pyrotechnik für gemeinnützige Zwecke zu nutzen - unter dem Motto „Spenden statt Böllern“.
Gewerkschaft der Polizei warnt vor Verletzungen durch „illegale Knallkörper“
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für ein Verbot aus: schon allein aufgrund der enormen Schadstoffproduktion sowie der Müllberge auf den Straßen am Neujahrsmorgen. Dies gelte erst recht mit Blick auf das hohe Unfallrisiko - vor allem unter Alkoholeinfluss - sowie auf Böller- und Raketen-Angriffe gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Darüber hinaus gibt es immer wieder Warnungen vor illegalem Feuerwerk.
„Illegale Knallkörper können zu erheblichen Verletzungen führen. Diese enthalten oft nicht nur Schwarzpulver, sondern sind mit einem viel stärker reagierenden Blitzknallsatz gefüllt oder enthalten eine deutlich größere Nettoexplosionsmasse“, warnt die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Außerdem sei nicht gewährleistet, dass vom Moment des Anzündens bis zum Zünden des Knallkörpers genügend Zeit bleibe, um den Sicherheitsabstand zu erreichen.
Ziel des zweimaligen Verkaufsverbots in der Corona-Pandemie war es, volle Krankenhäuser nicht zusätzlich mit Verletzungen durch Böller zu belasten. Als Folge der Verbote hätten viele pyrotechnische Betriebe schließen oder Personal entlassen müssen, betont der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK). (dpa)