AboAbonnieren

„Verstehe es einfach nicht“Christian Keller kritisiert Derby-Verschiebung – Baumgart mit PK-Spruch

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Sportdirektor Christian Keller im Kölner Stadion.

Kölns Sportdirektor Christian Keller im Kölner Stadion.

Kölns Sportchef drückt Bayer in der Europa League ausdrücklich die Daumen. Hat aber ein „großes Aber“ zu verkünden.

Zum Ende der Pressekonferenz nach dem Freiburger 1:0 im Rhein-Energie-Stadion wurde Christian Streich noch zur Vorbereitung auf das Pokalspiel am Dienstag gegen Leipzig gefragt, das das 43 Pflichtspiel der Freiburger in dieser Saison sein wird. Zwei Tage bleiben dem Trainer nur, das schränkt die Möglichkeiten ein. „Ein bisschen ins Video schauen, frei ins Spiel gehen, sich freuen, dass man ein Heimspiel hat. Und hoffen, dass es ein guter Kampf wird“, beschrieb der Coach.

Steffen Baumgart wurde auf der anderen Seite des Podiums bereits hellhörig, und der Kölner Trainer ließ sich die Chance auf eine Spitze an die Adresse des rheinischen Nachbarn nicht nehmen. „Zwei Tage? Ihr kriegt das hin mit der kurzen Vorbereitungszeit?“, fragte Baumgart den Freiburger Kollegen und setzte dabei einen fragenden Blick auf, mit dem er ein gewisses komödiantisches Talent andeutete.

Streich lächelte die Szene weg, er hat ja nichts damit zu tun, dass der 1. FC Köln in dieser Woche reichlich unverhofft erfuhr, sein Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen schon am Freitagabend statt am Sonntag austragen zu müssen.

Christian Keller: „Wir drücken Leverkusen die Daumen. (...) Aber!“

Christian Keller hatte sich schon vor Baumgart geäußert, umfangreicher als der Trainer, der mit Hinweis darauf, „ein emotionaler Mensch“ zu sein, auf detailliertere Auskünfte verzichtet hatte. Wegen der Verpflichtung im Halbfinal-Hinspiel der Europa League gegen AS Rom am 11. Mai hatte die Werkself darauf gedrungen, die Partie in der Bay-Arena vorzuziehen.

Weil der Sender Dazn die Bundesliga-Partien an Sonn- und Freitagen überträgt, der Samstag jedoch Sky vorbehalten ist, war keine Verlegung auf Samstag möglich. So wird es am 5. Mai also zwei Freitagsspiele geben, im anderen Duell treffen Schalke und Mainz 05 aufeinander.

„Wir drücken Leverkusen die Daumen fürs Weiterkommen und dafür, dass sie die Europa League im besten Fall gewinnen. Es ist für uns sportlich nicht zwingend ein Nachteil. Natürlich ändert sich die Trainingswoche ein bisschen. Aber das wird nachher nicht ausschlagend dafür sein, ob wir das Spiel erfolgreich gestalten“, sagte der Kölner Sportchef konziliant. Um dann ein „ganz großes Aber“ zu formulieren: „Ich habe mal gehört, dass es so etwas wie die Integrität des Wettbewerbs gibt. Und die gilt für mich auch, wenn Bayer Leverkusen international spielt. Als Frankfurt vergangenes Jahr um die Europa League spielte, wurde nicht verlegt. Bayern München spielt fast jedes Jahr um einen internationalen Titel, da wird auch nicht verlegt. Ich verstehe es nicht. Bald kommt dann jeder und will das Spiel aus übergeordneten Gründen verlegen“, sagte Keller.

Chrisitan Keller erinnert an Kölner Situation im letzten Jahr

Der FC-Geschäftsführer erinnerte an das Kölner Spiel gegen die TSG Hoffenheim, das im Oktober an einem Sonntag stattfand, nachdem Köln noch am Freitag in Tschechien beim 1. FC Slovacko hatte spielen müssen. „Ich frage mich grundsätzlich, was übergeordnete Gründe sind. Klar ist es für den deutschen Fußball wichtig, international erfolgreich zu sein. Für mich gibt es aber einen viel wichtigeren Faktor, und das ist die Gesundheit der Spieler. Wenn ich sehe, dass wir im vergangenen Jahr in der Verbindung aus Slovacko und Hoffenheim innerhalb von etwas mehr als 48 Stunden zwei Spiele machen müssen, frage ich mich, ob das nicht auch übergeordnete Gründe gewesen wären.“

Chrisitan Keller ärgert Reihenfolge der Gespräche

Was Keller jedoch am meisten ärgerte, war die Reihenfolge der Gespräche. Eine Menge Parteien sind beteiligt, um ein Fußballspiel zu verlegen – darunter die rund 30.000 Zuschauer, die bereits Karten erworben haben und nun ihre Wochenend-Planung anpassen müssen.

Allerdings gebieten es die Regeln der Kollegialität, dass die Vereine zum frühestmöglichen Zeitpunkt Bescheid wissen. Und da gab es offenbar problematische Abläufe. „Wir als Spielpartner wurden als letzte informiert, als die Nummer praktisch durch war. Nach dem Spiel in Slovacko habe ich damals als erstes Alex Rosen in Hoffenheim angerufen und gefragt, ob wir etwas machen könnten. Wenn ich früher angerufen worden wäre, hätte ich vielleicht auch andere Antworten gegeben. Der erste Anruf kam aber von der DFL, Leverkusen meldete sich erst anschließend“, beschrieb Keller.

Und setzte damit einen Ton für das Nachbarschaftsduell in einer Woche.