Nach einer schwierigen Phase bei Hertha BSC hat Davie Selke beim 1. FC Köln individuell das Training aufgenommen. So soll er im Kölner System funktionieren.
FC-Transfer mit Modeste-NummerDavie Selke will den Neustart in Köln
Rund fünf Monate war die Rückennummer 27 beim 1. FC Köln verwaist. Diejenige Nummer, die beim Bundesligisten jahrelang einem gewissen Anthony Modeste gehörte. Dem einstigen Kölner Liebling, der auf dem Zenit seines Schaffens im Karriere-Herbst dem verlockenden Ruf der Champions League und vor allem des Mammons nach Dortmund folgte und seinen Heldenstatus in Köln und bestimmte Zukunftsambitionen damit selbst zum Einsturz brachte. Seit Montag läuft beim FC wieder ein Spieler mit der 27 auf: Davie Selke.
1. FC Köln: Davie Selke soll mit Körpergröße und Wucht für Tore sorgen
Der Angreifer verlässt nach fünfeinhalb Jahren Hertha BSC, wechselt ablösefrei zum Bundesliga-13. und unterschrieb einen Vertrag in Köln bis zum 30. Juni 2024. Selke ist zwar knapp sieben Jahre jünger als Modeste und wird am 20. Januar 28 Jahre alt, der Auftrag für Baumgart ist indes der gleiche: Der Coach will maßgeblich dazu beitragen, dass eine ins Stocken geratene Karriere eines Mittelstürmers in Köln wieder Fahrt aufnimmt. Gelingt ihm das wie einst bei Modeste, würden natürlich auch der ins Schlingern geratene FC und somit der Trainer selbst davon profitieren.
Doch Baumgart wäre nicht er selbst, wenn er nicht sofort denjenigen widersprechen würde, die meinen, dass der einst so hochgelobte Selke in den vergangenen Spielzeiten (zwölf Bundesligatore für Hertha und Werder in den letzten 121 Einsätzen) fast nichts mehr bewerkstelligt habe. Der durchaus polarisierende Selke sei nicht neben der Spur, stellte Baumgart klar: „Er ist in der Spur. Und die Frage ist, wer bewertet das? Ich bewerte das immer ein bisschen anders als die Leute um den Verein“, konterte Baumgart den Kritikern und Nörglern, die sich bei Anbahnung des Transfers vor allem in den sozialen Medien sofort meldeten. Wenn Selke wieder mehrere Chancen erhalte, dann werde dieser auch Tore erzielen. „Er ist ein Strafraumspieler. Und wir wollen ihm durch Anspiele in den Strafraum die Möglichkeit geben, die Chancen zu veredeln. Er wird nicht alle reinmachen und nicht alle verschießen, aber wir haben mit ihm auf jeden Fall einen, der zu 100 Prozent für den FC alles raushauen wird.“
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„Habe Davie lieber in meinem Team"
Die Gespräche mit dem Angreifer seien sehr offen und klar gewesen. „Genauso, wie man ihn kennt. Ich habe ihn schon länger auf dem Zettel, weil ich seine Art mag. Und ich habe ihn lieber bei mir in der Mannschaft als beim Gegner. Davie kann eklig und unangenehm sein. Er ist ein Spieler, der auch wehtun kann und der auch sehr gerne Fußball arbeitet.“
Zudem verkörpert der gebürtige Schorndorfer einen Spielertypus, dem der FC im Kader fehlt. Mit seiner Größe von 1,95 Metern hat er Stärken in der Luft, zudem bringt er die Erfahrung von 202 Bundesliga-Einsätzen (35 Tore, 20 Torvorlagen) mit ans Geißbockheim. „Davie passt sehr gut zu unserer Spielidee und zum von uns gesuchten Stürmerprofil. Als klassischer Neuner hat er seine Qualitäten in der Box und arbeitet trotzdem auch immens fleißig gegen den Ball“, sagt Sportchef Christian Keller und fügt noch an: „Wir sind zudem überzeugt, dass er unserer Mannschaft auch mit seiner reifen Persönlichkeit wichtige Impulse auf und neben dem Platz geben kann.“
In Berlin war dies auf dem Platz freilich zuletzt nicht mehr oft der Fall. Selke war 2017 aus Leipzig in die Hauptstadt gewechselt, wurde aber bereits vor zwei Jahren zu seinem Ex-Klub Bremen verliehen. Auch unter Hertha-Trainer Sandro Schwarz besaß der Stürmer keinen Stammplatz. Baumgart hofft nun mit dem Silbermedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele von Rio 2016 auf „einen gemeinsamen guten Weg. Er soll uns genauso helfen wie wir ihm. Davie ist ein Spieler, der sehr gut zu uns passt. Wir hoffen, dass wir das allen zeigen können, die anderer Meinung sind.“
Auch Selke selbst ist überzeugt, dass er gut zur Spielidee von Baumgart passt. Die positive Entwicklung der Kölner nach zwei Fast-Abstiegen war zudem ein Grund für die Zusage: „Was sich beim FC in den vergangenen eineinhalb Jahren entwickelt hat, war natürlich auch aus der Ferne zu beobachten. Dieser positive Eindruck hat sich in den guten Gesprächen mit den Verantwortlichen bestätigt.“
Selke von FC-Entwicklung überzeugt
Selke hatte am Montagvormittag in der Mediapark-Klinik erfolgreich den Medizincheck absolviert. Auch wenn er dadurch noch nicht mit seiner neuen Mannschaft trainieren konnte, so wird er dazu bis zum Liga-Auftakt am 21. Januar gegen seinen Ex-Klub Bremen noch genügend Möglichkeiten haben. Er wolle in Köln sofort hart arbeiten und dann „am liebsten mit Toren meinen Beitrag dazu leisten, dass wir erfolgreich sind.“ Und mit etwas Verspätung legte Selke am ersten Tag doch noch los: Am späten Nachmittag ging es für den Stürmer auf den Platz, der Angreifer absolvierte mit Athletiktrainer Max Weuthen eine individuelle Einheit.