- Der 1. FC Köln muss derzeit sehr genau auf die Einnahmenseite und die Kosten achten.
- Der Klub ist zwar liquide, könnte aber dennoch in Schwierigkeiten geraten, sollte es darum gehen, Infrastrukturprojekte zu finanzieren.
- Der aktuelle sportliche Erfolg macht aber Hoffnung. Warum, lesen Sie hier.
Köln – Es bringt zwar nichts, aber der Hinweis, man sei bei einem Turnier „am späteren Sieger“ gescheitert, ist ein steter Klassiker wenn es darum geht, mit dem eigenen frühen Aus umzugehen. So gesehen dürften die Profis des 1. FC Köln in dieser Woche mit einigem Wohlwollen verfolgt haben, dass auch andere Bundesligaklubs gegen einen Viertligisten aus dem Pokal fliegen können. Dass der 1. FC Saarbrücken am Dienstag nach Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf das Viertelfinale erreichte, dürfte wegen der regionalen Nähe beider Vereine für weitere Erheiterung gesorgt haben.
Allerdings gibt es auch Anlass, das Saarbrücker Wunder mit Sorge zu betrachten. Jedenfalls für jene beim FC, die den Blick nach den jüngsten Erfolgen bereits auf höhere Tabellenregionen richten: Denn sollte es Saarbrücken tatsächlich ins Pokalfinale schaffen, reichte Platz sieben in der Bundesliga den Kölnern nicht mehr zur Teilnahme an der Qualifikation zur Europa League.
Die Teilnahme an der Europa League ist für einen Aufsteiger, der es gerade halbwegs geschafft hat, dem ärgsten Existenzkampf zu entkommen, womöglich ein wenig hoch gegriffen, und in der Abstiegssaison halfen die internationalen Verpflichtungen den Kölnern nur bedingt, obgleich sie ihren Fans einige unvergessliche Momente bescherten. Zudem zahlt die Deutsche Fußball Liga den Erstligisten, die in den vergangenen fünf Jahren an einem internationalen Wettbewerb teilgenommen haben, Prämien aus der Auslandsvermarktung des deutschen Profifußballs. Das sind keine Reichtümer, doch achtet man beim FC derzeit sehr genau auf die Einnahmenseite. Und auf die Kosten.
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Das dokumentiert zum Beispiel die Transferperiode in diesem Winter. Zunächst verzichtete man darauf, Benedikt Höwedes von Lok Moskau zu verpflichten, weil der Innenverteidiger einen Anschlussvertrag über diese Saison hinaus forderte – für vergleichsweise kleines Salär. Ebenso schlug Horst Heldt das Angebot des FC Schalke 04 aus, eine verpflichtende Kaufoption für Leihspieler Mark Uth zu vereinbaren – dabei hätten die Kölner Uth im Sommer für einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag kaufen können. Doch konnte vor Beginn der Rückrunde niemand am Geißbockheim garantieren, dass Uth ein solcher Erfolg sein würde.
Die Risikofreude ist beim FC nicht mehr allzu hoch
Die Risikofreude ist nicht mehr allzu hoch beim FC. Das liegt daran, dass die Kölner in dieser Saison einen großen Teil ihres mühsam aufgebauten Eigenkapitals ausgegeben haben. Im vergangenen September präsentierte Finanzchef Alexander Wehrle auf der Mitgliederversammlung eine Bilanz, die ein Eigenkapital von 38,6 Millionen Euro auswies. Sogar in der Zweiten Liga hatte der FC einen leichten Überschuss erwirtschaftet, nachdem er ein Jahr zuvor mit vollen Kassen abgestiegen war. Das sollte ihm nicht mehr passieren, daher war er unter Ex-Sportchef Armin Veh nach dem Aufstieg bereit, sein Transferbudget deutlich zu überziehen. Da der FC dennoch den Trainerstab auswechseln und im Winter seinen Spielerkader anpassen musste, wird er diese Saison mit einem deutlichen Defizit abschließen, das einen nennenswerten Teil des Eigenkapitals aufzehren wird.
Die Liquidität wird den Kölnern wohl zunächst nicht ausgehen, zumal sie zuletzt Spielerwerte geschaffen haben. Allerdings könnte der FC in Schwierigkeiten geraten, sollte es darum gehen, Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Die Erweiterung des Geißbockheims im Grüngürtel droht zur unendlichen Geschichte zu werden. Der Rat wird vor der Kommunalwahl im September nicht mehr über den Bebauungsplan beschließen. Sollte die Politik zustimmen, bestünde noch die Möglichkeit zu einer Normenkontrollklage. Das Oberverwaltungsgericht würde den Ratsbeschluss dann überprüfen. Doch selbst wenn der FC bauen dürfte, müsste der Verein die Finanzierung des Projekts, das mehr als 20 Millionen Euro kostet, erst einmal stemmen. Die Träume vom Ausbau des Rhein-Energie-Stadion aus eigener Kraft, der wohl mehr als 300 Millionen Euro verschlingen würde, gilt angesichts der Finanzlage mehr und mehr als vollkommen utopisch.
FC kalkuliert bisher mit TV-Geld in Höhe von 49 Millionen Euro
Doch ist Geld im Profifußball zwar sagenhaft schnell ausgegeben, aber es gibt auch faszinierende Möglichkeiten, welches zu verdienen. Der Anteil an den Fernseh-Einnahmen gehört zu den größten Batzen im Etat der Kölner. Mit rund 49 Millionen kalkulieren die Kölner für die nächste Saison. Insgesamt schüttet die DFL 1,6 Milliarden Euro an die Vereine aus, der Anteil ergibt sich aus einem Verteilerschlüssel, der auf vier Säulen beruht. Zwei davon machen 93 Prozent der Einnahmen aus und werden anhand des Abschneidens aus den vergangenen fünf Spielzeiten in erster und zweiter Liga bemessen.
Für die Kölner bedeutet das, dass ihre Plätze neun und fünf aus den Jahren 2016 und 2017 noch in die Wertung einfließen. Das Abschneiden der laufenden Saison zählt fünffach, und das macht die Angelegenheit spannend: Derzeit sind die Kölner Elfter, das bedeutete 26 Mal fünf Punkte und damit 130 Punkte, die zu den 221 Zählern der vergangenen vier Jahre addiert würden. Mit diesen aktuell 351 Punkten stünden die Kölner am Saisonende auf Rang 15 der Geldtabelle und kämen auf die kalkulierten 48,6 Millionen Euro. Allerdings könnten sie bei einer besseren Platzierung Mainz (aktuell 354 Punkte ) und Augsburg (356) überflügeln, das brächte jeweils zwei bis drei Millionen Euro. Sollte Werder Bremen Letzter und Köln Siebter werden, wäre sogar Werder in Reichweite. Bei idealem Verlauf könnten die Kölner statt 49 bis zu 60 Millionen Euro erlösen.
Dann blühte nicht nur die Teilnahme am internationalen Wettbewerb. Sondern auch ein gewaltiger Sprung auf der Einnahmenseite.