Köln – Die an den Trainer des 1. FC Köln gestellte Frage, ob er sich die rund um den Klub durchaus mit Spannung erwartete Auslosung zu den Playoffs der Conference League ansehen werde, war wohl eher rhetorischer Natur. Wer Steffen Baumgart kennt, der wusste, dass alleine diese Frage bei ihm die Antwort schon in sich tragen würde. „Nein! Warum denn?“, entgegnete Baumgart am Dienstagmittag prompt. Der Gegner stehe ja schließlich noch nicht fest. Vielmehr beschlich ihn eine Vorahnung: „Ich mache mir eher Gedanken um die Reisepläne. Es gibt einige Länder, bei denen sollte man rechtzeitig mit den Planungen beginnen.“
Baumgarts Gedanken kreisten zu Beginn der Trainingswoche deutlich mehr um andere Themen. Etwa um sein Personal. Konkret um die angeschlagenen Spieler vor dem Bundesliga-Start am Sonntag (17.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Schalke 04. Und natürlich um die Aufarbeitung des Pokal-Aus’ nach Elfmeterschießen beim Zweitligisten Jahn Regensburg. Das war sicher über die kompletten 120 Minuten betrachtet unglücklich, aber unter dem Strich war es eben sportlich und finanziell ein Schlag ins Kontor.
Weiter BVB-Gerüchte um Modeste
Es vergeht derzeit nahezu kein Tag, in dem Anthony Modeste nicht als Neuzugang bei Borussia Dortmund gehandelt wird. Nach Informationen der „WAZ“ soll beim BVB jetzt alles ganz schnell gehen, der Klub wolle noch in dieser Woche einen Ersatz für den an Hodenkrebs erkrankten Sébastian Haller präsentieren. Da FC-Stürmer Modeste angeblich auf der BVB-Liste steht, wird Steffen Baumgart ebenfalls fast täglich mit den Spekulationen konfrontiert.
Der FC-Trainer gelassen: „Die Gerüchte stören mich nicht. Die gibt es immer. Natürlich plane ich mit Tony. Er ist ja hier, trainiert bei mir, wir reden täglich miteinander. Es ist alles gut, wir werden sehen. Ich kann mich nicht jeden Tag mit Gerüchten und Berichten befassen, sondern konzentriere mich auf meine Arbeit. Tony ist ehrgeizig – und das ist entscheidend für einen Trainer.“ (LW)
Steffen Baumgart: „Die Leistung war aber okay“
Doch bei der Analyse war der Ton kein rauer. „Wenn ich das mache, was alle machen, dann hätten wir draufgehauen und gesagt, was die Jungs alles nicht gut gemacht haben. Doch es war ein Spiel, in dem wir viel gut gemacht haben – aber es war am Ende nicht gut genug“, so Baumgart. Deshalb habe das Trainerteam den Spielern auch gute Szenen gezeigt und welche, die sie trotz vielversprechender Ansätze nicht optimal ausgespielt hätten. „Das sind aber Dinge, die nichts mit der Mentalität oder Laufbereitschaft zu tun haben, sondern welche, die wir besser und konsequenter hätten zu Ende spielen können. Die Leistung war aber okay.“
Dennoch ist der FC in einem Wettbewerb bereits zum frühestmöglichen Zeitpunkt gescheitert. „Dass wir ausgeschieden sind, ärgert uns und ist zum Kotzen. Aber so ist das Leben. Ich bin aber nicht sauer auf die Jungs. Auf was denn? Es gibt dafür keinen Grund.“ Das Ergebnis sei schlecht, die Vorstellung aber eben nicht. Und in dem Sinne habe man die Partie auch aufgearbeitet. „In dem Spiel hat mir einiges gefallen und ich sehe uns gut vorbereitet, um auch gut in die Saison zu starten“, sagt Baumgart. Es gehe für den Coach jetzt auch nicht darum, die Euphorie zu dämpfen, sondern mit den Spielern zu arbeiten und sie besser zu machen. „Und das gelingt uns. Wir sind weiter als im letzten Jahr. Und deshalb bin ich überzeugt, dass wir auf Strecke eine gute Saison spielen. Euphorie in Köln zu bremsen hat ohnehin noch keiner geschafft. Das wollen wir auch nicht.“
Hoffnung bei Quartett, Lemperle unterstreicht seine Form
Dass die Euphorie nach einem Spiel offenbar nicht wesentlich abgeflacht ist, zeigte sich beim Dienstag auch rund um den Trainingsplatz. Viele Fans verfolgten die Einheit. Sie bekamen aber ein Quartett nicht zu Gesicht. Anthony Modeste, Mark Uth, Timo Hübers und Benno Schmitz sind seit Regensburg angeschlagen, trainierten aber wieder individuell. Die gute Nachricht: Alle sollen bis Sonntag fit werden. „Morgen, spätestens übermorgen, sollen alle wieder dabei sein“, sagte Baumgart. Beim finalen Trainingsspiel fehlte sogar ein Quintett. Für Sebastian Andersson, Bright Arrey-Mbi, Joshua Schwirten, Florian Dietz und Steffen Tigges war offenbar kein Platz mehr, sie trotteten vorzeitig in Richtung Kabine.
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Auch das zeigt: Der Konkurrenzkampf im großen Kader ist enorm. Vor allem im Sturm. Tigges müsse nach seiner langen Verletzungspause erst einmal an Florian Dietz vorbei, so Baumgart. Auf beide hatte der Coach in Regensburg verzichtet. Im Gegensatz zu Tim Lemperle, der zu Beginn der Verlängerung eingewechselt wurde. „Tim hat drei Tore in der Vorbereitung erzielt. Und als er ins Spiel rein kam, hat er für viel Schwung gesorgt“, lobte Baumgart. Der 20-Jährige ist formstark und scheint zu Höherem berufen. Doch Baumgart sagt: „Nein, Tim ist aus meiner Sicht noch kein Startelf-Kandidat – auch wenn er selbst das glaubt.“ An der Seite von Modeste begann in Regensburg Neuzugang Sargis Adamyan. Der habe mehr Erfahrung, vor allem in den entscheidenden Situationen vor dem Tor, so Baumgart. Und der gleichaltrige Jan Thielmann sei bereits noch mehr im Bundesligafußball angekommen – auch wenn sich Lemperle im Vergleich zum Sommer 2021 da klar verbessert habe. Baumgart: „Tim ist auf einem guten Weg. Wenn er in der Joker-Rolle seine Leistung bringt, dann wird er peu à peu mehr Spielminuten erhalten.“
Da hat Lemperle fast noch Glück im Vergleich zu Ondrej Duda, der weiter seinen Trainingsrückstand aufholt. Doch auch beim Slowaken, der zu selten sein Talent auf den Platz bringt, fand der Trainer klare Worte. Der sei zwar fleißig, doch nur den Rückstand aufzuholen, werde nicht reichen. „Du musst schon zeigen, dass du besser bist, um konsequent dabei zu sein.“